Dienstag, 31. März 2009

Montag & Dienstag









Trau nie einem fremden Computer, gut, dem „eigenen“ kann man inzwischen auch nicht mehr trauen, aber an dem „Arbeitscomputer“ sahen die Bilder nicht so schlecht aus, wie sie offensichtlich tatsächlich sind, hm. Aber ich bin zu faul, das jetzt zu ändern, der Ausweg, statt etwas schlecht zu beschreiben, lieber graduell weniger schlechte Bilder zu präsentieren, funktionierte also eher ebenfalls nicht.

Daß ich in den letzten Tagen etwas sprechunlustig war, hatte private Gründe, vor denen ich meine Mitmenschen verschonen will, nur schade, daß in dem Augenblick, wo die Photos aufgenommen wurden, der Anblick durchaus eindrucksvoll war. So werden Dinge unwillkürlich wieder persönlich, warum eigentlich nicht.

Sonntag, 29. März 2009

Samstag, 28. März 2009

Georg Trakl &

Verfall

Am Abend, wenn die Glocken Frieden läuten,
Folg ich der Vögel wundervollen Flügen,
Die lang geschart, gleich frommen Pilgerzügen,
Entschwinden in den herbstlich klaren Weiten.

Hinwandelnd durch den dämmervollen Garten
Träum ich nach ihren helleren Geschicken
Und fühl der Stunden Weiser kaum mehr rücken.
So folg ich über Wolken ihren Fahrten.

Da macht ein Hauch mich von Verfall erzittern.
Die Amsel klagt in den entlaubten Zweigen.
Es schwankt der rote Wein an rost'gen Gittern,

Indes wie blasser Kinder Todesreigen
Um dunkle Brunnenränder, die verwittern,
Im Wind sich fröstelnd blaue Astern neigen.


Decay

On evenings, when the bells of peace are ringing,
I watch the birds' miraculous migration
outstretched in queues, like prilgrims to salvation,
through autumn's clear expanses southward winging;

and strolling through a garden filled by twilight
I dream their fates across the heavens dancing
and hardly feel the hand of time advancing
beyond the clouds on travel through the skylight.

Then shudder I at breaths of waste arraying:
the blackbird wailing in denuded branches,
the crimson vines from rusty fences swaying,

while, like a pallid childrens' dying dances
around the well's dark rim of stones decaying,
blue shiv'ring asters bend in wind's advances.

Übersetzung / Translation
von / by Walter A. Aue

Ich bin von bekannter Seite dazu veranlaßt worden, mich noch einmal mit Trakl zu beschäftigen, und Prof. Aues Übersetzung erspart zugleich meinen englischsprachigen Bekannten, meine Bilder loben zu müssen.

Seltsam ist, da ich meinen ersten Zugang zu Trakl vor allem einem Buch verdanke, nämlich Franz Fühmanns „Vor Feuerschlünden“, in dem er im 1. Teil sein Leben in Beziehung zu Georg Trakls Werk stellt, wie dieses Neu-Lesen nach ca. 25 Jahren (jedenfalls ist es vor 25 Jahren erschienen und wurde kürzlich von seinem Verlag nebst den anderen Werken verramscht, er war damals ein zurecht sehr angesehener Autor in diesem Teil unseres Landes) zu völlig neuen Eindrücken führt.

Mir war etwa in Erinnerung geblieben, wie er mit dem Ende des obigen Gedichts, von mir jetzt eher platt zusammengefaßt, erklärte, kranke Kinder mit Blumen zu vergleichen, das sei sentimentaler Kitsch, Blumen in dieser Weise mit Kindern hingegen ganz und gar nicht. Ich muß zugeben, daß sich mir mit den Jahren eine gewisse Distanz zu Trakls Werk aufbaute, seine unbestreitbare tiefe sprachliche Schönheit war mir wohl zu unlösbar mit einer, sagen wir in aller Sprachverlegenheit Morbidität verbunden, an der ich je länger je mehr den Geschmack verlor.

Beim Wiederlesen von Fühmanns biographiegesättigten Kommentaren trat nun aber auf einmal dessen Leben in den Vordergrund, Kriegsende, Umerziehung, neue Heilsgewißheiten…, eine Geisterbahnfahrt, die einmal für eine Realität stand, beklemmend. Und wer weiß, wie wir einmal auf die heutigen Tage zurückblicken werden.

Freitag, 27. März 2009

Über Beschämung


Bild stammt von unserem geheimnisvollen Herrn aus Florida

Das folgende ist eine mehr persönliche Anmerkung, nur als Warnung, ich weiß, es wird mir morgen furchtbar peinlich sein, und bloß mein Vorsatz, keinen Post zu löschen, wird mich davon abhalten, es zu tun, also bitte all dies eher übergehen.

Ich gestehe, zu den unangenehmsten Empfindungen gehört, unfreiwillig auf Zeugnisse von Einsamkeit zu stoßen, wo man dies in dieser Form nicht erwartet hätte, das Wort ist nicht korrekt, eher sollte ich sagen, überraschend wenige Menschen, denen jemand meint, wesentliches mitteilen zu dürfen.

Und das ist beschämend in dem Moment, wo ich auf eigene verwandte Anwandlungen blicke.

Denn wenn meine Amaryllis blühen, macht jemand aus Florida eine Bemerkung dazu, wenn ich wegen eines Winterrückfalls herumjammere, sagt jemand aus Cape Cod, er teilt mein Mißvergnügen, von meinen dürftigen Photographien möchte jemand, der unter anderem auch ein exzellenter Photograph ist, einen persönlichen Abzug haben - und weiß Gott meint „jemand“ überall hier nicht irgend jemand, die Gemeinten wissen das hoffentlich - ich kann meine Zuneigung zur Literatur mit Menschen teilen, die viel mehr davon verstehen als ich, und langjährige Beziehungen halten über vielfache Brüche hinweg…

Grundgütiger, ich bin wirklich gesegnet, ich vergesse das nur manchmal.

