Sonntag, 10. Januar 2016

Sonntag &


Ich mag inzwischen keinen Winter mehr. Das führt zu merkwürdigen Reaktionen des persönlichen Unbewußten. Kürzlich fiel morgens Schnee und ich schlief währenddessen endlich einmal selig und sicher. Und in welche Vorstellung war ich entgrenzt und völlig entspannt eingehüllt? - Ein Strandhaus mit offener Terrassen - Tür zu einem himmelblauen Himmel und einem Meer, das sich vermutlich neben Südkalifornien erstreckte. Oder so. Ich konnte das Salz riechen. Und war nach dem Aufwachen kurz verstört. Das war sehr nett vom Unbewußten.

Es war eher unentschieden, ob ich heute in Neubrandenburg den Herrn preisen würde (Gospelchor), aber er wollte es wohl so. Ich hatte meinen Vordermann schon gewarnt: Wenn er eine schwere Last auf seiner Schulter bemerke, solle er sie weg schubsen, das bin dann nämlich ich. Dazu kam es dann aber nicht. Das war übrigens vermutlich das erste Mal, daß ich während des gesungenen Credos ziemlich angefaßt war, aber vielleicht schwächelte ich auch nur gerade.


Der vorige Abschnitt soll eines erklären – die Senfeier. Ich kam einfach sehr spät wieder hier in der Residenzstadt an, und die sollen ja schnell gehen, sagt man. Das ist eigentlich richtig, wenn man sich nicht mit Katzen-Füttern, Küche-Aufräumen etc. etc. vorher vertrödelt.

Falls das jemand wirklich wissen will. Ich ließ also Butter schmelzen, machte mit Mehl eine Mehlschwitze, ließ das anbräunen. Dort hinein kam eine klare Gemüsebrühe und Milch, kochte das auf und tat Senf und Lorbeerblatt hinzu. Das köchelte etwas und wurde abschließend mit Salz, Pfeffer und Muskatnuß versehen. Das Ergebnis befriedigte nicht sofort, etwas Honig half.


Die hart gekochten Eier kamen zum Ende hinein. Mir selbst war eher nach kurz gebratenem Rindfleisch, das ist daher auch im Bild. Und Blumenkohl. Die Senfeier + Sauce wurden zwar keines Kommentars gewürdigt, aber nahezu aufgegessen. Das genügt völlig. Wir waren offenkundig sehr in unsere eigenen Gedanken eingesponnen.


Um mit einer vermeintlich leichteren Note zu enden. Eben wurde ich an Janis Joplin erinnert, und da fiel mir ihr Song ein, mit dem sie wenige Tage vor ihrem Tod der deutschen Automobilwirtschaft einen Gefallen sang. Merkwürdig das alles.


10 Kommentare:

naturgesetz hat gesagt…

I'm not sure why I've always liked that song, but it struck me as somehow true, in addition to being very funny.

Nice that everybody could have something they liked for dinner. I wonder what the mustard eggs are like (It's a new idea to me), but I think I'd prefer the beef. Maybe I'll add some mustard powder to the veal marsala I'll have for dinner tonight.

Rosabella hat gesagt…

was für ein wunderbarer Traum ... so bildhaft von Ihnen nacherzählt, dass ich ihn mir genau vorstellen kann ... "ich konnte das Salz riechen" ... wie wunderbar ... danke dafür!

DirkNB hat gesagt…

Wirklich ein sehr schöner Traum. Da muss ich meiner Vorschreiberin beipflichten. Und eine ebensolche Beschreibung des Besuches in der Vier-Toren-Stadt. ;-)

Die Senfsoße hat wirklich einen beachtlichen Farbton, so dunkel kenne ich sie nicht, aber letztendlich ist es jedem selbst überlassen, ob er eine helle oder eine dunklere Mehlschwitze mit ihren entsprechenden Aromen verwendet. Bei Senf bin ich eher Purist, da müssen keine weiteren Aromen dazu. Deswegen am liebsten mit dem Löffel direkt aus dem Becher. ;-) Aber nur den richtigen.
Apropos, ich wusste gar nicht, dass ein Stadt-/Ortsteil von Stavenhagen mittlerweile Tutow heißt ...

