Sonntag, 31. Juli 2011

Sonntag &

roughly translated

Das heutige Sonntagsgericht war gewissermaßen ein Déjà-vu, die Wiederholung desselbigen von vor 14 Tagen, mit kleinen Variationen. Diesmal kamen zu den in Butterschmalz angedünsteten und dann mit dem Fisch geschmorten Mohrrüben, Zwiebeln, Sellerie und Porree Lauchzwiebeln und Paprika hinzu; und der Fisch war ein Zander.


Offen gestandenen hat mir die Variante mit Lachs besser gefallen. Gestern noch war ich mir nicht sicher, ob wir heute auf der Terrasse würden essen können. Die ist zwar überdacht, aber da es in den letzten Tagen vor allem eines tat, nämlich regnen, fing die Tischdecke schon zu tropfen an, und wenn der Wind den feinen Regen-Nebel so unters Dach drückt, das ist doch auch nicht wirklich angenehm.


Die Tomaten haben dieses tomaten-unfreundliche Wetter bisher leidlich überstanden, zum Beweis dieses Bild. Ich hatte schon erwogen, Bilder von ertrunkenen Gärten etc., die es hier gerade reichlich gibt, zu veröffentlichen, aber irgendwie verweigere ich mich gerade depressiven Anwandlungen.


Today's Sunday dish was a sort of déjà vu, more or less the same as 14 days ago, with small variations. This time were added to the in butter sautéed carrots, onions, celery and leek - spring onions and peppers, and then braised with the fish again of course, oh and the fish was a walleye. Frankly said I rather liked the version with salmon. Yesterday I wasn’t sure whether we would be able to eat on the terrace again today or not. It’s covered, but because recently the weather was adequately described with one word - rain, the tablecloth started to drop already, and when the wind suppresses fine rain-mist under the roof, that's not really pleasant. The tomatoes have this tomato-unfriendly weather so far survived fairly well, this image as a proof. I was pondering to publish pictures of drowned gardens etc. too, there are plenty at the moment here, but somehow I refuse to appear as being in a depressed mood.

Erbauliches zum Sonntag

St. Nikolaikirche, Potsdam © Andreas Fränzel
hier gefunden

Herr Roloff hat heute in der Hauptkirche Potsdams St. Nikolai diese Gastpredigt gehalten, die ich gern nachfolgend mitteilen will. Um so mehr, als mir dies auch Gelegenheit gibt, wieder an einen Ort zu erinnern, der mir einmal sehr nah war.

Predigt zum 6. Sonntag nach Trinitatis
am 31. Juli 2011 in St. Nikolai zu Potsdam


5 Mose 7,6-12

Gnade sei mit Euch und Friede von Gott unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Amen

Liebe Gemeinde,

Du bist ein heiliges Volk, das ist der Zuspruch, den wir heute aus dem 5. Mosebuch erfahren. Du bist ein heiliges Volk! Aufgabe der Predigt nun ist es, zu entfalten, was wir darunter zu verstehen haben und welche Konsequenzen uns daraus erwachsen.

Dass wir für diese Überlegungen an das Alte Testament verwiesen werden, gehört zur guten Ordnung unserer Kirche. Es bewahrt uns vor dem Hochmut, der uns verleiten könnte anzunehmen, wir hätten unseren Grund in uns selbst.

Das Volk Gottes ist viel älter als unser Volk es ist, das Volk Gottes ist auch viel älter als die Kirche es ist. Mit dem heutigen Predigttext gelangen wir in die Urzeit der Vorstellung vom Volk Gottes.

Das erste, was uns auffällt, ist die Tatsache, dass Gott sich sein Volk erwählt. Dem Volke Israel wird offenbart: Dich hat der Herr, Dein Gott, erwählt zum Volk des Eigentums aus allen Völkern, die auf Erden sind.

Es gibt Menschen, die haben Probleme damit, dass ein Volk erwählt ist und alle anderen nicht. Sie halten das für ungerecht und für einen Verstoß gegen die Gleichheit aller. Sie behaupten, damit wären alle anderen Völker diskriminiert.

Diese Haltung ist kein Atheismus. Dem Atheisten kann es egal sein, welches Volk der Gott, an dessen Wirklichkeit er nicht glaubt, sich erwählt. Diese Haltung ist schlimmer als der Atheismus, weil sich in ihr Hass auf Gott ausdrückt, den man für ungerecht hält.

Wir hingegen müssen ganz nüchtern feststellen: Natürlich gibt es Unterschiede zwischen Völkern. Sie sind genauso normal und vielfältig wie es die Unterschiede sind, die es zwischen Menschen gibt. Es wäre ganz unsinnig, wirklichkeits- und wahrheitsfern, sie zu leugnen.

Der Text im 5. Mosebuch gibt uns aber sogleich Aufklärung darüber, wie diese Erwählung zu verstehen ist.

„Nicht hat euch der Herr angenommen und euch erwählt, weil ihr größer wäret als alle Völker – denn du bist das kleinste unter den Völkern -, sondern weil er euch geliebt hat.“ So heißt es dort.

Es gibt nichts, worauf sich das erwählte Volk etwas einbilden könnte, es ist mitnichten größer oder mächtiger als andere Völker. Es hat auch keinen Vorrang, sondern es hat zunächst und vor allem eine Aufgabe. Dieses Volk soll die Liebe Gottes in der Welt sichtbar werden lassen.
Gott hat seine Liebe zu diesem Volk entdeckt und will, dass sie in der Welt sichtbar wird, denn es ist gut für diese Welt, dass diese Liebe sichtbar in ihr ist. Gott tut darin genauso wenig ein Unrecht, wie es der verliebte junge Mann tut, der seine Liebe zu einem Mädchen herausschreit. Vielmehr sind alle diejenigen der Sünde des Neides und der Missgunst schuldig, die den beiden ihre Liebe und ihr Glück nicht gönnen. Alle anderen Menschen aber können sich mit den Verliebten freuen und werden spüren, dass auch ihr Leben heller und schöner wird durch diese Freude, die sie empfinden.