Morgens



Nachdem ich letzte Nacht endlich nicht wieder sämtliche Blumentöpfe ins Haus bringen mußte, da die Temperaturen deutlich über Null Grad blieben, hatte ich heute morgen sogar noch etwas Zeit, um die erste der gerade aufblühenden Amaryllis zu fotographieren.

Donnerstag, 26. März 2009

Über Architektur

Wer hier regelmäßig liest, weiß, daß Architektur zu den Dingen zählt, die mir am Herzen liegen, schon allein aus dem Umstand heraus, daß ihre Prägekraft für die Lebenswirklichkeit von Menschen kaum überschätzt werden kann.

Ich will mich im Moment gar nicht weiter dazu auslassen, sondern nur auf einen Artikel verweisen, auf den ich gerade aufmerksam gemacht wurde. Der Autor hat zwar auch schon weniger bemerkenswerte Dinge geschrieben, aber diese Rezension eines Essays in der Zeitschrift "Merkur" ist grandios.

Am bezauberndsten finde ich: „eine fossile antinationale Gesinnungs-Verkieselung spätwestdeutscher Gehirnprozesse“ und „‘Der Besucher wandert umher und trifft auf – Einschusslöcher.‘ Fragt sich nur, bei wem noch.“

Mittwoch, 25. März 2009

Von Schwalben und Göttern


Verkündigung Mariens, Bahia, gefunden hier

Gedanken zu Mariä Verkündigung

Die Schwalbe nennt man zuweilen auch den „Muttergottesvogel“. Langjährigen Erfahrungen nach kehrt dieser Vogel in der Zeit um das Fest Mariä Verkündigung in unsere Breiten zurück, um uns am Geburtsfest Marias, den 8. September, wieder zu verlassen. Die Bauernregeln reimen dazu: „Wenn Maria sich verkündet, Storch und Schwalbe heimwärts findet.“ Im September dann wird es wieder heißen: „Zu Mariä Geburt fliegen die Schwalben furt.“

Das Fest selbst erinnert an den Besuch des Erzengels Gabriel bei Maria und wird genau neun Monate vor dem Geburtsfest Jesu begangen. Bezeichnender Weise ist der hebräische Name Gabriel ins Deutsche am ehesten mit „Mann oder Kraft Gottes“ zu übersetzen, der Name Maria wiederum bedeutet „die von Gott Geliebte“.

Dieser Gabriel wendet sich an Maria nun mit dem berühmten „Englischen Gruß“, der mit der englischen Sprache gar nichts zu tun hat, sondern darum so genannt wird, weil er von einem Engel stammt: „Gegrüßet seist du Maria, Hochbegnadete, der Herr ist mit dir!“ Anschließend offenbart der Engel der jungen Frau: „Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, des Name sollst du Jesus heißen.“

Dies ist der Augenblick, in dem Maria schwanger wird, denn wo Gott redet, dort geschieht im selben Moment das, was er sagt. Es ist dasselbe Reden Gottes, das wir aus der Schöpfungsgeschichte kennen, aus der auf uns die Worte überkommen sind: „Es werde Licht.“

Aufmerken muss man an dieser Stelle besonders darum, weil dieses Licht bereits am ersten Tag geschaffen wurde, die Sonne aber erst am vierten Tag. Es gibt also ein Licht, das früher war als der Sonnenschein. Man kann darin einen Hinweis auf Christus sehen, der auch darum zu recht von sich sagt: „Ich bin das Licht der Welt“. Im Geschehen um die Verkündigung an Maria treten also die erste und die neue Schöpfung zueinander, oder, um es anders zu sagen, es wird die Unlöslichkeit zwischen Schöpfungswerk und Erlösungshandeln Gottes verdeutlicht und manifest.

Menschen haben übrigens daraus geschlossen, dass der erste Schöpfungstag ein 25. März gewesen sein muss, weil auch das Erlösungswerk an einem 25. März einsetzte.

Ein schönes Kuriosum, dass wir zwar nicht wissen, wann die Schöpfung aller Dinge, der Urknall oder der Anfang der Welt, zu vermuten sind, dass es aber ein 25. März und außerdem ein Sonntag war, das wissen wir.

So wird im März und außerdem in der Passionszeit schon wieder ein Blick auf das Weihnachtsfest geworfen, und dadurch betont, dass Gott in Christus nicht nur die Lebendigkeit unseres Menschseins teilt, sondern auch den Tod. Die der Gottesmutter Maria geweihten Kirchen, zu denen auch diejenige in Schönhausen gehört, können uns an diesem Tag daran erinnern.

Der obenstehende Text wurde mir freundlicherweise von Thomas Roloff übermittelt, er wird heute in der regionalen Zeitung seines Wohnorts veröffentlicht werden, damit er darüber hinaus den einen oder anderen Leser findet, habe ich ihn gern hier heute ebenfalls angeführt.

Dienstag, 24. März 2009

Über Schönheit &



Soeben komme ich von einem „Lyriksalon“, bei dem der deutsche Expressionismus das Thema war. Kurioserweise erkannte ich viele Texte aus meiner Jugendzeit wieder (nicht daß ich schon vor 100 Jahren gelebt hätte, auch wenn ich mich meist mindestens so fühle, ich fand diese Zeit als Jugendlicher einfach interessant – Benn, Lasker-Schüler, Trakl vor allem), und es war wirklich überwiegend angenehm, der Abend, meine ich, die Jugendzeit, teils.

Aber dann habe ich mich dazu durchgerungen, nein ich mag hier nichts über Wasserleichen schreiben, das mögen andere tun, lieber präsentiere ich eine weitere Variante des Bildes, das mir unser „eigenwilliger Hawaiianer“ zurückgesandt hatte, nicht ohne zu unterlassen, darauf hinzuweisen, daß er auf diesem ein rotes Transportfahrzeug wegretuschiert hat. Und nun darf man fragen, ist es dadurch etwa weniger wahr, genauer gesagt, ist seine Schönheit dadurch weniger wahr, oder nicht vielleicht „wahrer“ als die Wirklichkeit. Warum müssen wir unbedingt zugleich dazusagen, daß unter der schönen Haut eines Menschen das Grauen wohnt, womöglich schreibe ich später noch einmal etwas über Trakl, aber nicht heute. Aber mit Werfel könnten wir enden:

„Und das Haus ist, daß es uns zerfalle…
Fremde sind wir auf der Erde Alle,
Und es stirbt, womit wir uns verbinden.“

Montag, 23. März 2009

Nachdenklich



Es war nicht das erste Mal, wovon ich gestern berichten konnte, daß jemand sich eines meiner harmlosen Bilder annahm und mich in gewisser Weise damit auch in Verlegenheit setzte. Nun liegt die Betonung natürlich auf „auch“, denn selbstredend löst so etwas die unterschiedlichsten Reaktionen aus.

