Mittwoch, 24. Juni 2009

Solferino

Heute vor 150 Jahren, also am 24. Juni 1859, fand die Schlacht von Solferino statt, die Piemont-Sardinien mit seinem Verbündeten Frankreich gegen Österreich gewann. Warum das von Interesse ist, weil sie wesentlich für die Einigung Italiens war? Nun das wäre wohl nicht der Grund, warum sie noch in den heutigen Zeitungen erwähnt wird. Sie war die blutigste Schlacht seit Waterloo, Zehntausende von Verletzten wurden nach ihr mehr oder weniger ihrem Schicksal überlassen. Auch das würde wohl keine besondere Erwähnung hervorrufen, danach ist weit Schlimmeres geschehen.

Aber die Erschütterung eines Mannes, nämlich von Henry Dunant, hat damals bewirkt, daß er einmal die Energie aufbrachte, die Bevölkerung der Gegend dazu zu bringen, den Verletzten ohne Ansehen der Nation zu helfen, und dann führte sie schließlich zur Gründung des Roten Kreuzes und zur Genfer Konvention. Da sage noch jemand, die Erschütterung eines einzelnen vermöge nichts zu bewirken. Die Geschichte dieses Mannes hat viele weitere überraschende Facetten, man mag das hier weiter nachlesen.

Aber so verdienstvoll das unzweifelhaft ist, beim Namen dieses Ortes taucht in mir eine andere Assoziation auf, die des „Helden von Solferino“. Joseph Roth erzählt von ihm im „Radetzkymarsch“, der Geschichte der fiktiven Familie Trotta. Ich habe davon hier schon einmal gesprochen. Ein Trotta, Joseph, Leutnant der Infanterie, rettet danach in der Schlacht von Solferino Kaiser Franz Joseph I. das Leben, wird als „Joseph Trotta von Sipolje“ in den Adelsstand erhoben und so „zum Ahnherrn eines neuen Geschlechtes“. Ein Geschlecht, das bald verlöschen wird, so wie die k. u. k. Monarchie.

„‘Es war damals anders‘, erwiderte Skowronnek. ‚Nicht einmal der Kaiser trägt heute die Verantwortung für seine Monarchie. Ja, es scheint, daß Gott selbst die Verantwortung für die Welt nicht mehr tragen will. Es war damals leichter! Alles war gesichert. Jeder Stein lag auf seinem Platz. Die Straßen des Lebens waren wohl gepflastert. Die sicheren Dächer lagen über den Mauern der Häuser. Aber heute, Herr Bezirkshauptmann, heute liegen die Steine auf den Straßen quer und verworren und in gefährlichen Haufen, und die Dächer haben Löcher, und in die Häuser regnet es, und jeder muß selber wissen, welche Straße er geht und in was für ein Haus er zieht.‘“

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