Vielleicht heiraten unsere beiden Verliebten auch irgendwann und geben sich damit ein verpflichtendes Versprechen. Offenbar gehören die Liebe und das Versprechen nämlich wirklich schon immer fest zusammen.

Auch unser Text fährt fort: Er hat sein Volk erwählt, damit er seinen Eid hielte, den er den Vätern geschworen hat.

Nichts ist verwerflich daran, wenn jemand sein Liebesversprechen auch tatsächlich hält, schon gar nicht, wenn Gott dies tut.

Und nun wird mit bekenntnishaften Worten daran erinnert, dass Gott sein Volk mit mächtiger Hand aus Ägypten herausgeführt und aus der Knechtschaft des Pharaos erlöst hat. Auch das hat Gott vor aller Welt getan, damit die Welt erzittere vor Staunen über seine Gewalt, die eine Gewalt der Liebe ist.

Es erweist sich auch wieder, wie so oft im Leben, dass, wenn man nur geduldig ist, man auch auf alle Fragen Antwort erhalten wird. Im weiteren Vers unseres Textes heißt es nämlich plötzlich nicht mehr ihr und euch, sondern DU.

„So sollst du nun wissen, dass der Herr, dein Gott, allein Gott ist, der treue Gott, der den Bund und die Barmherzigkeit bis ins tausendste Glied hält denen, die ihn lieben und seine Gebote halten.“

Du sollst wissen, hier offenbart sich der alleinige, der einzige und der treue Gott, der den Bund und die Barmherzigkeit hält.

Der Bund und die Barmherzigkeit sind ein schöner Ausdruck dafür, dass bei Gott alles unlöslich und gleichzeitig Ordnung seiner Weisheit und Regung seines Herzens ist. Er hält Bund und Barmherzigkeit. Darum sollen auch wir Menschen unseren guten Herzensregungen verlässliche Ordnungen geben und sie auch halten. Sie können ein Weg sein, unsere Liebe zu Gott auszudrücken, genauso wie das Halten seiner Gebote.

Oft werden die Gebote als ein Zwang von Verboten diffamiert, der den Menschen auferlegt ist. Betrachten wir sie aber an dieser Stelle genau, dann erkennen wir, wie sehr sie Ordnung von Gottes Barmherzigkeit sind. Denn jeder der tötet, der zerstört immer auch sich selbst. Jeder der die Ehe bricht, der zerstört auch die tiefste Hoffnung seines Herzens auf Treue. Jeder der lügt, verstrickt sich doch selbst unlöslich in die Unwahrheit. Und ein Leben in der Lüge ist immer gescheitertes Leben.

Darum sucht die Liebe zum alleinigen Gott in euch. Darum allein macht Gott seine Liebe in der Welt sichtbar, dass die Welt ihn mit ihrer Liebe suchen möge. Das Volk Gottes findet darin Gemeinsamkeit, Verantwortung und auch Verwandtschaft.

Von seinem äußeren Weg ist Gott mit seinem erwählten Volk sehr eigentümlich verfahren. Aus Ägypten führte er es ins gelobte Land, ließ es ein Reich gründen, das mit David und Salomo Könige hervorbrachte, die ihresgleichen suchen. In Jerusalem entstanden der Tempel dieses Volkes und eine bemerkenswerte Frömmigkeit. Das Reich aber hatte keinen Bestand, der Tempel wurde im Jahre 70 endgültig zerstört, das Volk Israel in alle Welt zerstreut. Was immer uns diese Geschehnisse im Einzelnen noch zu sagen haben, zeigen sie uns doch nur den äußeren Rahmen der Geschichte.

Denn wir verkünden der Welt, dass mit Christus die Erwählung des Volkes Israel für immer bewahrt und doch gleichzeitig an die ganze Welt verschenkt wurde. Die Erwählung des Volkes Israel bleibt in Christus bestehen, und dennoch ist der Horizont aufgerissen, damit Gott sich sein Volk in der Taufe aus allen Völkern erwählen kann. Gottes Liebe hat sich in der Geschichte sichtbar, erlebbar und dauerhaft gemacht, damit sie alle erreicht.

Jan Assmann hat in seinem bemerkenswerten Buch „Mose der Ägypter“ den Satz aufgeschrieben: „Da Gott seine Absichten in der Geschichte versteckt hat, wird historische Forschung zur theologischen Aufgabe oder lässt sich als solche legitimieren.“

Als Christen viel mehr als alle anderen müssen wir die Geschichte ernst nehmen als den Ort, an dem sich Gottes Wille ausdrückt. Der Hochmut verführt die Menschen immer wieder dazu, die Geschichte als etwas zu benutzen, was sie meinen aus ihren kleinen Begriffen von Gerechtigkeit Gott um die Ohren hauen zu dürfen, oder gar an seiner Statt die Gerechtigkeit selber herstellen zu müssen.

Dabei lehrt uns die Geschichte doch mit großer Eindringlichkeit wieder und wieder, dass Menschen und Völker nie das Gleiche empfangen und haben werden, sondern das sie den Dienst tun sollen, der ihnen auferlegt ist, nämlich ihn zu lieben und seine Gebote zu halten. Er wird nämlich „ins Angesicht vergelten denen, die ihn hassen, und bringt sie um und säumt nicht zu vergelten!“

Immer müssen wir dabei daran denken, dass einer der größten Unterschiede zwischen Gott und Mensch darin besteht, dass wir nur einen kleinen Ausschnitt der Geschichte selbst erleben, sie vor Gott aber, der gestern, heute, morgen und derselbe in Ewigkeit ist, steht sie immer als Ganzes. Seine Gerechtigkeit erklärt sich erst und nur in der Ganzheit der Geschichte. Insofern ist diese Ganzheit der Geschichte der eigentliche und tiefste Ausdruck auch für das Jüngste Gericht, das wir erwarten, uns als Menschen aber immer nur als ein künftiges denken können.