Dieses Bild sandte mir Prof. Aue zurück, nachdem ich an einem trüben Sonntag von einem imaginierten Kloster geschrieben hatte, und was sehen wir, Gedanken aufsteigend wie Seifenblasen, Glaskugeln, in denen sich Vergangenes oder die Zukunft spiegelt…, wer weiß schon, was sich der Geist zusammenreimt, wenn er auf Abwegen wandelt. Aber es ist immer noch Hoffnung, mindestens solange er dies nicht unbemerkt tut.

Sonntag, 22. März 2009

Über Dankbarkeit



Gewissermaßen das Zeichen dieses Orts ist der Ausschnitt eines Bildes der „Gotischen Bibliothek“ in Potsdam, eine Art seelischer Fingerabdruck. Entstanden vor 2 ½ Jahren bei einem sentimentalen Rückkehrbesuch.

Unser „eigensinniger Hawaiianer“ aus San Diego hat mir gerade meine Originalaufnahme in mehreren verbesserten Varianten zurückgesandt, wir hatten eine kleine Unterhaltung über Bilder, und ich gestehe, ich bin aufrichtig gerührt und dankbar.

Es ist doch erstaunlich, wie sich die unterschiedlichsten Dinge zu einem neuen Sinn zusammenfügen können, weil ein wesensfreundlicher Mensch sich einmal nicht seiner Orchideen, in denen er ein großer Experte ist, sondern diesem hier angenommen hat und so meinen Potsdam-Erinnerungen neuen Glanz gab.

Samstag, 21. März 2009

Über Vergangenes

Ursprünglich, gebe ich zu, wollte ich heute über etwas gänzlich anderes, nämlich noch einmal über Marc Aurel schreiben.

Ganz einfach, weil ich bei meinen unsicheren Mitteilungsbemühungen der letzten Zeit ihn des öfteren zitiert hatte und die Reaktionen an den unerwartetsten Orten umwerfend waren (da ich weiß, wer dies liest, kann ich keine Beispiele anbringen, manchmal muß man sich zwischen Menschen und einer Pointe entscheiden, es ist keine leichte Entscheidung).



Dann las ich, Johann Sebastian Bach wurde am 21. März 1685 geboren, wenn man nach dem julianischen Kalender zählt. Nicht daß ich berufen wäre, etwas zu Bach zu bemerken, es ist einfach nur die Beruhigung, daß es ihn gibt, was meint, man mag sich befinden, wie man will, es gibt keine Ausrede, sich nicht wohl und getröstet zu fühlen, solange man noch Zugang zu einem Stück von ihm hat.



Und darauf bei meiner Suche nach passenden Mustern, das gleiche in Potenz, nicht daß ich diese 3 fast willkürlich gewählten Beispiele gleichermaßen schätzen würde, aber sie geben immerhin eine Ahnung von dem Wirksam-Sein dieses großen Mannes.

Freitag, 20. März 2009

An den Geburtstag eines meiner Lieblingsdichter erinnernd


Inschrift am Hölderlinturm
gefunden hier

Friedrich Hölderlin


Die Linien des Lebens...

Die Linien des Lebens sind verschieden,
Wie Wege sind, und wie der Berge Grenzen.
Was hier wir sind, kann dort ein Gott ergänzen
mit Harmonien und ewigem Lohn und Frieden.


The Lines of Life...

The lines of life are different, they sever
just like the roads, just like the mountain ranges.
What here we are, a God molds there - and changes
us toward reward and joy and peace forever.

(translation by Walter A. Aue
dedicated to B. Kottmann)

Donnerstag, 19. März 2009

Abend

Skurriles

Da heute nicht genug Zeit vorhanden ist, um hier mit langatmigen Erörterungen zu langweilen, verlassen wir ein wenig die üblichen Bahnen; etwas Kurioses:

Sollte jemand zufälligerweise in Rotterdam eine Bushaltestelle bemerken, an der offenkundig viele warten, ohne daß jemand sich hingesetzt hätte, könnte das an der Bank liegen. Ein Fitness-Club dort wirbt nämlich damit für sich, daß in die Sitzbank eine Waage eingelassen ist, die das Ergebnis großformatig anzeigt. Also gewissermaßen Werbung durch öffentliche Demütigung, unter Umständen originell.

Mittwoch, 18. März 2009

Dienstag, 17. März 2009

Über Päpste und Kaiser


Marc Aurel
gefunden hier

Vor kurzem wurde hier von jemand anderen an den ersten Cäsar erinnert. Es ist erstaunlich, was der Kalender manchmal zusammenbringt, heute Papst Leo X. (aus eher beiläufigem Anlaß) und den Caesar Marcus Aurelius Antoninus Augustus, Mark Aurel (gestorben am 17. März 180).

Der eine war ein großer Förderer der Künste (aus welchen Motiven immer), darüber hinaus aber (um ein gewisses Wort abzuwandeln) jeder Zoll kein Papst, der andere, ein Kaiser, hat sein Amt mit großem Ernst ausgefüllt und ist dies übertreffend mit einem durchaus kleinen Buch über Jahrtausende ein Leuchtturm für jede suchende Seele geworden. Manchmal, scheint es, sind Kaiser die besseren Päpste, und sei es im Nachhinein. Denn diesem ist zu seinen Lebzeiten unser Erlöser durchaus fremd geblieben:

"Nichts geschieht uns, was wir von Natur aus nicht zu ertragen vermögen." Selbstbetrachtungen V, 18

"Übe dich auch in den Dingen, an denen du verzweifelst." Selbstbetrachtungen XII, 6

"Was für ein lächerlicher Fremdling auf Erden ist der, der über irgendein Ereignis in seinem Leben erstaunt." Selbstbetrachtungen XII, 13

„Blicke in dein Inneres! Dort ist eine Quelle des Guten, die nie aufhört zu sprudeln, wenn du nur nicht aufhörst nachzugraben.“ Selbstbetrachtungen VII, 59

Montag, 16. März 2009

Zwischendurch

Wir kennen alle das Phänomen, daß wir jemanden über seine schriftlichen Äußerungen kennen lernen und dann bei der direkten Begegnung, sagen wir, überrascht sind.

