Montag, 5. Dezember 2011

Über Zeiten

Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale etwa 1903
hier gefunden

Als bei einer Aufnahme des kindlichen Peter Schreiers jemand fragte, ob er auch in der Hitlerjugend gewesen sei, ging mir auf, das ist genau derselbe Typos, der bei Christa Wolf hinterherrief, die war doch bei diesem Dienst da, das sage doch alles. Es ist die Spur des im Kern aus Beschränktheit Bösartigen, den wir hier finden, letztlich nicht wichtig, aber man mag sich den manchmal unspezifischen Geruch einprägen, um Zeit zu sparen.

Ich stolperte heute über die Geschichte der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau, nun sie war mir nicht unbekannt, tatsächlich gibt es sogar ein paar Erinnerungsfetzen, etwa ein Photo der zerstörten Kirche in einer Propagandaschrift aus dem 3. Reich (hab ich leider verbrannt). Aber lassen wir das beiseite.

An der Christ-Erlöser-Kathedrale kann man vieles ablesen. Sie wurde errichtet als Zeichen der Dankbarkeit nach dem Sieg über Napoleon. Wenn man in diesem Artikel, der sehr lesenswert ist, findet, Zar Alexander I. habe damit zugleich Macht und überragende Größe des Russischen Kaiserreiches demonstrieren wollen, mag das zwar mitstimmen. Aber daß dies das vorherrschende Motiv gewesen sei, das bezweifle ich.

Nach einigen Anfangsschwierigkeiten wurde am 10. September 1839 der Grundstein gelegt und am 26. Mai 1883 wurde sie endlich eingeweiht, jetzt schon durch Zar Alexander III., gleichzeitig mit dessen Krönung. Die Kathedrale war die Hauptkirche der Russisch-Orthodoxen Kirche.

Denjenigen, die Rußland im neuen Jahrhundert in ihre Gewalt brachten, war die Kirche natürlich ein Dorn im Auge. Stalin ließ sie am 5. Dezember 1931 sprengen.

Sprengung der Christ-Erlöser-Kathedrale
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An ihre Stelle sollte ein Palast der Sowjets treten, 415 Meter hoch. Mehr als die Fundamente wurde allerdings nie fertig, dann kam der Krieg und nach Stalins Tod 1953 wurde auf den Fundamenten ein Freibad gebaut.

Was immer man über das heutige Rußland sagen mag, man erinnere sich gelegentlich daran, welche Hand der Zerstörung vorher auf dem Land gelegen hat. Nun, da diese abgeschüttelt worden war, wurde gewissermaßen des 2. Sieges über „Napoleon“ gedacht. Am 7. Januar 1995 wurde ein neuer Grundstein gelegt und am 19. August 2000 weihte Patriarch Alexius II. die wiedererstandenen Kathedrale ein.

Christ-Erlöser-Kathedrale heute
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Neben manchem, was einem bei all diesem in den Sinn kommen mag, wird bei den Bildern vom Neubau für mich besonders eines sinnfällig - der große Kontrast zur Häßlichkeit des Hintergrundes. Ach und Mozart starb heute, deswegen 2 Stücke von ihm. Auf das erste brachte mich Herr Morgenländer.


Wolfgang Amadeus Mozart
Larghetto aus dem Klavierkonzert in B-Dur, KV 595
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Wolfgang Amadeus Mozart
Große Messe in c-moll, KV 427
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beendet am 6. Dezember

2 Kommentare:

naturgesetz hat gesagt…

If I understand you correctly, I agree completely: what somebody may or may not have done as a child (and Schreier was only 10 in 1945, for heaven's sake) is completely irrelevant. Furthermore, even when we speak of adults, like Furtwängler or Shostakovich, we have to realize that living under a totalitarian regime can make it necessary to compromise in order to survive. The answer to such questions must be, "What difference does it make?" Approval of someone's art need not imply approval of his or her political views or activities.

If you read the comment I left on Morgenländer's blog, you know that my liking for the K.595 goes back almost 60 years. The "Et incarnatus" is also beautiful, and I like Kathleen Battle's performance of it.


word verification: gessen — it sounds German, but I leave it to you to come up with a meaning for it

MartininBroda hat gesagt…

Just a quick answer, because I'm in a hurry. I think you understand me completely. What makes me most angry is the ignorance in those remarks. And I read the comment indeed, btw was talking with Morgenländer about you :)

It's not a German word, but it's a part of some, like "vergessen" or "gegessen".