Es war ein sehr regnerischer Tag und ich mußte heute viel über jemanden nachdenken, der hier gelegentlich kommentiert hat und den ich zu schätzen gelernt habe, nur daß er wohl betrunken einen Autounfall herbeiführte und jetzt am Boden zerstört ist, was nicht bedeutet, daß ich ihn deshalb weniger mag. Ich will das nicht weiter ausführen, sondern nur andeuten, daß dieses Rühren in der Geschichte keiner pedantischen Neigung entspringt, sondern mehr meiner Überzeugung, daß es sinnvoll ist, nicht zu sehr an sich selbst zu kleben, sondern etwa in der Geschichte nach Mustern zu suchen, Vergleichen, Vorbildern, Korrekturen …
Es gibt heute zwei Sterbedaten, einen vermutlichen Protestanten und einen Anti-Protestanten, die beide bemerkenswert sind, daß letzterer den Protestantismus unterdrückt hat, sollte ihn uns weniger sympathisch machen, aber über die Jahrhunderte läßt der Eifer manchmal auch etwas nach.
Kurfürst Friedrich III. (der Weise) von Sachsen starb am 5. Mai 1525 und Leopold I., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, starb am 5. Mai 1705.
Albrecht Dürer, Porträt Friedrichs des Weisen, Kurfürst von Sachsen
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Friedrich der Weise wird wohl auf immer eine rätselhafte Person bleiben. Es ist viel gemutmaßt worden, warum er Luther und damit die Reformation unterstützt hat und zugleich so deutlich den alten Traditionen angehörte. Es ist schon kurios, daß der stärkste Förderer der Reformation eine hohe Auszeichnung des Papstes erhielt (wohl nur noch vergleichbar mit dem „Fidei defensor“ bei Heinrich VIII. von England), aber dabei spricht vieles dafür, daß dies nur ein taktischer Versuch des Papstes war, ihn auf seine Seite zu ziehen. Mutmaßlich stimmt es, daß er selbst hätte Kaiser werden können, daß er dies ablehnte, mag einer der Gründe gewesen sein, warum man ihn irgendwann „den Weisen“ nannte.
Leopold I.
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Leopold I. ist auf andere Weise auffällig (das obige Bild ist übrigens eine ungarische Reverenz an den König von Ungarn, zu Recht wie wir gleich sehen werden). Zunächst war für ihn gar nicht absehbar, daß er einmal Kaiser werden würde, der frühe Tod seines älteren Bruders öffnete diesen Weg. Dann stand er vor den Trümmern, zu denen der 30jährige Krieg (er wurde 1658 Kaiser) auch das Ansehen seines Amtes hatte verkommen lassen.
Es gelang ihm, der Reichsverfassung und dem Kaisertum trotz der konfessionellen Spaltung wieder eine gewisse Geltung zu verschaffen. Und er warf die Türken aus Ungarn hinaus (daher das teilweise Ansehen dort), 1683–1699 konnte er ganz Ungarn von den Osmanen zurückerobern, genauer taten dies der Markgraf Ludwig Wilhelm I. von Baden und vor allem Prinz Eugen von Savoyen für ihn. Selbst die Bemühungen des „allerchristlichsten“ (mit den Türken verbündeten) Königs Ludwig XIV. von Frankreich konnten dagegen nicht viel ausrichten.
Er hat also einiges vorzuweisen, daß er dabei auch noch ein starker Vertreter der Gegenreformation war und die Protestanten, jedenfalls in seinen Stammlanden, energisch bekämpfte, wollen wir dem obigen Eingangssatz hinreichend kommentiert sein lassen.
Und was bringt uns all das, aufs Kurze gesehen nichts. Es ist mehr so, wenn wir ständig auf einen Gegenstand starren, vergessen wir die Welt, und alles schrumpft darauf hin zusammen, wenn wir uns aber an Geschichten wie die obigen erinnern, dann hat unser Gemüt immerhin die Chance, sich mit diesen gegen die Zufälligkeiten des Lebens zu behaupten.
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