Dienstag, 6. Dezember 2011

Zum Tag des Heiligen Nikolaus


Herr Roloff hat etwas über den Heiligen Nikolaus verfertigt, das ich gern mit der geschätzten Leserschaft teilen will (er ist mir jetzt zwar etwas weniger sympathisch, der Heilige, weil er doch Tempel zerstört hat, aber das wird ein wenig davon ausgeglichen, daß er den Arius geohrfeigt hat, für die Beleidigung unseres Herrn mit seiner Irrlehre, sei es, wie es sei). Nachfolgend also der Text, begleitet von 2 Bildern des hiesigen Weihnachtsmarktes, der sich hier glaube ich Weberglockenmarkt nennt, nun ja.


Bald ist Niklausabend da!
Gedanken zum Tag des Heiligen Nikolaus.


Jeder kennt das Kinderlied in dem es heißt: „Lasst uns froh und munter sein und uns recht vom Herzen freun!“ Nikolaus scheint uns auch noch als Bischof von Myra vertraut zu sein. Was aber wissen wir tatsächlich über diesen Mann, dessen Todestag die Kirche heute am 6. Dezember als seinen Geburtstag zur Heiligkeit feiert.

Nikolaus lebte im ausgehenden 3. Jahrhundert nach Christi. Noch sehr jung wurde er zum Priester geweiht und verteilte sein ererbtes Vermögen an die Armen, womit die Grundlage gelegt war für die vielen Legenden von seiner Großzügigkeit und Freigebigkeit. Nachdem er das Heilige Land bereist hatte, wählte ihn die Gemeinde von Myra zu ihrem Bischof. Er war ein eifernder Diener seines Gottes. Zunächst machte er dadurch von sich reden, dass er die Tempel der Göttin Artemis, deren Verehrung vor allem als Patronin der Seefahrer in Kleinasien weit verbreitet war, zerstörte. Auch der besonders große und prunkvolle Tempel in Myra fiel seinem Zorn zum Opfer. Es ist deshalb wohl auch kein Zufall, dass der Festtag des Hl. Nikolaus auf den 6. Dezember, dem Geburtstag der Artemis, gelegt wurde, und ebenso wenig überrascht es, dass er der neue Patron der Seefahrer werden sollte, wovon bis heute die vielen Nikolaikirchen in den Küstenstädten zeugen.

Besonders schön ist eine Legende, die Nikolaus auch zum Patron der Pfandleiher und Bankiers werden ließ, was für unsere von Bankenkrisen geschüttelte Gegenwart nicht ganz uninteressant sein dürfte. In der Geschichte, die auch ein wenig an innovative Finanzprodukte erinnert, geht es um einen Christen, der sich von einem Juden Geld geliehen und beim Hl. Nikolaus geschworen hatte, es pünktlich zurück zu geben. Als der Betrag fällig wurde, behauptete er nun aber, die Schuld längst beglichen zu haben. Die Sache kam vor Gericht, und der Christ sollte seine Aussage beschwören. Da bediente er sich eines hinterhältigen Tricks. Er verbarg das Geld in einem Stab und bat, als es zu Eidesleistung kommen sollte, den Juden, den Stab zu halten, damit er die Hände frei hätte. Dann schwor er, dass der Jude das Geld habe, nahm seinen Stab zurück und verließ das Gericht.

Hier nun nimmt die Geschichte eine jähe Wendung. Der Schuldner kommt im wahrsten Sinne des Wortes unter die Räder, wird von einem Wagen überfahren und stirbt. Der Jude aber will das über die Straße rollende Geld nur dann zurücknehmen, wenn der Hl. Nikolaus den Mann wieder zum Leben erwecken würde. Als genau das nun auch geschieht, bekehrt sich der Jude zum Christentum. Niemand geht unverändert aus der Geschichte hervor, und am unwichtigsten ist am Ende das Geld.

