Donnerstag, 29. September 2011

Über den Erzengel Michael und alle Engel

Mont-Saint-Michel, Normandie
hier gefunden

„Michael ist verdolmetschet: ‚Wer ist Gott gleich?‘ Davon schreibt Sanct Gregorius: ‚Also oft großes Wunder soll geschehen, so wird Sanct Michael ausgesandt, daß aus demselben Werk und aus dem Namen offenbar werde, daß niemand so große Werke mag vollbringen als Gott‘. Darum werden Sanct Michael gar viel wunderlich große Werke zugewiesen. Denn er wird zu der Zeit des Antichrist aufstehen, als Daniel schreibt, und wird ein Beschützer und Hüter sein der Auserwählten; er hat mit dem Drachen gekämpft und seinen Engeln und hat sie aus dem Himmel hinabgestoßen und großen Sieg gewonnen. Er hat mit dem Teufel um Moysis Leichnam gestritten, den der Teufel wollte hinstellen, daß ihn die Juden als ihren Gott sollten anbeten. Er empfängt auch die Seelen der Heiligen und führt sie ins Paradies der Freuden. Er war einst der Fürst der Synagoge, nun aber hat ihn der Herr zum Fürsten der Kirche gemacht. Er hat, als man spricht, die Aegypter mit den Plagen geschlagen, das Rote Meer zerteilet, das Volk durch die Wüste geleitet und in das gelobte Land geführt. In der heiligen Engel Heer ist er der Bannerträger Christi. Er wird auf des Herrn Befehl den Antichrist auf dem Ölberge töten mit großer Kraft. Auf seine Stimme werden die Toten erstehen. Er wird am jüngsten Tag herfürtragen das Kreuz und die Nägel, die Lanze und die Dornenkrone.“

aus der "Legenda aurea" des Jacobus de Voragine

Heute ist der Tag des Erzengels Michael und aller Engel. Fast hätte ich versäumt, etwas aus diesem Anlaß zu schreiben, wo ich es doch die vergangenen 3 Jahre zustande brachte (zugestandenermaßen erfolgt der Nachtrag einen Tag später). Letztes Jahr sprach ich von Rilke und daß der Hl. Michael der Schutzpatron des Heiligen Römischen Reiches war, das Jahr zuvor brachte ich einen Beitrag des Herrn Roloff aus diesem Anlaß und davor sinnierte ich ein wenig über die Allerheiligenlitanei.

Josse Lieferinxe
Hl. Michael, den Drachen tötend
hier gefunden

Also des Hl. Michael wurde durchaus gedacht an diesem Ort. Und die Engel? Da retten wir uns mit Rilke:

Rainer Maria Rilke

Der Engel


Mit einem Neigen seiner Stirne weist
er weit von sich was einschränkt und verpflichtet;
denn durch sein Herz geht riesig aufgerichtet
das ewig Kommende das kreist.

Die tiefen Himmel stehn ihm voll Gestalten,
und jede kann ihm rufen: komm, erkenn -.
Gieb seinen leichten Händen nichts zu halten
aus deinem Lastenden. Sie kämen denn

bei Nacht zu dir, dich ringender zu prüfen,
und gingen wie Erzürnte durch das Haus
und griffen dich als ob sie dich erschüfen
und brächen dich aus deiner Form heraus.

zu Ende geschrieben am 30. September

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