Einzig Gott macht uns gleich und gerecht, durch die Liebe, die er auf seinen Wegen lässt sichtbar werden in uns und in unserer Welt!

Amen

Und der Friede Gottes, welcher höher ist, denn alle unsere Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.

Amen
Thomas Roloff

Samstag, 30. Juli 2011

Thomas Gray

Der Blogger Jay hat sehr unterhaltsam beschrieben, warum er Thomas Gray eigentlich nicht leiden mag, auch wenn der eines der bekanntesten Gedichte englischer Sprache geschrieben hat. Johann Gottfried Seume hat davon eine Übersetzung verfertigt, und da mich diese unordentlichen Belege im Web immer etwas stören, habe ich mir die kleine Mühe gemacht, bei ihm nachzulesen, das Ergebnis folgt im Anschluß:

Thomas Gray

Elegie, geschrieben auf einem Dorfkirchhof

Die Abendglocke tönt den Tag zur Ruh,
Die Heerden schleichen blökend vom Revier;
Der Pflüger rudert schwer der Hütte zu.
Und läßt die Welt der Dunkelheit und mir.

Der Glanz der Gegend schmilzt nun Zug für Zug,
Und tiefe Feierstille hält die Luft;
Der Käfer dröhnt nur dort noch seinen Flug,
Wo Schlummerklang zum fernen Pfürche ruft.

Nur dort tönts noch durch alte Rudera,
Wo es der Eule Murrsinn Lunen klagt,
Daß noch ein Wandrer, ihrer Grotte nah,
Ihr ödes Heiligtum zu stören wagt.

An dieser Ulme, diesem Eschenbaum,
Wo sich der Grund in Moderhügeln hebt,
Ruhn rohe Ahnen in dem engen Raum,
Die in dem kleinen Dörfchen einst gelebt.

Des Morgens Balsamduft am Lindengang.
Vom Binsendach der Schwalbe Wirbellauf,
Des Hahnes Krähn, des Hornes Wiederklang
Weckt sie nicht mehr vom kleinen Lager auf.

Für dich brennt nun der gute Herd nicht mehr;
Kein Hausweib sorgt für deinen Abendgruß;
Kein Knabe lauscht des Vaters Wiederkehr.
Und klimmt mit Neid am Knie um einen Kuß.

Oft sank das Korn in ihrer Eisenhand,
Oft riß das Brachfeld unter ihrem Pflug:
Wie fröhlich trieb ihr Fuhrwerk über Land!
Wie fiel der Wald, wenn ihre Sehne schlug!

Verspotte nie der Ehrgeiz ihre Müh,
Ihr unbekanntes Glück, ihr kleines Fest;
Hohnlächle nie die Größe über sie,
Wenn sie das Buch der Armuth lesen läßt.

Der Wappen Prahlerey, der Pomp der Macht,
Was je der Reichtum und was Schönheit gab,
Sinkt unerlöslich hin in Eine Nacht:
Der Pfad der Ehre führet nur ins Grab.

Ihr Stolzen, rechnet nicht es ihnen an,
Wenn auf ihr Grab der Ruf nicht Marmor hebt,
Wo durch das Chorgewölbe himmelan
Des Lobes Note schwellend wieder bebt!

Ruft je der Urne, ruft der Büste Laub
Mit Künstlergeist den fliehnden Hauch empor?
Belebt des Ruhmes Stimme je den Staub?
Rührt Schmeichelei des Todes kaltes Ohr?

Vielleicht in diesem dunkeln Winkel ruht
Ein Herz, auch einst von Götterfeuer warm;
Und Hände für der Laute Freudenglut,
Und für des Scepters Schwung ein Heldenarm.

Doch Wissenschaft entrollt ihr großes Buch,
Reich von der Zeiten Raub, nicht ihrem Blick:
Der starre Mangel hemmt den Kraftversuch,
Und drängt der Seele Schöpferstrom zurück.

Des Meeres fadenloser Boden hält
So manche Perle, deren Farbe glüht;
Und manches Lenzes schönste Blume fällt,
Die ungenossen in der Wildniß blüht.

Hier schläft vielleicht ein Hampden, dessen Muth
Dem kleinen Dorftyrannen widerstand;
Ein stummer Milton unbekannter Glut,
Ein Kromwell, schuldlos an dem Vaterland!

Ihr Loos war nicht des Beyfalls Jubelton,
Nicht in dem Schmerz die stolze Apathie;
Sie sah'n sich nicht im Blicke der Nation,
Der ihrer Weisheit Überfluß verlieh.

Ihr Tugendflug, ihr Lasterlauf begränzt,
Verbot ihr Loos den Weg zu einem Thron,
Der von dem Blute der Erschlagnen glänzt,
Oft allem wahren Menschensinne Hohn.

Gewissensangst war ihnen Strahlenlicht,
Erstickt war nie die Röte holder Scham;
Sie opferten dem Stolz der Schwelger nicht
Mit Weihrauch, den man frech der Muse nahm.

Fern von des Thorenhausens niederm Zank,
Verirrte nie sich ihre Nüchternheit;
Geräuschlos wandelten sie ihren Gang
Durch's kühle stille Tal der Lebenszeit.

Ein kleines Denkmahl, das als Ehrenschild
Nur ihren Staub vor Schmähsucht decken soll,
Ein harter Reim, ein schlecht geformtes Bild
Verlangen eines Seufzers leichten Zoll.

Ihr Nam', ihr Jahr von ungelehrter Hand,
Ist ihnen mehr als Ruhm der Dichtung werth;
Und ländlich zieht die Muse rund am Rand
Den Spruch der Bibel, welcher sterben lehrt.

Am Freunde hing der Geist noch, als er schied,
Die Zähre that noch dunkeln Augen gut;
Auch aus dem Grabe ruft Natur ihr Lied,
Und in der Asche lebt die alte Glut.