Allzuviel Lob, zumal gesprochenes, ist für des Koches Qualitäten nicht maßgeblich. Leere Teller und Schüsseln oder gar der Wunsch nach Nachschlag umso mehr.

MartininBroda hat gesagt…

@naturgesetz It is. And I'm not quite sure why I had chosen it. Maybe my subconscious was a little annoyed from my excessive religiousness in the morning (we had a service of 1 1/2 hours in a completely filled church and the choir was the main act, so to speak).

It's an old common dish in Germany, just boiled eggs in a mustard sauce. But fortunately there was still a steak in the freezer. I was back at home little before 1 clock at noon, so there really was a a lack of time.

Thanks for your comment.

MartininBroda hat gesagt…

@Rosabella Ja, und ich habe nichts dazuerfunden. Ich mag das Wetter derzeit wirklich nicht, mache daher auch kaum Bilder, da dachte ich, so etwas überraschend Erfreuliches kann man ruhig teilen.

Und ich habe zu danken, daß ich wieder in Rilkes Buch "Vom mönchischen Leben" gelesen habe auf der Suche nach dem von Ihnen zitierten Gedicht. Ich mag wohl mehr das spätere Werk, aber dann entgeht einem doch einiges.

MartininBroda hat gesagt…

@DirkNB Wir danken für die Blumen :)

Genau, das kam hauptsächlich von der Mehlschwitze. Nur den Senf auf die Eier zu schmieren, ach ich weiß nicht. Ja, nicht der Ort, aber doch wohl der Name ist wohl auf Wanderschaft gegangen (dabei war es Bautzener Senf, wie ich gestehen muß). Ich war hier noch nie so deutlich indiskret, doch es wurden 4 Eier verdrückt und der Rest der Sauce paßte in eine leicht übergroße Kompottschüssel. Das nannte man wohl früher einen gesegneten Appetit.

Übrigens, wo ihr in eurer Sendung gegrübelt habt, welches Speiselokal ihr als nächstes heimsuchen könntet. Es soll hier doch in der Nähe ein Forsthaus geben, berühmt u.a. für seine überschaubaren Portionen :)

DirkNB hat gesagt…

Na, dann hat es wohl doch geschmeckt. Und der Bautzner ist ja die 2. Wahl, wenn der Tutower mal nicht verfügbar ist. Nur vom Altenburger würde ich abraten. Aber das nur nebenbei.

Das Forsthaus ist mir aus eigenem Erleben durchaus bekannt, aber Martin (glaibe ich) noch nicht. Mein Besuch dort ließ mich gesättigt und erfreut zurück, aber auch etwas verunsichert (wobei das nicht das richtige Wort ist, aber das fällt mir gerade nicht ein). Die Speisen waren durchaus ausreichend, obwohl ich mich des Eindruckes nicht erwähren konnte, dass irgendwas fehlte oder doch spontan neu zusammengestellt wurde. Wobei das schon ein paar Jahre her ist, als ich da war und es damals den Eindruck machte, wir hätten den Koch geweckt ...

MartininBroda hat gesagt…

Ich finde das beim besten Willen nicht wieder, aber man bekommt ja ständig so komische Vorschläge, was man lesen sollte, und da erinnere ich mich, daß das in einem Bericht über die Gourmet-Wüste Ostmecklenburg als kleiner Leuchtturm lobend hervorgehoben wurde. Ich befragte darauf hiesige Bekannte, die meinten, ja wunderbar, alles sehr Bio etc., man sollte aber vorher was gegessen haben.

DirkNB hat gesagt…

Leuchtturm würde ich das, was ich erlebt habe, nicht nennen, vor allem, wenn man sich auf das rein kulinarische bezieht. Aber vielleicht hatte ich bei meinem Besuch dort auch nur einen schlechten Tag erwischt. Bezieht man alles mit ein (also auch das drumrum), ragt es schon etwas hervor und darf durchaus als originell bezeichnet werden. Aber, wie gesagt, das ist Jahre her, vielleicht hat sich schon viel verändert.

MartininBroda hat gesagt…

Ja, muß länger her sein, obwohl, Zeit ist schon wichtig, manchmal dreht man sich um und hat dann schon vergessen, wie man angeblich heißen soll.