Als ob ein Raubtier, nein nicht in den Nacken beißt, sondern ins Herz, und man spürt, es ist noch da, das Herz… Zum Glück aber ist es „nur“ Gesang und wir überleben. Die Rede ist von „Der Callas“, jemand, dessen Ruhm umso mehr wächst, je länger er tot ist, ungewöhnlich für einen Sänger, aber wir haben eben zum Glück, die, wenn auch teilweise dürftigen, Zeugnisse.
Von einem Farinelli, der kurioserweise auch an einem 16. September (1782) starb – ebenso eine Ikone seiner Zeit - haben wir bloß Berichte und neuere Rekonstruktionsversuche. Aber stimmt dies überhaupt, wußten die damals Lebenden, wen sie unter sich hatten? Sie hatte sich früh verausgabt, war zu einer Art Boulevardberühmtheit geworden und starb elend einsam, eine bald vergessene Diva hätte man meinen müssen damals, vermutlich. Aber heute wissen wir mehr.
Nicht schon wieder ein unbeendeter Beitrag, meinte ich, und höre nun seit gestern die Callas, die starb nämlich am 16. September 1977, und ich habe immer noch keine Erklärung, woher die Faszination ihrer Stimme rührt. Das ist üblich. Blickt man auf die Äußerungen über sie - mehr ein Gestammel (anderes Beispiel). Doch dies hier wäre zu empfehlen. Es ist übrigens nicht das erste Mal, daß ihr Name hier auftaucht, früher einmal meinte ich dies bemerken zu müssen - ein Trost zu lesen, daß man nicht immer nur Platitüden von sich gegeben hat, zumindest versuche ich mir das gerade einzureden.
Selbst eine Ingeborg Bachmann mußte sich sichtlich herankämpfen, um eine “Hommage à Maria Callas“ zustande zu bringen, und sie ist nicht unbedingt als sprachschüchtern bekannt:
„Maria Callas ist kein `Stimmwunder`, sie ist weit davon entfernt oder sehr nahe davon, denn sie ist die einzige Kreatur, die je eine Opernbühne betreten hat.“
„Nicht ihre Koloraturen, und sie sind überwältigend, nicht ihre Arien, nicht ihre Partnerschaft allein ist außerordentlich, sondern allein ihr Atemholen, ihr Aussprechen.“
„Sie kann einen Ausdruck verfehlen, weil sie weiß, was Ausdruck überhaupt ist… Sie hat nicht Rollen gesungen, niemals, sondern auf der Rasierklinge gelebt.“
„Sie war das letzte Märchen, die letzte Wirklichkeit, denen ein Zuhörer hofft, teilhaftig zu werden...
Es ist sehr schwer oder sehr leicht, Größe anzuerkennen. Die Callas – ja, wann hat sie gelebt, wann wird sie sterben? - ist groß, ist ein Mensch, ist unvertraut in einer Welt der Mediokrität und der Perfektion.“
Ja. Die Stimme ist mitunter geradezu schmerzhaft nicht schön. Aber sie ist immer wahr. Als ob ein Abgrund aufgerissen würde, vor dem jede Frage nach dem Vorgestellten zu verstummen hat. Nahezu jenseits von Kunst. Kunst, wenn sie diesen Namen verdient, und wir mögen den Begriff fast nicht mehr, hat die Essenz des Menschlichen zu packen, festzuhalten, zu ergreifen, zu begreifen. Deshalb wird, solange Menschen existieren, der Name „Callas“ bekannt sein.
zu Ende geschrieben am 17. September
1 Kommentar:
Her voice was definitely distinctive. On the "Opera Quiz" during Metropolitan Opera broadcasts, there was frequently a question where the panelists were to identify recorded singers performing the same passage. Whenever Callas was one of the singers, she was always identified immediately. I never saw her in person, but in videos of staged performances she always seems to be acting the role very well, as well as singing impressively.
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