Von mir, der ich von meinen Brüdern hier
Ganz ohne Kunst das kleine Lied gesagt,
Wenn einsam in Betrachtungen nach mir
Einst eine reinverwandte Seele fragt,

Von mir spricht einst vielleicht ein greiser Mann:
"Oft, wenn das Morgenrot im Osten hing,
Sahn wir ihn, wie er schnell den Berg hinan
Der Morgensonn‘ im Tau entgegen ging.

Dort, wo die Buche, deren Wurzel weit
Und hoch sich windet, an dem Ufer nickt,
Lag er am Mittag mit Behaglichkeit
Lang über jenen Kieselbach gebückt.

Verächtlich lächelnd schlich er dort herum
Am Walde, Grillen murmelnd und betrübt,
Wehmüthig, wie verloren, bleich und stumm,
Wie einer, welcher ohne Hoffnung liebt.

Einst sah ich früh ihn an dem Hügel nicht,
Nicht auf der Heide, nicht am Lieblingsbaum,
Noch mißt ich ihn am zweyten Morgenlicht
An seinem Bach und an des Waldes Saum.

Den dritten Tag erschien ein Leichenzug,
Der langsam ihn den Kirchengang herab
Mit Totenmelodie zur Ruhe trug;
Komm, lies; dort deckt ein kleiner Stein sein Grab."

Grabschrift

Sanft legt sein Haupt hier in der Erde Schooß
Ein Jüngling, der nie Glück und Ruhm gekannt;
Der Muse Lächeln war sein bestes Loos,
Und Schwermut hat zum Liebling ihn ernannt.

Groß war sein Herz und seine Seele schlicht;
Des lohnt' ihm auch des Himmels Güte sehr.
Mit Armen weint' er, und mehr konnt‘ er nicht;
Es ward ein Freund ihm, und er bat nicht mehr.

Sucht sein Verdienst nicht weiter darzuthun,
Gebt seine Schwachheit nicht dem Tadler bloß;
Laßt beide sie in banger Hoffnung ruhn
In seines Vaters, seines Gottes Schooß.

Freitag, 29. Juli 2011

Dies & Das


Carl Blechen
Das Palmenhaus auf der Pfaueninsel, 1832

Ich hätte schwören können, schon einmal etwas über Carl Blechen geschrieben zu haben (er wurde am 29. Juli 1798 geboren), ich muß das dringend einmal nachholen. Seine Landschaften und Interieurs sind so unverwechselbar.

Carl Blechen, Grotte am Golf von Neapel, 1829
hier gefunden

Carl Blechen, Sanssouci, nach 1830
hier gefunden

Und wo ich so, letztlich vergeblich, herumsuchte, fiel mir wieder dieses Bild auf, das bezeugt, daß ich einmal dem letzten Erben eines tausendjährigen Fürstengeschlechts, Christian-Ludwig, Chef des Hauses Mecklenburg diese Stadt zeigte: Wie ich schon damals schrieb. Manchmal kommen Dinge einfach unwiederbringlich an ihr Ende.

Donnerstag, 28. Juli 2011

Varia

Otranto, Kathedrale
hier gefunden

Was für ein merkwürdiges Datum: Die Osmanen landen 1480 in Apulien, um sich als nächstes Italien einzuverleiben, glücklicherweise letztlich vergeblich. Allerdings fanden zuvor bei der Eroberung Otrantos viele der standhaften Bewohner den Tod, und als den übriggebliebenen die Konversion angeboten wurde, wählten 800 Männer lieber das Martyrium.

Ein paar haßgetriebene französische Terroristen trafen 1794 endlich auf ihr Ende (Robespierre, Saint-Just und Kumpane), bezeichnenderweise beendete dies die „Grande Terreur“, obwohl die Nachfolger auch noch genug zustande brachten, immerhin zumindest das.

Und einen Monat nach der Ermordung von Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand in Sarajewo erklärt Österreich-Ungarn dem mutmaßlich darin verwickelten Serbien den Krieg. Damit beginnt ein Weltkrieg, der das alte Europa bis in die Grundfesten zerstören sollte.

Nun könnte man zu Recht fragen, wo bleibt bei einem Blog, der behauptet, sich dem Guten, Wahren und Schönen verpflichtet zu fühlen, eben dies? Die Antwort: Bach. Johann Sebastian Bach starb am 28. Juli 1750. Dieser Leuchtturm für das Schiff einer jeden Seele in stürmischer See.

Nachfolgend sehen wir, wie 3 Interpreten, in diesem Fall Sängerinnen, so ganz unterschiedlich Bachs Intentionen nachzuformen versucht haben. Es ist schon eigentümlich, wie sehr seine Musik Dinge zum Erkennen bringt.


Messe in h-Moll "Agnus Dei", Christa Ludwig
hier gefunden



Matthäus Passion "Erbarme dich", Julia Hamari
hier gefunden



Matthäus Passion "Erbarme dich", Kathleen Ferrier
hier gefunden

Ach übrigens hatte sich heute ein karmesinroter Nymphensittich in unseren Garten verirrt, um bald wieder zu entschwinden. Ich hoffe er übersteht diesen Ausflug in die trügerische Freiheit.

Mittwoch, 27. Juli 2011

Über Rosen



Der Rosenelf
von Hans Christian Andersen

Inmitten eines Gartens wuchs ein Rosenstrauch, der war ganz voller Rosen, und in einer derselben, der schönsten von allen, wohnte ein Elf; er war so winzig klein, dass kein menschliches Auge ihn erblicken konnte; hinter jedem Blatte in der Rose hatte er eine Schlafkammer; er war so wohlgebildet und schön wie nur ein Kind sein konnte, und hatte Flügel von den Schultern bis gerade hinunter zu den Füßen. O, welcher Duft war in seinem Zimmer, und wie klar und schön waren die Wände! Es waren ja die blassroten Rosenblätter…
[Fortsetzung]


Friedrich Hebbel
Sommerbild

Ich sah des Sommers letzte Rose steh'n,
Sie war, als ob sie bluten könne, roth;
Da sprach ich schauernd im Vorübergeh'n:
So weit im Leben, ist zu nah' am Tod!

