Freitag, 26. März 2010

Julius Schnorr von Carolsfeld

translated

Verkündigung Mariä, 1820
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Das Romantische entläßt uns nicht aus seinen Klauen. Ich muß zur Erklärung sagen, daß ich eigentlich noch an einem Novalis Post schreibe (oder schreiben sollte), der hier seit gestern stehen müßte (zu schweigen von Goethe und Königin Luise). Und offen gestanden, war ich der festen Überzeugung, ich hätte über diesen „Nazarener“ längst etwas angemerkt, bis mir die Ursache dieses Irrtums klar wurde. Die von mir benutzte Bibel von 1913 enthält seine Illustrationen, daher war mir der Name so alltäglich.


Abraham will seinen Sohn Isaak opfern
aus "Die Bibel in Bildern", 1860
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Julius Schnorr von Carolsfeld wurde am 26. März 1794 geboren und ist einer der bekanntesten der sogenannten „Nazarener“, wie man später eine Gruppe von Künstlern nannte, die vor allem das Bestreben verband, der Kunst aus religiösem Antrieb heraus ihre Tiefe zurückzugeben. Eine sehr folgenreiche Gruppe, so wurden etwa die Präraffaeliten in England von ihr beeinflußt - als ich über einen anderen Nazarener, nämlich Overbeck jüngst etwas schrieb, habe ich bereits angemerkt, daß diese mir eigentlich deutlich näher stehen, aber dazu später.


Der hl. Rochus, Almosen verteilend, 1817
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Die Nazarener malten gegen die von ihnen empfundene Seelenleere des akademischen Klassizismus an, suchten nach Verinnerlichung und Vergeistigung, nach Rückbindung an Tradition und Glauben, ohne daß sie zumindest anfangs ausschließlich im Religiösen verblieben. Gerade Schnorr von Carolsfeld war auch ein exzellenter Landschaftsmaler, wie man an diesem Bild über den Hl. Rochus erkennen kann. Fast glaubt man, zwei Gemälde vor sich zu haben, mit der Gebirgslandschaft des Hintergrundes. Aber tatsächlich bleibt beides auf sich bezogen, das Bedeutsame der Handlung wird durch die Naturszenerie noch gesteigert.


Kriemhild erkennt an der Leiche Siegfrieds Hagen als Mörder
1846, hier gefunden

Es ist immer schwierig zu urteilen, wenn man die Intentionen von jemandem schätzt, aber seine Taten einen häufig unbefriedigt zurücklassen. Denn um nun doch schon den Punkt anzusprechen, der meinen Enthusiasmus gegenüber den Nazarenern etwas bremst, deren Ernsthaftigkeit ist mitunter recht arg angestrengt und monoton, die Darstellung leidet an zuviel gewollter Bedeutsamkeit und geradezu statuarischer Bewegungsarmut, die Bilder sind wie in Bedeutung eingefroren und wirken mehr verkrampft als lebendig. Das ist zur Richtung gemeint, weniger zu diesem Maler, der überrascht durchaus mit Variationsfreude. Dieses Motiv aus dem Nibelungenlied etwa atmet überzeugende Theatralik, geradezu die eines expressionistischen Stummfilms.


Grablegung Christi, 1862
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Und die Grablegung Christi wirkt in Figurenzeichnung, Ausdruck, Bewegung so vollendet, daß nicht einmal ein Hauch von Epigonalität erscheint. Und wenn auch beim letzten Bild das Statuarische und Anknüpfende stärker durchdringt, so leuchtet es dennoch in einem eigentümlichen Zauber, dem man sich kaum entziehen kann.

Und eine kleine Nachbemerkung, falls sich jemand wundern sollte, dieser Beitrag war halbfertig liegengeblieben und wurde von mir erst 2 Tage später am Sonntag zu Ende gebracht.


Porträt der Frau Klara Bianka von Quandt mit Laute, 1820
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3 Kommentare:

naturgesetz hat gesagt…

Interesting use of Renaissance styles in the 19th Century.

Good work, though.

MartininBroda hat gesagt…

It's indeed interesting. You had already commented while I was writing it. :-)
I hope I can let follow a translation today.

MartininBroda hat gesagt…

Julius Schnorr von Carolsfeld
Translation

Romanticism don’t let escape us. I have to say as an explanation that I actually write a post about Novalis (or should write it), which was intended to be found here since yesterday (not to mention a post about Goethe and queen Luise of Prussia). I admit I was convinced I had already written something about this "Nazarene", the cause of this error then became clear to me. The Bible from 1913 used by me contains his illustrations; therefore the name was so familiar.

Julius Schnorr von Carolsfeld (http://en.wikipedia.org/wiki/Julius_Schnorr_von_Carolsfeld) was born in March 26th 1794 and is one of the most famous of the so-called "Nazarenes" (http://en.wikipedia.org/wiki/Nazarene_movement), as it was called later, a group of artists who shared a spiritual desire to give art back profoundness and honesty. A very influential group; e.g. the Pre-Raphaelites in England were affected by them – when I wrote recently a bit about another Nazarene, Overbeck, I already mentioned their art is indeed closer to me, but more on that later.

The Nazarenes were painting against the in their opinion emptiness and lack of soul in academic classicism, they sought interiorization and spirituality, to link back to tradition and faith, without at least initially only remaining in a religious view. Especially Schnorr von Carolsfeld was also an excellent landscape painter, as you can see in this picture of St. Roch. With the mountains in the background one nearly believes to see two paintings. But in fact they refer to each other, the significance of the story is enhanced by the natural scenery.

It is always difficult to judge if one appreciates the intentions of someone when his actions often leave unsatisfied. Well to already show the point, which slows down my enthusiasm to the Nazarenes a bit. Their seriousness is sometimes quite badly exerted and monotonous, the presentation suffers from too much deliberate significance and almost statuesque lack of move, and paintings are like frozen in importance and seem more tense than alive. This is meant to the Nazarene movement in general and less about this painter, who quite surprised and enjoyed in many variations. This motif from the Nibelungenlied breathes some compelling theatricality, almost like an expressionist silent film.

And the burial of Christ works in figure drawing, expression, movement so perfect that not a hint of being epigonically is to seen. And even if in the last picture the statue like and imitating behavior may appear, it still shines in a unique charm, which you cannot resist.

And a little postscript, if anyone should be surprised, this post had been left half finished and was only 2 days later on Sunday brought to an end.