Wer weiß aber noch, dass Nikolaus auch maßgeblich an der wohl wichtigsten theologischen Auseinandersetzung der frühen Kirche beteiligt gewesen ist? Bedeutung gewann sein Leben nämlich vor allem durch den Kampf gegen den Arianismus und seine Teilnahme am 1. Konzil von Nicäa. Dort wurde die Auseinandersetzung mit jener Irrlehre und ihren Anhängern entschieden. Im Kern ging es um das Wesen Jesu und um sein Verhältnis zum Vater. Arius, nach dem diese Lehre benannt ist, behauptete, Christus wäre nur ein Geschöpf Gottes, vollkommenen menschlichen Wesens und darum aber selbst nicht Gott.

Der Streit war so heftig, dass Arius durch Nikolaus während der Kirchenversammlung sogar geohrfeigt wurde. Allerdings gelang es dem kämpferischen Bischof auch immer wieder, zur Schlichtung beizutragen. Er wird mit den Worten zitiert: „Lassen wir über unseren Zorn die Sonne nicht untergehen.“ So bewahrte die Kirche schließlich die Wahrheit von der Gottheit Christi und drückte sie auf dem Konzil von Nicäa in den Worten aus: „Wir glauben an Christus, geboren nicht geschaffen und eines Wesens mit dem Vater.“ Vater und Sohn sind zwei Personen desselben Gottes, und sie sind wesensgleich. Nur darum kann Christus angebetet und als Herr verehrt werden.

Die Verehrung des Hl. Nikolaus verbreitete sich zunächst in der Ostkirche. In unserer Region wurde sie dann auch folgerichtig durch Theophanu, der aus Byzanz stammende Ehefrau Kaiser Ottos II., stark gefördert. Leben und Nachwirkung dieses Mannes sind schon erstaunlich, wenn man bedenkt, dass er bereits im Jahre 351 gestorben ist. Wie immer folgt noch die Bauernregel zum Tag: „Regnet es an Nikolaus wird der Winter streng, ein Graus.“
Thomas Roloff

8 Kommentare:

naturgesetz hat gesagt…

The legend about the Jewish moneylender is one I wasn't familiar with. (I know Morgenländer made reference to it, but I didn't quite get it there.)

Obviously he was "larger than life" to have all these legends grow up and to become so widely revered.

MartininBroda hat gesagt…

just a short *harrumph :) http://www.aug.edu/augusta/iconography/goldenLegend/nicholas.htm

Walter A. Aue hat gesagt…

Das mit der Ohrfeige habe ich nicht gewusst. Nun frage ich mich: Hat Arius die andere Backe hingehalten?

Morgenländer hat gesagt…

Lieber Martin,

dass auch der Herr Roloff diese Legende zur Illustration dieses illustren und erleuchteten Lebens wählt, ist ja eine schöne Übereinstimmung :-)

Herzliche Grüße
Morgenländer

MartininBroda hat gesagt…

@Prof. Aue Vermutlich nicht, es ist jedenfalls nicht überliefert. Aber hier kann man nachlesen, wie die Geschichte weiterging, nach der Legende. Er wurde nämlich für diese Unhöflichkeit im Angesicht des Kaisers zunächst eingekerkert...

http://www.stnicholascenter.org/pages/bishop-nicholas-loses-his-cool

Kaiser Konstantin, dem ja gern reiner Pragmatismus unterstellt wird, hätte es sich übrigens leichter gemacht, wenn er Arius unterstützt hätte. Der war sicher ein hochgebildeter Mann, aber seine Interpretation des Christentums beschädigt tatsächlich dessen Wesenskern.

MartininBroda hat gesagt…

@Morgenländer Ja die "legenda aurea" ist doch immer wieder nützlich für das Verfassen von Beiträgen und oft sogar ausgesprochen lehrreich dazu.
:)

naturgesetz hat gesagt…

Martin, thanks for the link. I hadn't intended to put you to work, but it's good to have.

MartininBroda hat gesagt…

@Joe I's always a pleasure and an honor for me when I can give you reading recommendations :)