Es regte sich kein Hauch am heißen Tag,
Nur leise strich ein weißer Schmetterling;
Doch, ob auch kaum die Luft sein Flügelschlag
Bewegte, sie empfand es und verging.


Christian Morgenstern

Oh, wer um alle Rosen wüßte,
die rings in stillen Gärten stehn -
oh, wer um alle wüßte,
müßte wie im Rausch durchs Leben gehen.

Du brichst hinein mit rauhen Sinnen,
als wie ein Wind in einen Wald -
und wie ein Duft wehst du von hinnen,
dir selbst verwandelte Gestalt.

Oh, wer um alle Rosen wüßte,
die rings in stillen Gärten stehn -
oh, wer um alle wüßte,
müßte wie im Rausch durchs Leben gehen.


Rainer Maria Rilke
Das Rosen-Innere

Wo ist zu diesem Innen
ein Außen? auf welches Weh
legt man solches Linnen?
Welche Himmel spiegeln sich drinnen
in dem Binnensee
dieser offenen Rosen,
dieser sorglosen, sieh:
wie sie lose im Losen
liegen, als könnte nie
eine zitternde Hand sie verschütten.
Sie können sich selber kaum
halten; viele ließen
sich überfüllen und fließen
über von Innenraum
in die Tage, die immer
voller und voller sich schließen,
bis der ganze Sommer ein Zimmer
wird, ein Zimmer in einem Traum.



Die Rose / welche hier dein äußres Auge siht /
Die hat von Ewigkeit in GOtt also geblüht.
Angelus Silesisus

Montag, 25. Juli 2011

Jakobus und Regen


Also für einen Spätherbst ist das Wetter immer noch recht angenehm, ach richtig, wir haben ja Hochsommer, wie auch immer. Mein sonntäglicher Spaziergang gestern war eher eine Wasserwanderung. Davon gebe ich 2 Bilder zur Illustration bei, andererseits ist zu große Hitze ja auch dem Denkvermögen abträglich.

Herr Roloff hat recht angenehm an den Hl. Jakobus erinnert, der entsprechende Beitrag findet sich nachfolgend:


Jakobus – einer der Donnersöhne

Der Jakobsweg erfreut sich schon einiger Zeit wieder großer Beliebtheit. Aus allen Teilen Europas führt er durch ganz Frankreich und den Norden Spaniens nach Santiago de Compostella, an das Ende der Welt. Jedenfalls glaubte man bis in das Mittelalter, dass dieser weit in den Atlantik hinausgeschobene Zipfel felsiger Küste das Ende der Welt sein müsse. Dort in der gewaltigen Kathedrale findet sich das Grab des Apostels Jakobus des Älteren, dessen Gedenktag die Kirche am 25. Juli feiert, und die zu einem der bedeutendsten Pilgerorte der Christenheit werden sollte.

Jakobus war ein Sohn des Fischers Zebedäus und Bruder des Johannes und lebte bis zur Begegnung mit Jesus am See Genezareth. Christus gab den Geschwistern wegen ihres ungestümen Eifers den Namen „Donnersöhne“. Sie und Petrus gewannen eine besondere Stellung im Jüngerkreis. Sie waren bei ihrem Herrn als er auf dem Berge Tabor verklärt wurde und auch in seiner Todesangst im Garten Gethsemane. Besondere Bekanntheit erlangte die Geschichte im Matthäusevangelium, die davon handelt, wie die Mutter bei Jesus um die Plätze zur Rechten und zur Linken in seinem Reich für ihre Söhne bittet und dadurch den Unwillen der anderen Jünger verursacht.

Nach dem Pfingstfest verkündet Jakobus das Evangelium in Samarien, bis er um Ostern 43 unter König Herodes Agrippa I. von Judäa in Jerusalem mit dem Schwert enthauptet wurde. Er war damit der erste Märtyrer unter den Jüngern, wie wir aus der Apostelgeschichte wissen.

Auf teilweise wundersamen Wegen ist Jakobus nach Spanien gelangt. Hier hat er sich 813 auf dem Sternenfeld – Compostella – einem Eremiten offenbart. Sofort wurde mit dem Bau einer Kirche begonnen und die Reliquien des Heiligen dort am 25. Juli 816 beigesetzt, weshalb sein Fest bis heute an diesem Tage gefeiert wird.

Die Verehrung, die der Heilige erfuhr, steigerte sich ins Grenzenlose, als man in ihm einen wirksamen Helfer im schicksalhaften Abwehrkampf erblickte, den das Abendland in jener Zeit gegen die Mauren führte. Er bekam den Beinahmen „Matamoros“ – Maurentöter – und wurde Patron der Reconquista, die am 2. Januar 1492 mit der Kapitulation Boabdils, des letzten Emirs von Granada, siegreich endete.

1492 wurde damit in zweifacher Weise das Jahr einer großen Zeitenwende. Es endete nämlich nicht nur dieser aus einem zutiefst mittelalterlichen Geist heraus geführte Krieg, sondern das Mittelalter selbst. Mit der Entdeckung Amerikas im selben Jahr am 12. Oktober begann die Renaissance und entfaltete in allen Bereichen des Lebens einen vollkommen neuen Sinn. Aus der Rückeroberung Spaniens wurde die Eroberung Amerikas, aus der Reconquista wurde die Conquista, und sie brachte nun Santiago, wie unser Heiliger Jakobus spanisch heißt, in viele Länder des Kontinents. Santiago de Chile und Santiago de Cuba sind dafür ein beredter Ausdruck.

Die Verehrung dieses großen Heiligen wurde jetzt eine globale Angelegenheit. Seit dem Jahr 1122 wird in Santiago de Compostella immer dann ein Heiliges Jahr gefeiert, wenn der 25. Juli auf einen Sonntag fällt. Das war im vergangenen Jahr der Fall und brachte rund 10 Millionen Pilger in die Stadt. Diese Größenordnungen kannte man bisher nicht. 1926 kamen beispielsweise nur 90.000 Pilger. Die Zahl ist erst in den 70er und besonders in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts explosionsartig auf über 7 Millionen gewachsen und erreichte 2004 mit 12 Millionen einen vorläufigen Höhepunkt. Das nächste Heilige Jahr wird es in Santiago 2021 geben.

