Dienstag, 21. Dezember 2010

Über den Apostel Thomas



Herr Roloff hat diesen sehr schönen Text über „seinen“ Heiligen geschrieben, den Apostel Thomas. Und ich habe ein paar Bilder vom heutigen Tag hinzugefügt. Es war ein ziemlich kalter, aber angenehm sonniger Tag. Wie man ersehen kann, steht das zwar dem letzten Satz des Roloff’schen Textes im Wege, aber ich hoffe, daß das trotzdem kein schlechtes Omen für das kommende Jahr war.


Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!

Gedanken zum Thomas-Tag

Der 21. Dezember markiert die längste Nacht und den kürzesten Tag des Jahres. Es ist die Nacht, die den Zweifel gebiert, und es ist der Apostel Thomas, der im Kreise der Jünger der Zweifler genannt wird, und dessen Gedenken die Kirche am 21. Dezember begeht.

Thomas ist eine ganz auffällige und bedeutungsschwere Gestalt in der Gemeinschaft Jesu. Sein Name bedeutet Zwilling. Die Überlieferung sieht darin nur einen Beinahmen und setzt die Person gleich mit Judas, einem der Brüder Jesu. Manchmal wird er sogar als Zwillingsbruder Jesu angesehen. Die im Zwilling ausgedrückte Zweiheit kann aber auch auf die eigentlichen Urgründe des Zweifels hin gedeutet werden. Dort nämlich, wo eine ursprünglich vorhandene Einheit verloren geht, da beginnt der Mensch zu zweifeln. Der Zweifel gehört darum zum Menschen und zum Glauben. Das Johannesevangelium bringt das in drei Szenen eindrucksvoll zum Ausdruck. Als Jesus aufbrechen will, um Lazarus, der gestorben war, wieder zu erwecken, sagt Thomas resigniert: „Lasst uns mitziehen, dass wir mit ihm sterben!“ Auch im Rahmen der Leidensankündigung Jesu erweist sich Thomas als der Zweifler, denn auf die Feststellung Jesu „Und wo ich hingehe, den Weg dorthin kennt ihr“, entgegnet Thomas: „Herr, wir wissen nicht, wo du hingehst und wie sollen wir den Weg wissen?“ Damit gibt er Jesu Anlass zu der Offenbarung: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.“


Berühmtheit aber erlangte die Geschichte vom achten Tag nach der Auferstehung des Herrn. Thomas war nämlich nicht bei den anderen Jüngern gewesen, als Jesu diesen erstmals erschien und bezweifelte ihre Erzählungen. „Wenn ich nicht in seinen Händen die Nägelmale sehe und lege meinen Finger in die Nägelmale und lege meine Hand in seine Seite, kann ich´s nicht glauben.“ Die Finsternis des Zweifels umhüllte Thomas. Das nächste Mal war Thomas dann bei den Jüngern, als Jesus kam, und dieser sprach zu ihm: „Reiche deinen Finger her und siehe meine Hände und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite und sei nicht ungläubig sondern gläubig!“ Thomas antwortete: „Mein Herr und mein Gott!“ Mit diesen Worten ist er der erste Apostel, der die Gottheit Jesu bekennt, woher sicher seine besondere Stellung im Jüngerkreis herrührt. Gregor der Große hat wohl auch darum formuliert: „Dieser Apostel habe durch seinen Unglauben unserem Glauben mehr genützt, als die übrigen Apostel durch ihren Glauben.“ Dass diese Einschätzung zutreffend ist, lässt sich sicher auch durch das dieser Szene unmittelbar folgende Wort des Auferstandenen zeigen, das sogar sprichwörtlich wurde: „Weil du mich gesehen hast, Thomas, so glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!“ Der Mensch soll gerade in der jeweiligen Finsternis seiner Zeit am Glauben der Väter festhalten und sich durch ihn führen und halten lassen, denn nur das Licht des Glaubens durchdringt am Ende alle Finsternis.


Der Legende nach soll Thomas nach der Himmelfahrt des Herrn Richtung Osten gezogen sein und das Evangelium verkündet haben. Er gilt als Apostel Indiens. Auf dem Wege dahin sollen ihm übrigens die Heiligen Drei Könige begegnet sein. Er hat sie getauft und zu Bischöfen ernannt. In Indien war Thomas dann als Baumeister tätig, weshalb sein Attribut das Winkelmaß ist und er zum Patron der Architekten, Maurer, Bau- und Zimmerleute wurde. Bezeichnender Weise wurde er aber seiner Zweifel wegen auch zum Patron der Theologen. Die römische Kirche hat seinen Gedenktag in der Kalenderreform des Jahres 1970 auf den 3. Juli verlegt. In der Pilgerkirche Santa Croce in Gerusalemme in Rom wird übrigens der Finger gezeigt, den Thomas dem Herrn in die Wundmale legte. Eine Bauernregel besagt: „Wenn´s St. Thomas dunkel war gibt’s ein schönes Jahr“.

Thomas Roloff

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