Merkwürdiger ist das Gegenteil, man trifft auf jemanden, ist, sagen wir, deutlich irritiert (als höfliche Umschreibung einer massiven emotionalen Distanz), die Verbindung reißt aber nicht ab, und die schriftlich übermittelten Nachrichten sind von rührendem, phantasievollem, lebendigem Charakter.

Und jetzt stellt sich die spannende Frage, welches ist wahrere Mensch.

Ich werde jegliche Anfrage, wer gemeint sei, natürlich energisch abweisen, soviel Feigheit gestatte ich mir, einfach. Aber das Phänomen bewegt mich schon.

Sonntags-Nachtrag



Es wird gestern nicht viele Kirchen gegeben haben, in denen über Julius Cäsar gepredigt wurde. Die Iden des März waren mir zwar nicht ganz verborgen geblieben, aber meine Gedanken dazu erschienen mir doch zu dürftig als daß ich sie jemand anderem hätte zumuten wollen. So blieb das Wochenende weitgehend sprachlos.

Herr Roloff, dem das aufgefallen war und von dem hier das eine oder andere zu finden ist, schickte mir heute seine Predigt vom gestrigen Sonntag Oculi, die ich nachfolgend gern dokumentieren möchte:

Oculi 2009

Vom Ernst der Nachfolge


Luk 9, 57-62

Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und unserem Herren Jesus Christus. Amen

Liebe Gemeinde,

der Sonntag mit dem schönen Namen Oculi - Meine Augen sehen stets auf den Herrn - fällt in diesem Jahr auf den 15. März. Am 15. März, an den Iden des Märzes 44 vor Christus, wurde Julius Cäsar ermordet. Er war ein Mitglied des Julischen Hauses, das sich auf den trojanischen Aeneas zurückführte, der als Sohn der Venus galt. Wenige Monate vor seinem Tode hatte Cäsar der Venus in Rom einen Tempel errichtet, um diese Verbindung und Abkunft zu unterstreichen. Dies veneris - Venustag - heißt der sechste Tag der Woche, im germanischen Raum Tag der Freya, Freitag.

Cäsar war nicht nur Herrschergestalt, sondern auch Priester Roms - Pontifex maximus. In ihm war also eine Fülle und Ganzheit angelegt und auch schon in gewisser Weise gegenwärtig, die sich aber durch den Mord an ihm nicht vollenden durfte. Es schien etwas auf und ließ die Konturen einer ganzen Welt erkennbar werden, konnte sie aber nicht dauerhaft erhellen.

Aber alle seine Nachfolger trugen seinen Namen und nannten sich Kaiser. Erst in der Nachfolge begannen Menschen zu verstehen, was sie in Cäsar erlebt hatten, erst in der Nachfolge machten sie sich mühsam zu eigen, was in ihm schon ganz unter ihnen gegenwärtig war, erst in der Nachfolge brach die große Friedenszeit des Römischen Reiches an, die nach seinem Sohn Octavian benannt war, der als Herrscher den Namen Cäsar Augustus führte. Die Pax Augusta erst wird erhoben und geheiligt durch die Geburt des wahren und einzigen Gottessohnes Christus. Die Zeit wurde erfüllt und mit ihr geradezu jedes Detail der Geschichte. Auch das was die Römer mit dem Begriff Pax zum Ausdruck brachten. Es leitet sich nämlich von Pactum ab und bezeichnet nicht irgendeinen zufällig gewaltlosen Zustand, sondern ein willentlich herbeigeführtes Einvernehmen, eben einen Pakt oder ein Bund.

In dem Gruß der Kirche: Friede sei mit euch - wird immer wieder der Bund mit unserem Gott angeboten, der allein Frieden schafft, und der in Christus gründet.

Wir sind auf unserem Weg durch die Zeit, und auf diesem Wege nach Jerusalem spricht einer zu Christus: „Ich will dir folgen, wo du hingehst.“
Und Christus sprach zu ihm: „Die Füchse haben Gruben, und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber des Menschen Sohn hat nicht, wo er sein Haupt hinlege.“

Der Herr will nicht von der Nachfolge abschrecken, aber er macht unmissverständlich deutlich, das er nichts bietet als sich selbst. Wenn man aber glaubt, dass dieser Mann der Erlöser ist, was will man dann noch suchen?

Ein zweiter Mann wird von Jesus angesprochen und aufgefordert: „Folge mir nach!“

Der sprach aber: „Erlaube mir, dass ich zuvor hingehe und meinen Vater begrabe.“

Aber Jesus sprach zu ihm: „Lass die Toten ihre Toten begraben; gehe du aber hin und verkündige das Reich Gottes!“

Nur Christus kann so reden. Er hat schon in das Herz dieses Mannes geblickt, noch bevor er ihn angesprochen hat. Er hatte längst die Trauer gesehen, und er kann Trauer nehmen. Er kann anders trösten, als wir Menschen uns untereinander trösten können. Er kann den Menschen wirklich vom Tod abwenden, wenn sie sich ihm zuwenden, wenn sie ihm folgen.

Es geht auch hier in verstörender Weise um Nachfolge. Darum wird uns das Bild von Vater und Sohn vorgestellt. Der Sohn ist immer auch Nachfolger des Vaters, und dort wo er an das Grab des Vaters tritt, macht er sich bewusst, dass er ihm ins Grab folgen wird, nachfolgen wird. Christus aber ruft den Sohn in die eigene Nachfolge und damit in die Anteilnahme zum Leben. Nur darin ist wirklicher Trost, nur darin ist Hoffnung. In Christus wenden wir uns vom Tod zum Leben und treten in die Nachfolge des Lebens.