Die Bauernregel sagt uns übrigens: „Um Jakobi heiß und trocken, kann der Bauersmann frohlocken.“
Thomas Roloff

Sonntag, 24. Juli 2011

Sonntag &

poorly translated

Der erklärende Text zu diesem leicht mißglückten Hackbraten im Blätterteigmantel folgt etwas später (in geschätzt 2 Stunden)...


Es sind natürlich mehr als 2 Stunden geworden. Also ich hatte die grandiose Idee, den o.g. Hackbraten zu versuchen. Damit ich frei experimentieren konnte, hatte ich meiner Frau Mutter ein paar Stücke Hähnchenbrust zugestanden (geschmort auf Zwiebeln, Thymian, Oregano und Rosmarin, ganz nett aber eben schon eher des öfteren ausprobiert). In Kürze, Hackfleisch gemischt mit zerkleinerten Zwiebel- und Paprikastücken, Eiern, etwas Semmelmehl, Ketchup, gehacktem Thymian und Oregano. Das Ganze in Blätterteig eingehüllt und in den Ofen. Fehlt da nicht etwas, oh ja - der Klassiker! Salz und Pfeffer. Fiel mir leider erst ein als alles schon so schön verpackt war. Vermutlich weil ich zugleich Mohrrüben, Porree und Zwiebeln schmorte und ständig Salz und Pfeffer in der Hand hatte, nur ausgerechnet hier hatte ich es vergessen. Ich wollte es dann auf dem Teller nachzuwürzen, aber das geht nicht wirklich. Ansonsten wäre es perfekt gewesen.





I promised to add the explanation of this unsuccessful meatloaf within 2 hours, but well promises. So I had the great idea to try this meatloaf. So I could experiment freely, I cocked a few pieces of chicken breast for my mother too (stewed with onions, thyme, oregano and rosemary, nice but I tried it frequently). Briefly - minced meat mixed with onion and bell pepper pieces, eggs, some breadcrumbs, ketchup, chopped thyme and oregano. The whole thing wrapped in puff pastry and into the oven. Isn’t there something missing, oh yes - the classic! Salt and pepper. Unfortunately I only noticed it when all was wrapped already nicely. Probably because I also braised carrots, leeks and onions and had salt and pepper constantly in hand, only just here I had forgotten it. I wanted to add something on the plate, but that’s not really working. Otherwise it would have been perfect

Samstag, 23. Juli 2011

Regenpause

poorly translated


Die Äpfel sind diesmal so, wie sich eigentlich das ganze bisherige Jahr anfühlt, eher schadhaft und oft leicht angefault. Nun ja, es gibt Lichtblicke, und zwar wörtlich: Nach 2 und einem halben Tag beständigen Regens in vielen Varianten – andauernd ruhiger Landregen, Nieselregen, Regen, der vom Sturm in den letzten Winkel getrieben wird, Serien kurzer Schauer – war heute am späten Nachmittag auf einmal die Sonne zu sehen. Ich war aufrichtig verblüfft, und habe gleich ein paar Bilder gemacht. Dabei hörte ich, wie etwas entfernt die Rasenmäher zu röhren begannen, etwas albern meinem Empfinden nach, aber die Menschen haben halt unterschiedliche Leidenschaften.





The apples are this time as the entire year felt so far, rather damaged and often rotten. Well, there are bright spots, literally: After two and a half-day continuous rain in many varieties - ongoing quiet steady rain, drizzle, rain, driven by the storm into the last corner, series of short showers – there was the Sun late this afternoon! I was truly amazed, and made a few pictures. And then I heard the lawnmowers start to roar, a bit silly in my opinion, but people just have different passions.

Donnerstag, 21. Juli 2011

Nachträge

Ich war mir seit Beginn dieses Blogs recht sicher, daß ich nie einen Beitrag über Brigitte Reimann anstellen würde, auch wenn sie irgendwie zu diesem seltsamen Ort gehört (dieser Ort ist seltsam! Kürzlich, als ich fatalerweise einmal wieder ins Kino ging (Harry Potter! ich weiß) und feststellte, mein Platz wäre inmitten einer Horde junger Menschen gewesen, und ich meinte ihnen mitteilen zu müssen, sie hätten nicht zu befürchten, daß ich mich da zwischen sie drängen würde, war die Antwort: „Hab keine Angst vor dir!!“).

Nun ja, so sind sie eben diese, „Leute“. Ich hatte mich also erinnert, daß ich sie vor gefühlt 100 Jahren beeindruckend fand, also ging ich widerwillig zu meiner Bücherwand und suchte nach ihrem Roman „Franziska Linkerhand“, da ich mich dunkel erinnerte, da waren zwei Sätze, nach denen es sich zu schauen lohnte, ohne das Ding zu finden. Wahrscheinlich ist es gut so, dachte ich dann.

Während ich übrigens wieder einmal mißmutig auf meine unfertigen Sachen sah, hatte ich wenigstens diese beiden Beiträge irgendwie beendet, den über Otto von Habsburg und den über den Bildhauer Begas.

Sonntag, 17. Juli 2011

Sonntag &

poorly translated


Mein Verhältnis zu Fisch ist heikel (ich mag keine Gräten z.B.), meiner Standardgerichte war ich aber eher überdrüssig geworden. Also etwas Neues - die Beschreibung in Kurzfassung (mit einem Dank an die Fischfrau): Mohrrüben, Zwiebeln, Sellerie und Porree wurden in Butterschmalz angedünstet, das alles kam in eine Bratenpfanne zusammen mit Dill, Rosmarin und Thymian - zuoberst ein großer halber Lachs und ein ebensolches Stück Wels - in den Backofen, auf den gepfefferten und gesalzenen Fisch hatte ich Butterstücke gelegt.



