Freitag, 5. Juni 2009

Bonifatius oder ein Amerikaner in Fulda

Wenn ein Amerikaner sagt, er habe 2 Mal in seinem Leben am Grab des Bonifatius in Fulda für Deutschland gebetet, wer sind wir, nicht ein paar wenige Bemerkungen über den Apostel der Deutschen zu machen. Wenn der Kerl nur nicht so ledern wäre (der Apostel). Die Friesen haben ihn erschlagen und zwar wohl am 5. Juni 754. Und daß er Apostel der Deutschen sei, ist auch eher spät ins allgemeine Bewußtsein gedrungen. Genug der Sottisen und zitieren wir lieber Papst Johannes Paul II.:

„Die Kirche, besonders aber die Kirche in Deutschland, gedenkt am 5. Juni 2004 jenes Tages, an dem vor 1250 Jahren der heilige Bonifatius das Martyrium erlitten hat. Gerne verbinde ich mich daher im Gebet mit Euch allen, die Ihr Euch aus diesem bedeutenden Anlaß am Grab des „Apostels der Deutschen“, wie man diesen großen Missionar gern nennt, eingefunden habt, um für sein Wirken und sein Vermächtnis Gott Dank zu sagen und um die Kirche und die Gläubigen in Deutschland erneut seiner Fürsprache anzuvertrauen. Nicht minder lädt dieses historische Datum uns ein, die Jahrhunderte überdauernde Lebensleistung des Heiligen in Erinnerung zu rufen und nach der Botschaft zu fragen, die von seinem heiligen Leben und Sterben für die Christen von heute ausgeht.

… Der Heilige hat in der Tat jene abschließende Begegnung von römisch-christlicher Kultur und Germanentum herbeigeführt, deren Geschichtsmächtigkeit die folgenden Jahrhunderte eindrucksvoll bezeugen: Ihm ist die christliche Grundlegung Europas zu danken.

Worin also mag die Botschaft bestehen, die von diesem Gedenktag ausgeht? …

Die Sorge für die geistige und sittliche Entfaltung des Menschen durch Pflege und Weitergabe des antiken christlichen Bildungsgutes hat er als wichtige Voraussetzung für die Predigt und die Aufnahme des Evangeliums erkannt. Darin ist der heilige Bonifatius gerade in einer Zeit, die dieses Erbe zu verlieren droht, ein Vorbild …

Es ist aber nicht nur das Wirken des großen Missionars, es ist seine ganze Persönlichkeit, die heute zu uns spricht. Er hat die Geborgenheit der Heimat verlassen, um als „Fremdling um Christi willen“ das Evangelium bei den Germanen und den Franken zu verkünden. Mit Unerschrockenheit und Mut ist er nicht nur dem heidnischen Götterglauben seiner Zeit entgegengetreten, sondern er hat auch Gegnerschaft nicht gescheut, wo es um die echte Reform schon bestehenden christlichen Lebens ging.

Bei alledem hat Bonifatius sich weder von der Größe sich auftuender Hindernisse noch durch Mißerfolge und Rückschläge entmutigen lassen. Was er selbst gelebt hat, hat er anderen als Weisung gegeben: “Stehen wir fest im Streit am Tage des Herrn, da Tage der Trübsal und Not über uns gekommen sind... Seien wir keine stummen Hunde, nicht schweigende Zuschauer, nicht Mietlinge, die vor dem Wolf fliehen; seien wir vielmehr eifrige Hirten, die über die Herde Christi wachen, die Hoch und Niedrig, Reich und Arm den ganzen Ratschluß Gottes verkünden ... gelegen oder ungelegen...“ (Bonifatius an Erzbischof Cuthbert von Canterbury im Jahre 747).

Der Künstler, der die Grabstätte des heiligen Bonifatius gestaltet hat, stellt ihn dar, wie er im Sarge liegend dessen Deckplatte hebt, um nach draußen zu schauen: Der gute Hirt vergißt auch in der Herrlichkeit des Himmels die Seinen auf Erden nicht. So rufen wir den „Apostel der Deutschen“ um seine Fürbitte an, daß der Glaube, den er verkündet, daß die Kirche, die er begründet hat, wie in vergangenen Jahrhunderten so auch in Gegenwart und Zukunft blühen und kraftvoll für das Evangelium Christi Zeugnis geben möge. Auf die Fürsprache der Seligen Jungfrau Maria, des heiligen Bonifatius sowie aller Heiligen Deutschlands und Europas erteile ich Euch allen von Herzen meinen Apostolischen Segen.

Aus dem Vatikan, am Hohen Pfingstfest des Jahres 2004

JOHANNES PAUL II.“

7 Kommentare:

Pilgrim hat gesagt…

Heck, Boniface wasn´t any better than his teacher, St.Patrick. But their wrongdoings in the name of Our Lord soon fell off the common as well of the Holy Mother Church´s mind. Propz Pilgrim

MartininBroda hat gesagt…

Seems your are not just a fan of these saints, I’m not quite sure about their “wrongdoings”, but I must confess I had difficulties to write something about him, so I was glad I found this letter of Pope John Paul II.

naturgesetz hat gesagt…

Well, I'm not an expert on precisely who founded which monasteries in the territory of present-day England but Martin's link "Kerl" suggests that the Irish were active in the north and the predominant influence in the south was Roman. Boniface came from Benedictine cloisters and founded Benedictine ones on the continent. So I have always understood his heritage to be more from Benedict and Augustine of Canterbury than Patrick.

However that may be, thanks for the post and the acknowledgement, Martin.

MartininBroda hat gesagt…

My belated translation of the post:

"If an American (a reader) says, he prayed 2 times in his life at the grave of Boniface in Fulda for Germany, who are we to deny a few remarks about the “Apostle of the Germans”. If the guy wouldn’t be so leathery (the apostle). The Friesian killed him probably on June 5th 754. And that he is called “Apostle of the Germans” appears to us more recently (19th century). Enough of the flippant remarks let us quote Pope John Paul II.:

[You can find the complete letter in English here:
http://www.vatican.va/holy_father/john_paul_ii/letters/2004/documents/hf_jp-ii_let_20040607_san-bonifacio_en.html].

MartininBroda hat gesagt…

@ naturgesetz It’s nice to see you here again, I guess you are right about Patrick, btw. just when I finished the laborious translation I found there is an English version of the letter on vatican.va, argh. Have a good weekend.

Oh and @ Pilgrim Have a great weekend too.

naturgesetz hat gesagt…

Thank you for the translations. I had got the gist of it, but it becomes clearer with the translation.

The date on Pope John Paul II's letter reminds me that it was in 2004 that I was in Fulda for the second time. The Domplatz had banners all around marking the anniversary. My visit occurred in July.

Google has put some Fulda-related ads beside the e-mail notification of your latest comments. Now I want to go to the Brauhaus Wiesenmühle on my next visit to the city (if I manage to have a next visit).

MartininBroda hat gesagt…

So at the end my comment was good for something
:-)