Montag, 18. Januar 2010

Reichsgründungstag


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Ernst Moritz Arndt

Der Gott, der Eisen wachsen ließ

Der Gott, der Eisen wachsen ließ,
der wollte keine Knechte,
drum gab er Säbel, Schwert und Spieß
dem Mann in seine Rechte,
drum gab er ihm den kühnen Mut,
den Zorn der freien Rede,
daß er bestände bis aufs Blut,
bis in den Tod die Fehde.

So wollen wir, was Gott gewollt,
mit rechten Treuen halten
und nimmer um Tyrannensold
die Menschenschädel spalten.
Doch wer für Schand und Tande ficht,
den hauen wir in Scherben,
der soll im deutschen Lande nicht
mit deutschen Männern erben!

O Deutschland heil’ges Vaterland,
o deutsche Lieb’ und Treue!
Du hohes Land, du schönes Land,
wir schwören dir aufs Neue:
Dem Buben und dem Knecht die Acht,
der speise Kräh’n und Raben!
So ziehen wir aus zur Hermannsschlacht
Und wollen Rache haben.

Laßt brausen, was nur brausen kann,
in hellen, lichten Flammen!
Ihr Deutsche alle Mann für Mann,
zum heil’gen Krieg zusammen!
Und hebt die Herzen himmelan
Und himmelan die Hände,
und rufet alle Mann für Mann:
Die Knechtschaft hat ein Ende.

Laßt wehen, was nur wehen kann,
Standarten weh’n und Fahnen,
wir wollen heut uns Mann für Mann
zum Heldentod ermahnen.
Auf! Fliege hohes Siegspanier,
voran den kühnen Reihen!
Wir siegen oder sterben hier
Den süßen Tod der Freien.

Ein sehr patriotisches Lied, etwas fremd geworden in den letzten 200 Jahren in seinem martialischen Tonfall, denn Ernst-Moritz Arndt hat es bereits 1812 geschrieben, da versuchten sich die deutschen Lande gerade von ihrem Befreier Napoleon zu befreien. Genauer gesagt, war letzterer damit beschäftigt, in Rußland zu scheitern und Arndt als ein glühender Agitator der deutschen Freiheit und des deutschen Selbstbewußtseins versuchte an die Selbstachtung der Deutschen zu appellieren und sie zum Widerstand gegen den Okkupanten anzustacheln.

Daß zu dieser Zeit die Franzosen nicht unbedingt beliebte Nachbarn waren, sollte einleuchten. Arndt aber war zudem der Meinung, daß es einen unverfälschten Volkscharakter zu verteidigen gälte, um solcherlei Übergriffe für die Zukunft auszuschließen. Man darf nicht vergessen, daß durch den Niedergang des Heiligen Römischen Reiches sich in den letzten Jahrhunderten fremde Mächte bis zum Exzeß immer wieder in Deutschland ausgetobt hatten, etwa die Franzosen unter Ludwig XIV. in der Pfalz. Bei Arndt führte das nun zu einer militanten Antipathie gegen alles Fremde, seien es Franzosen oder Juden, die ihm heute vorgeworfen wird.

Nun gehört Geschichtswissen geschweige denn –verständnis nicht unbedingt zu den Eigenschaften der Meinungsstarken, am wenigsten bei denen, die in Säuberungsphantasien schwelgen. Dies ist auch der Grund, warum ich dies überhaupt erwähne, denn wenn ich persönlich auch nicht der größte Arndt-Fan bin, so ist doch die Kampagne interessant, weil typisch für die Gegenwart, die gerade an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifwald eine erste Niederlage einstecken mußte. Bei einer Urabstimmung letzten Freitag unter den Studenten dort entfielen nämlich mehr als die Hälfte der gültigen Stimmen (knapp 56 Prozent) gegen den Wunsch einer Kampagne, diesen Namen zu beseitigen. Ein Vorgang, der in den Medien dieses Landes nicht unbedingt die Aufmerksamkeit fand, die er sicher gehabt hätte, wenn das Ergebnis andersherum ausgefallen wäre. Aber ich will mich dahinein nicht weiter vertiefen, es gibt Gründe, warum ich die letzten 80 Jahre am liebsten unbeachtet lasse. Einer davon ist, daß derartige Purifizierungsphantasien, die sehr in Mode gekommen sind, immer auch etwas verdeckt gewalttätiges haben. Kurioserweise landen sie in diesem Fall damit genau bei der Denkstruktur, die sie doch zu bekämpfen vorgeben.

Ein anderes: Wenn man so will, wurde heute in Versailles mit der Kaiserproklamation vom 18. Januar 1871 der deutsche Staat gegründet, in dem wir heute noch leben. Staatsrechtlich ist das wohl so, auch wenn heutzutage ungern daran erinnert wird. Der Beckmesser könnte allerdings einwenden, daß dieser Staat noch ein paar Tage älter ist, denn letztlich war dieses „Deutsche Reich“ nur die Erweiterung des „Norddeutschen Bundes“, dessen Verfassung am 1. Juli 1867 in Kraft trat. Aber genug Geschichte für heute.

3 Kommentare:

Walter A. Aue hat gesagt…

George Santayana once famously wrote that "those who cannot remember the past are condemned to repeat it".

Erasing history enhances that effect, whether or not done ad majorem Dei gloriam (or for some self-proclaimed confidants of His - or, for that matter, their do-gooding secular equivalents).

If we may not know the truth, the truth cannot make us free. Who knows, it might have come from the great Gardener Himself - He, who once planted the Tree of Knowledge and then sent us to the East of Eden...

Pilgrim hat gesagt…

Wrong gun! The Bundesrepublik is the legal follower of the Reich! Propz Pilgrim

MartininBroda hat gesagt…

@Pilgrim Sorry, but the "Bundesverfassungsgericht" has had a different opinion in this case (1973):
"Mit der Errichtung der Bundesrepublik Deutschland wurde nicht ein neuer westdeutscher Staat gegründet, sondern ein Teil Deutschlands neu organisiert […]. Die Bundesrepublik Deutschland ist also nicht 'Rechtsnachfolger' des Deutschen Reiches, sondern als Staat identisch mit dem Staat 'Deutsches Reich', – in bezug auf seine räumliche Ausdehnung allerdings 'teilidentisch', so daß insoweit die Identität keine Ausschließlichkeit beansprucht. […] Sie beschränkt staatsrechtlich ihre Hoheitsgewalt auf den 'Geltungsbereich des Grundgesetzes'."