Bei 200 °C war alles nach ca. 1/2 Stunden fertig, zwischendurch habe ich es kräftig mit Weißwein begossen. Selbst meine leicht mißvergnügte Frau Mutter gestand zu, daß es im Ganzen ganz hervorragend herausgekommen war (nur daß sie kein bißfestes Gemüse mag).



My relationship with fish is tricky (I like no fish bones e.g.), but I became somewhat tired of my usual meals. So something new - the description in a nutshell (with thanks to the Fish Woman): carrots, onions, celery and leeks were sautéed in clarified butter, it all came in a roasting pan along with dill, rosemary and thyme – on the top a large half salmon and a similar piece of catfish - in the oven, on the peppered and salted fish I placed some pieces of butter, at 200 °C it was all done in about 1/2 hours, in between I watered the whole thing with some white wine. Even my slightly discontented mother admitted that it had come out quite well (just she doesn’t like vegetables al dente).

Samstag, 16. Juli 2011

Christus ist die Schönheit



Nun liegt er also in der Kapuzinergruft. Wie zu befürchten, geriet schon die Anklopfzeremonie in manchen Augenblicken fast zur Farce, die Nachgeborenen versprechen nicht viel. Mitunter überrascht uns die Trauer, die uns überfällt, wenn wir sehen, wie etwas zu Ende geht, offenbar hatten wir dann das Maß der Distanz überschätzt. Ich hatte mir in den letzten Tagen einiges über Otto von Habsburg angesehen, auch weil er mir so seltsam ungreifbar erschien, so zugleich in und außer der Zeit. Dabei war ich ihm in einem anderen Leben vor langer Zeit sogar einmal vorgestellt worden, aber das war dann doch auch nur eine Anekdote.

Einiges gab dann eine Ahnung seiner Persönlichkeit, das obige Video "Christus ist die Schönheit" etwa. Wurde hier eine Existenz im Warten verschwendet? Denn von Charakter, Haltung, Bildung her wäre er bestens auf das Amt vorbereitet gewesen, auf das ihn seine Geburt vorbestimmt zu haben schien, ihn, den letzten Kronprinzen Österreich-Ungarns. Wenn er es so empfand, hat er es sich nicht anmerken lassen, er blieb souverän in seiner äußeren Erscheinung.

Sein Nachkriegs Österreich war dies hingegen weniger gegen ihn, selbst im Kleinsten eher kleinlich. Aber vermutlich überfordert eine derart große Idee auch ein nicht gar so großes Land. Wofür es in gewisser Weise nichts kann, schließlich ist es nur ein Restteil vom Heiligen Römischen Reich, soweit es deutschsprachig war, der nicht in diesem größeren deutschen Staat aufging, das hatten die Alliierten nach dem 1. Weltkrieg denn doch zu verhindern gewußt.

„Man muß den Mut haben, ein Anachronismus zu sein, nämlich dann, wenn höhere Interessen wichtiger sind als das eigene Überleben.“

„Der Clipper geht herunter auf Lissabon, und ich sehe wieder eine Stadt, wo in der Mitte eine Kathedrale steht, nicht eine Großbank. Das ist für mich Europa.“

„Wenn ich eine Schlacht zu Pferd nicht gewinnen kann, muß ich hinuntersteigen und zu Fuß weiterkämpfen. Ich muß versuchen, meine Ideen, die sich ja nicht geändert haben, dort zu vertreten, wo sie heute vertretbar sind.“

Es gibt einen Punkt, an dem das Leben so sehr aus den Fahnen und Uniformen gewichen ist, daß sie wie Staffage oder Kostüme zu erscheinen beginnen. Ich fürchte, dieser Punkt ist überschritten, nicht in seiner Person, aber mit dem was zurückblieb. Ich habe auch mit diesen Bemerkungen so gezögert, weil ich nach einem tröstlichen Ausgang suchte. Aber der liegt bei Gott, und darum will ich auch mit den Worten enden die Papst Benedikt an seinen „Nachfolger“, wie immer man ihn jetzt benennen will sandte:

Seiner Kaiserlichen Hoheit
Erzherzog Karl von Österreich

Mit tiefer Anteilnahme habe ich vom Heimgang Ihres Vaters S.k.k.H. Erzherzog Otto von Österreich Kenntnis erhalten. In der Stunde der Trauer über diesen schmerzlichen Verlust verbinde ich mich mit Ihnen und der gesamten kaiserlichen Familie im Gebet für den Verstorbenen. In einem langen und erfüllten Leben ist Erzherzog Otto zum Zeugen der wechselvollen Geschichte Europas geworden. In Verantwortung vor Gott und im Bewusstsein eines bedeutenden Erbes hat er sich als großer Europäer unermüdlich für den Frieden, das Miteinander der Völker und eine gerechte Ordnung auf diesem Kontinent eingesetzt. Gott, der Herr, möge ihm sein vielfältiges Wirken zum Wohle der Menschen reichlich lohnen und schenke ihm das Leben in Fülle in seinem himmlischen Reich. Auf die Fürsprache der Gottesmutter Maria erteile ich den Angehörigen und allen, die um Erzherzog Otto trauern und für sein ewiges Heil beten, von Herzen den Apostolischen Segen.

Benedictus PP. XVI
zu Ende geschrieben am 20. Juli

Freitag, 15. Juli 2011

Begas

Bismarck-Sarkophag im Dom zu Berlin
hier gefunden

Daß er ein Schüler Christian Daniel Rauchs war, hat mich zuerst etwas erstaunt, gebe ich zu. Wie eng die Zeiten dann doch beieinanderliegen. Wenn man auf das Werk eines Künstlers wie Reinhold Begas blickt, wird man wieder einmal daran erinnert, wie sehr das letzte Jahrhundert ein Zeitalter der Verluste war.