Ein Dritter wird uns in unserer Geschichte vorgestellt, und der kommt schon gleich mit einer Bedingung: „Herr, ich will dir folgen; aber erlaube mir zuvor, dass ich Abschied nehme von denen, die in meinem Hause sind.“ Wie aber wollen wir Gott Bedingungen stellen, und was kann wichtiger sein als zu Gott in Beziehung zu treten? Hinter der Bedingung, die dieser Mensch stellt, steht doch irgendwie auch die Vorstellung, dass er erst für Christus bereit ist, wenn er zuvor noch etwas anderes erledigt hat.

Im Umgang unter uns Menschen ist das auch sehr richtig. Immer wieder erlebt man es, dass sich Menschen in neue Beziehungen stürzen, ohne das sie mit den vorherigen fertig wären. Es ist dann immer sinnvoll und richtig, in der Seelsorge beispielsweise, darauf hinzuweisen, dass möglichst erst das Alte wirklich beendet sein sollte, bevor man neue Versprechungen gibt.

Anders aber ist es in der Begegnung mit Gott. Sie ist ganz anderer Natur als alle Begegnungen, die Menschen sonst machen können. Der Mensch in seiner Fülle verdankt sich nämlich erst dieser Begegnung mit Christus. Ein Mensch ohne Gottesbegegnung bleibt unvollständig, im wahrsten und tiefsten Sinne - unheil. Der heile Mensch, der in der Gottesbegegnung geheiligte Mensch aber kann neu in die Welt treten und sich den Mitmenschen zuwenden. Es gibt aber keine Gottesbegegnung unter Vorbehalt. Wir Menschen stellen Gott keine Bedingungen. Diese Nachfolge ist bedingungslos.

Drei Menschen, drei Begegnungen mit dem Mensch gewordenen Gott. Keine von ihnen scheint, jedenfalls auf den ersten Blick, ein glückliches Ende zu nehmen. Jesus scheint allen vor den Kopf zu stoßen, scheint alle zurückzustoßen und dann weiterzuziehen auf seinem Weg.

Aber sagt das die Geschichte wirklich? Der Text des Lukas gibt diese Deutung jedenfalls nicht her. Vielmehr folgen wir in dieser Vermutung unserer eigenen Ängstlichkeit und beginnen selbst, Jesus ängstlich Bedingungen zu stellen. Er soll die Menschen nicht so grob angehen. Er soll freundlich sein, Rücksicht nehmen auf die Trauer und geduldig sein, wenn jemand noch etwas zu erledigen hat. Was aber will der Mensch mit einem Gott, der sich seiner selbst nicht gewiss ist?

In der Begegnung mit Gott kann man dankbar sein für jede „Zurechtweisung“ - nicht nur weil sie in jedem Fall eine Anteilnahme am eigenen Ergehen ist, sondern auch darum, weil sie ihrem Wortsinn nach etwas Gutes ist. Wir werden auf das hingewiesen, was richtig ist.

Aber noch in einer ganz anderen Weise sind Begriff und Inhalt der Nachfolge aufsehenerregend:

Wir sprechen im eigentlichen Sinne vom Nachfolger nicht nur als von einem Charakteristikum der Beziehung zum Anführer. Der entscheidende Zusammenhang liegt nicht darin, dass der eine vorangeht und viele andere ihm folgen. Der entscheidende Zusammenhang liegt darin, dass der Nachfolger selbst an die Stelle des Vorgängers zu treten hat, wenn seine Zeit erfüllt und gekommen ist.

Wir haben davon am Anfang gehört im Zusammenhang mit Cäsar und Augustus. Was aber genau gemeint ist, wird noch schöner deutlich am Wesen der Kirche. Sie vereint diejenigen, die Christus nachfolgen, sie ist aber in einer gewissen Weise auch an seine Stelle getreten. Sie ist die Form, in der Christus in dieser Welt nun nicht nur sichtbar, sondern auch wirksam wird. Es ist etwas ganz und gar Gewaltiges, dieser Kirche anzugehören. Wir sind Nachfolger Christi, weil wir an ihm Anteil nehmen.

Amen

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Amen“

Sonntag, 15. März 2009

Samstag, 14. März 2009

Freitag, 13. März 2009

Beiläufig

Ein Blog richtet sich ja an erwachsene Menschen, nein, die Mutmaßungen gehen gerade in die falsche Richtung, aber ich dachte bei mir, warum nicht einfach als kleinen Stilbruch 2 Stücke recht verschiedenen Charakters einfach so anbringen, zur Ermunterung, Unterhaltung, wofür auch immer, die sich in der Woche bemerkbar gemacht hatten. Das Schwierige hatten wir hinreichend genug.

Also, wer religiöse Exaltationen mag, wie ich, der möge sich hieran delektieren, den Hintergrund blenden wir einfach einmal aus:



Und wessen Sympathien, tja wo eigentlich, sagen wir, beim unverbraucht kühn jugendlich Unterhaltsamen liegen, der wird hier etwas finden:

Donnerstag, 12. März 2009

Paul Gerhardt



Paul Gerhardt wurde am 12. März 1607 geboren, mit seinen geistlichen Dichtungen hat er nicht nur den Gedanken- und Sprachschatz des Deutschen wie sonst wohl nur noch Martin Luther vermehrt, er hat jedem Christen etwas an die Hand gegeben, das die Kraft hat, sein Herz zusammenzuhalten auf den oft dürren Pfaden des Glaubens.

Von den neueren Zugängen zu Paul Gerhardt ist mir eigentlich der durch Sarah Kaiser am angenehmsten geworden, da ich von ihr gerade kein passendes Musikbeispiel habe, der Verweis zu ihrer Website.

Mittwoch, 11. März 2009

Über Sprache



Ich habe versprochen, hier erst einmal keine weiteren Selbstfindungstexte anzubringen, und ich werde das im Folgenden auch nicht tun. Es geht um etwas anderes, die trügerische Sicherheit der Sprache. Ich las gestern ein Buch, dessen Autor ich ein wenig über seinen sehr sympathischen Blog kennengelernt hatte, das Buch (André Schneider „Aus der Umarmung des Wassers“) ist gerade erschienen und ging mir gestern sinnigerweise an dem Tag zu, an dem der gute Mann wohl 30 wurde.

Seine, sagen wir hilfsweise Autobiographie, war vielfach sehr fremd, gelegentlich in einer Sprache verfaßt, deren Poesie mir nicht unbedingt entgegenkommt, aber sehr ehrlich, gedankenreich, verwirrend, bestürzend, vor allem aber unendlich traurig. Nachdem ich meiner Fassung wieder einigermaßen sicher war, schrieb ich ihm, im Grunde nur, daß ich noch nicht zu einer vernünftigen Meinung fähig wäre.

Die Antwort zeigte ihn zutiefst verletzt, er hatte aus meinen Worten, die mehr dem Selbstschutz dienten, einen kompletten Verriß herausgelesen, an seinem Geburtstag, es war die allererste Wortmeldung überhaupt, über seine Autobiographie! Auf meine entgeisterte Erwiderung hat er nicht mehr reagiert, meine Wortmeldungen dürften jetzt wohl quasi automatisch entsorgt werden. Und ich kann das verstehen.

Denn, was mich verstört, ist, als ich mir meine erste Äußerung ansah, mußte ich erkennen, man kann das alles so verstehen, jede Änderung der Erwartung, jede unterschiedlich angenommene Intention ergab einen Sinn, einen jeweils gänzlich verschiedenen selbstredend. Wenn man wollte, konnte man den erschütterten Leser erkennen, der um Fassung ringt, genausogut konnte man jemanden vor sich sehen, der sich höflich angewidert zeigt, ohne ein Wort verändern zu müssen. Es tut mir wirklich leid.


Nachtrag

Heute ist es mir zum ersten Mal passiert, daß ich mich für einen Post geschämt habe, genauer, einige Sätze daraus, noch genauer, für das, was ich damit auch mir gezeigt habe, unbedachtes, unstetes, voreiliges Urteilen, gespreizt-kleinliches Wichtigtun und Selbstverliebtheit z. B. Ich denke, es ist sinnvoller, dies in einem Nachtrag zu bemerken, ehe es im Kommentar untergeht, es gibt nämlich einen, der diese Bemerkung erklärt. Vermutlich sollte ich mehr Marc Aurel lesen als über ihn schreiben.

Dienstag, 10. März 2009

Luise


Gedenkort auf der Pfaueninsel
gefunden hier

Gestern gedachten wir ihres verstorbenen Sohns, des Kaisers, heute wurde sie geboren als mecklenburgische Prinzessin in Hannover. Natürlich reden wir von Jahreszahlen. Am 10. März 1776 wurde Herzogin Luise Auguste Wilhelmine Amalie zu Mecklenburg geboren. Bekannt, und der Wahrheit entsprechend vielfach geliebt, wurde sie unter dem Namen Königin Luise von Preußen oder Louise, wie manche schreiben.

Vor knapp einem Jahr haben wir schon einmal daran erinnert. Die Louisen-Gedenkstätte im Schloß Hohenzieritz nicht weit von hier, ihr Sterbeort, hat seit dem Beginn dieses Monats wieder regelmäßig geöffnet. Und man darf sich wohl fragen, was ist es, daß sich derart tief in Erinnerung und Sympathie einprägt, wo so vieles lange vergessen ist.

Darüber ließe sich vieles sagen, aber es erstaunt doch, wo ihr nachgerühmt wird, mehr durch ihren Charme gewirkt zu haben, daß man dann auf einzelne Worte stößte wie etwa, um beiläufig diese zu nehmen, die ihrem Sohn, dem Thronfolger, galten: "Die Frauen empfinden feiner ... vor allem muß man sich hüten, einen Kopf und ein Herz zu verbittern, die in allen Punkten ausgezeichnet sind."

Vieles anderes gäbe es zu sagen, Wohlwollendes und Angerührtes und Rühmendes, aber es ist so viel Zeit gegeben, es von wem immer ausgesprochen sein zu lassen.


Mausoleum Charlottenburg
gefunden hier

Montag, 9. März 2009

Über einen Kaiser


Kaiser Wilhelm I.
gefunden hier

Es ist eigentümlich, ich hatte sicher schon einmal erwähnt, daß meine Sympathie für Preußen eine etwas spät erworbene ist, ein Anfall von Realismus nach zu viel Mittelalterbegeisterung womöglich. Das Problem dieser späten Sympathien, sie ermüden schneller, gehören mehr ins Reich der Pflicht, denn der Neigung.

Und so, als ich mir dessen bewußt wurde, daß heute der Todestag Wilhelms I. wäre, dachte ich bei mir, irgend etwas mußt du dann wohl schreiben, und dann bei dem Nachlesen dessen, was vielleicht amüsant oder originell oder lehrreich sein könnte, wurde ich dessen gewahr: Ich mochte den Mann, sehr sogar. Das mag man kindisch, irrelevant oder was auch immer finden. Aber das ist mir herzlich gleichgültig.

Wenn man auf menschliche Integrität trifft, in solcher Zeit, in solchem Amt, wo alle Gewißheit wie ein Teppich unter den Füßen weggezogen wird, und dann zu stehen…

Kaiser Wilhelm I. starb am 9. März 1888 in Berlin.


Arthur Kampf, Wilhelm I.
Moritzburg / Halle

Sonntag, 8. März 2009

Sonntagsregen



Ich wurde, wenn ich das richtig verstanden habe, heute gerügt, ob das hier in eine Selbstfindungsveranstaltung abgleiten würde, Großer Gott nein, das konnte sich auch nur auf ein paar ganz wenige kurz zurückliegende Beiträge beziehen und siehe da, Treffer. Nein, ich habe nicht das geringste Bedürfnis, mich zu finden, ich wüßte gar nicht, worüber ich mit mir reden sollte.