Von dem für Bismarck vorgesehenen Grabmal im Berliner Dom existiert noch der Kopf: „ 1975 begann schließlich die Wiederherstellung des Außenbaues mit dem Abriss der Denkmalskirche, die sich als große Apsis an die Nordseite des Gebäudes angeschlossen hatte. Der Gebäudeteil hatte den Krieg unversehrt überstanden, musste aber wegen seiner Funktion als Ehrenhalle der Hohenzollerndynastie beseitigt werden. Während des Abrisses wurde Reinhold Begas' marmorne Bismarck-Statue zerschlagen. Seine Steine wurden auf ein Feld nach Berlin-Köpenick verbracht, wo sie bis heute lagern.“

Das Denkmal für Kaiser Wilhelm I. vor dem Berliner Schloß war im letzten Weltkrieg merkwürdigerweise ebenso unzerstört geblieben, es wurde dann zusammen mit dem Berliner Stadtschloß beseitigt. Die damalig vorübergehend zum Zuge Gekommenen hatten vermutlich einen Heidenspaß dabei. Immerhin durften Löwen überleben, die kamen vor das Alfred-Brehm-Haus in den Tierpark. Dieser auch sonst lesenswerte Artikel vermittelt einen Eindruck davon.

Berlin, Denkmal Kaiser Wilhelm I. am Berliner Schloß, 1897
hier gefunden

Den Sockel des besagten Denkmals soll übrigens demnächst etwas Unsägliches zieren, ein sogenanntes Einheitsdenkmal. Aber so ist es halt mit den Dingen, man muß nur richtig hinschauen, dann weiß man mehr als man überhaupt wissen will.

Begas hatte mit seinen Denkmalen dem 2. Kaiserreich etwas von einem Glanz verliehen, der viele, die bei vergleichbaren Anlässen Beiträge liefern mußten, erblassen lassen sollte. Wenn man heute auf sein Werkverzeichnis blickt, fühlt es sich bedrückend an. Wie bereits gesagt - dieses Zeitalter der Verluste. Nicht daß davon viel im allgemeinen Bewußtsein wäre, aber von welchem Bewußtsein würden wir dann auch sprechen.

Und was ebenso beiläufig auffiel: Dieser hochgebildete, feinsinnige und hochgeachtete Künstler ist heute nahezu vergessen, auch wenn sich erstaunlich vieles von ihm unübersehbar erhalten hat, was ihn immerhin zur Fußnote in Reiseführern macht. Wir lernen: So schnell kann bedeutsam Erscheinendes wenig später zur Fußnote schrumpfen, mitunter zu Unrecht, nicht selten aber auch nicht.

Ringer (Athlet), 1888
hier gefunden

zu Ende geschrieben am 21. Juli

Dienstag, 12. Juli 2011

Rückblick


Dies Bild hat etwas schreiend Unnatürliches, kein Wunder, es wurde mit dem falschen Licht aufgenommen. Das war an dem Abend des benannten Tages, das nächste Bild stammt vom folgenden Morgen. Ich versuche gerade Stück um Stück ein paar fehlende Posts aufzufüllen. Eine sehr seltsame Woche (und der benannte folgende Tag war gewissermaßen der Höhepunkt), ich bitte darum meine verbliebenen Leser aufrichtig um Nachsicht.

Nur um zu sagen, was man sieht: Ein Erbstück meiner Großmutter väterlicherseits. Nachdem es lange in einer mit Aluminiumfolie ausgelegten Schüssel mit Salzwasser gelegen hatte, sah es nach einigem Putzen wieder recht nett aus. Wenn die Zeiten unangenehm schneller werden, kommt man vermutlich instinktiv auf solche Wegmarken der Erinnerung zurück, und dann gewähren die Dinge ein Gefühl des Zusammenhangs, von dem man nicht weiß, ob wir es in die Dinge hineintragen oder ob sie wirklich die Macht dazu haben, von sich aus
zu Ende geschrieben am 16. Juli

Montag, 11. Juli 2011

Merkwürdigkeiten


Mitunter ergreift einen eine gewisse Sentimentalität, und dabei wollte man nur etwas über Benedikt von Nursia schreiben.

Sonntag, 10. Juli 2011

Sonntag &


Nun also wenigstens dieser kurze Bericht. Ich bin derzeit nicht recht in Kochstimmung und sagte meiner Frau Mutter, sie dürfe gern eines der ihr vertrauten Gerichte kochen. Auf der Skala von 1 – 6 fiel die Entscheidung also auf Gulasch (mit Blumenkohl dazu). Sie wollte mir wohl einen Gefallen tun und gab reichlich Balsamico-Essig dazu, nicht daß ich den nicht mögen würde, aber wie schon Paracelsus wußte, die Dosis macht’s. Ich gebe zu, ich bin in etwas unfreundlicher Stimmung, aber gerade sah ich der geschätzt 20gsten Amsel zu, wie sie das Vogelbad benutzte, das half.


Well at least this brief report. I'm currently not really into cooking mood and told my mother, she might like to cook one of her familiar dishes. On the scale from 1 - 6, the decision was made for goulash (with cauliflower). Probably she wanted to do me a favor and gave plenty of balsamic vinegar into it, not that I wouldn’t like it, but as already Paracelsus knew, the dose makes the poison. I admit I am a bit in a grumpy mood, but I just saw the felt 20st blackbird using the birdbath, that was helping.


Samstag, 9. Juli 2011

Nachtrag, abends


Joseph von Eichendorff

Zwielicht

Dämmrung will die Flügel spreiten,
Schaurig rühren sich die Bäume,
Wolken ziehn wie schwere Träume -
Was will dieses Graun bedeuten?

Hast ein Reh du lieb vor andern,
Laß es nicht alleine grasen,
Jäger ziehn im Wald und blasen,
Stimmen hin und wieder wandern.

Hast du einen Freund hienieden,
Trau ihm nicht zu dieser Stunde,
Freundlich wohl mit Aug und Munde,
Sinnt er Krieg im tückschen Frieden.

Was heut müde gehet unter,
Hebt sich morgen neugeboren.
Manches bleibt in Nacht verloren -
Hüte dich, bleib wach und munter!

nachgetragen am 10. Juli 2011

Donnerstag, 7. Juli 2011