Daß hier 2 Bilder auftauchen, auf denen nichts zu sehen ist, hat den simplen Grund, daß sie am heutigen Abend entstanden sind und meine kleine Übungskamera für Nachtaufnahmen nicht wirklich geeignet ist. Aber nachdem der heutige Sonntag überwiegend im Nieselregen versunken war und mein Kopf so mit Gedanken bevölkert wie ein leergeräumtes Zimmer, man konnte schon fast den Hall hören bei jeder Regung, hatte ich mich zu einer kleinen Regenwanderung aufgerafft und siehe da, am Ende war es doch sehr schön, die Luft angenehm und der Weg von einem Fast-Vollmond beleuchtet.

Dieser Weg führte am Klosterhügel vorbei, von dem dieser Ort seinen Namen hat. Auf ihm wird wohl einmal eine beeindruckende Kirche gestanden haben, von der jede Spur verschollen ist. Heute erhebt sich dort nur noch ein überrestauriertes Amtshaus, in dem irgendeine überflüssige städtische Behörde sitzt. Aber in der letzten Dämmerung konnte man für einen Moment die Illusion haben, dort stünde dieses Kloster noch.

Samstag, 7. März 2009

Verfrühte Prophezeiungen oder Vorfrühling 2



Gegenüber dem guten Greg vom „Midnightgarden“ war ich offenkundig etwas voreilig mit meiner Behauptung, wir hätten jetzt tatsächlich Frühling, aber mitunter ist der Wunsch nach Veränderung wohl so energisch, daß man überall Anzeichen sieht, eine Variante optischer Täuschung.

Daher wenigstens eine Versammlung dessen, was gerade blüht, auch wenn die Bilder nicht wirklich gut sind. Es wird andere, bessere geben.







Und da wir uns am Vorabend eines Sonntags befinden, doch noch etwas Historie. Am 7. März des Jahres 321 erklärte Kaiser Konstantin I. den dies solis zum Feiertag, an dem alle Arbeit ruhen solle.

Freitag, 6. März 2009

Über Hybris und Architektur


Berlin, Neues Museum
gefunden hier


Es gibt Texte, in denen kommt die Hybris der Moderne gewissermaßen naiv zum Vorschein.

Ich will hier gar nicht unbedingt die Frage erörtern, was von dem von David Chipperfield „wiederhergestellten“ Neuen Museum in Berlin zu halten ist. Da mag sich jeder anhand der Bildstrecke in diesem Artikel eine Vorstellung machen.

Bemerkenswerter finde ich, was der britische Architekt dort generell über Städtebau sagt, z.B.: „Nach dem Zweiten Weltkrieg … gab es eine starke idealistische Bewegung, eine moderne Welt zu bauen…Viele Architekten dachten damals: Wir können diesem Trauma, dieser Tragödie einen Sinn geben. Viele Stadtplanungstexte aus der Zeit lesen sich spannend. Man wollte eine neue Gesellschaft gleich mit aufbauen.“

Und dann fällt der Satz, der einen sprachlos werden läßt: „Es war auch eine Chance, die Vergangenheit auszulöschen.“

Ja, diese Chance ist in der Tat weidlich genutzt worden, und es ist meistenteils wirklich Prachtvolles an die Stelle getreten, wenn man sie nicht geräumig leer belassen hat.

Interruptio

Nach meinen vermutlich wenig durchdachten Bemühungen, bei jemandem, auf den ich kürzlich gestoßen war, etwas Hilfreiches zu bemerken, will ich wenigstens dieses Video hier anbringen, das ich dort fand.

Donnerstag, 5. März 2009

Grenzen &



Ich gebe zu, ich war letzte Nacht etwas verstört, als ich sozusagen als Gute-Nacht-Gruß auf diese Übersetzung gestoßen wurde, von jemandem, den ich überaus schätze, um das mindeste zu sagen. Und ich habe mich eher willkürlich entschlossen, dieses hier zu erörtern, aber warum sollte man Angelesenes vorziehen.

Mein Bemühen ist es, diesen Ort als einen mehr temperierter Stimmung zu erhalten. Ich respektiere das Unternehmen, die Grenzen des Fühlens auszuloten, aber man wird deshalb voraussichtlich hier nie eine Würdigung Pasolinis finden, auch wenn dieser am 5. März 1922 in Bologna geboren wurde und sich an ihm ausreichend bedeutsame Züge finden lassen.

Das Problematische am Grenzen Suchen ist, daß seine Einsichten eher zerstreuen als sammeln, es sei denn, daß es einen sehr gewißheitsgesättigten Kern gibt, der den Dingen eine Ordnung zuweist.

Aber immerhin, die neugewonnene Erkenntnis, daß der Schöpfer von „Amazing Grace“ ein erfolgreicher Kapitän eines Sklavenschiffs war, da solle noch einer wagen zu sagen, es gäbe nicht genügend Pointen in der Geschichte.

Als Beigabe 2 Bilder gesandt von jemandem, der mir heute schrieb, er könne keinen Bekannten von mir in Florida treffen, er müsse seine Anonymität wahren. Ich mag ihn trotzdem, vielleicht gerade, nicht nur, deshalb.



Nachtrag

Vielleicht ist die Konfrontation mit o.g. Text ein Musterbeispiel, wie sehr die Umstände des Zusammentreffens die Wahrnehmung beeinflussen können. Bei verminderter Aufmerksamkeit bleibt man einem Detail hängen, das sofort wörtliche Plastizität gewinnt, wo unter anderen Umständen oder auch von anderen alles in Symbolik eingebettet bliebe.

Das Gedicht, das der Ursprung obiger Gedanken war, hat meines Erachtens durchaus die Tendenz zum an die Grenze Gehen, was selbstredend nicht dem Übersetzer etwa anzulasten wäre, aber ich habe auch zur Eigenprüfung dasselbe jemandem gezeigt, der recht literatursensibel ist und es enthusistisch komplett anders auffaßte. Das zur Objektivität des Sehens.

Mittwoch, 4. März 2009

Kaiser Barbarossa


Kyffhäuserdenkmal
gefunden hier


Kaiser Friedrich I., genannt Barbarossa wurde am 4. März 1152 zum römisch-deutschen König gewählt, ein großer Kaiser, an den sich schließlich die Sage band, im Inneren des Kyffhäuserberges würde er schlafen, um, eines Tages erwacht, das Reich zu retten und zu erneuern, Geschichten halt.

Von Friedrich Rückert stammt dazu dieses Gedicht:

Der alte Barbarossa

Der alte Barbarossa,
der Kaiser Friederich,
im unterirdischen Schlosse
hält er verzaubert sich.

Er ist niemals gestorben,
er lebt darin noch jetzt;
er hat im Schloss verborgen
zum Schlaf sich hingesetzt.

Er hat hinabgenommen
des Reiches Herrlichkeit
und wird einst wiederkommen
mit ihr, zu seiner Zeit.

Er nickte als wie im Traume
sein Aug halb offen zwinkt;
und je nach langem Raume
er einem Knaben winkt.

Er spricht im Schlaf zum Knaben:
Geh hin vors Schloss, o Zwerg
und sieh, ob noch die Raben
herfliegen um den Berg.

Und wenn die alten Raben
noch fliegen immerdar,
so muss ich auch noch schlafen
verzaubert hundert Jahr.

Dienstag, 3. März 2009

abgelegene Nachrichten


Teatro Olimpico, Bühnenwand
Manchmal stößt man auf Nachrichten, an denen ist alles erfreulich und gut, selbst wenn sie etwas zurückliegen, so heute auf diese: “1585: Das Teatro Olimpico in Vicenza, nach Plänen von Andrea Palladio als erstes freistehendes Theatergebäude seit der Antike in Europa gebaut, wird eröffnet. Gespielt wird das Stück König Ödipus von Sophokles.“

Manchmal spiele ich mit dem Gedanken, man sollte eine Art Gegen-Zeitung mit derartigen Nachrichten aufmachen (auch um sich das ganze Gift aus der Seele zu ziehen, das unablässig auf sie eindrängt).

Montag, 2. März 2009

Von römischen Päpsten und mecklenburgischen Königinnen

Ich muß gestehen, als ich erstmals las, daß dieses vormalige kleine Land 3 Königinnen hervorgebracht hätte, stutzte ich etwas, Königin Luise von Preußen, natürlich, das befindet sich außerhalb jeder Frage, Königin Sophie Charlotte von Großbritannien auch, aber zugegebenermaßen mehr der Blume wegen, der ihr Name gegeben wurde, aber die dritte.

Nun es gibt diese bekannte Statue von Schadow.



Und man vergißt leicht, daß aus beiden Prinzessinnen, Luise und Friederike, Königinnen wurden, nur daß es bei der zweiten mehrerer Umwege bedurfte, und dann auch bloß Hannover, immerhin ihr Geburtsort (am 2. März 1778), ihr Sterbeort auch, gut, das Nähere mag man hier nachlesen.

Große Schönheit und Anmut führen nicht unbedingt ein glückliches Leben mit sich, wie wir an beiden Frauen in sehr unterschiedlicher Weise sehen müssen.

Doch eigentlich wollte ich heute an jemanden erinnern, der von sich selbst gesagt haben soll, er sei der letzte einer langen Dynastie, Pius XII.


Der gekrönte Pius XII. auf der Sedia gestatoria
gefunden hier

Er wurde sowohl an einem 2. März (1876) geboren und am 2. März 1939 zum Papst gewählt und in gewisser Weise ist eine bestimmte, über Jahrhunderte gewachsene Art, dieses Amt auszuüben, mit ihm an ein Ende gekommen.

Manchmal sieht man nur kurz ein Bild und weiß sofort, dieser, wer immer er sein mag, hat meine ganze Sympathie.


Prozession zur 900 Jahr-Feier der Stadt Bamberg
mit Nuntius Pacelli
gefunden hier

Sonntag, 1. März 2009

Sonntag &



Man könnte es auch anders nennen, aber irgendwie scheine ich mich doch häufig zu sehr in dem Gegenstand meiner Betrachtung zu verlieren, das fiel mir kürzlich auf, als ich eine Begebenheit aus meiner Militärzeit erzählte, eine Übung, bei der ich interessiert einer Handgranate hinterhersah, die ich gerade geworfen hatte, hilfreicherweise wurde ich dann aber von jemandem in den Schutzgraben hinabgezogen.

Wie ich darauf komme, nun weil mich eine Szenerie oder eine Erkenntnis so sehr faszinieren können, daß mir die Existenz wohl nachrangig wird. Mit anderen Worten, auf etwas von Bedeutung zu stoßen, beeindruckt mich weit mehr, als daß es zwangläufig meiner Person dienlich sein muß.

Übergänge einsparend, die Irritation geht im Moment eher in die Richtung, ob es im Geistigen etwas Überindividuelles von Bestand gibt, als ob die eigene akzidentielle Person darin vorkommt.

Ich weiß, ich überbeanspruche diesen Ort etwas, aber das sind nun mal eben die Gedanken, die mich gerade beschäftigen: Sind wir eine zusammenhanglose Zusammenballung von Zufällen, die sich, ohne Spuren zu hinterlassen, wieder auflöst oder schaffen wir eine geistige Spur, die besteht.

Eine womöglich wortlose Spur? Mir war es immer so selbstverständlich, daß das Denken nicht ausschließlich aus Worten bestehen muß (jeder kennt die alte Situation, wo die Frage: „Woran denkst du?“, ehrlich mit „an nichts“ beantwortet wird, nur daß gleichzeitig die unterschiedlichsten Bilder am inneren Auge vorbeiflimmern), daß mich die ausschließliche Gleichsetzung von Denken und Sprache tatsächlich überrascht hat. Wir wollen es bei diesen Bruchstücken unseres Grübelsonntags belassen, der letztlich auf die Frage zusteuerte:

Ist die Welt ein einziger seelenloser Mechanismus oder wirkt hinter den Fassaden das vielfältigste Leben, eine Frage, würdig eines Sonntags, und wohl auch nur mit Hilfe dessen, der diesen Tag kreiert hat, zu beantworten.