Samstag, 5. Dezember 2009

Über Platen und einen Italiener



Ich habe gelegentlich schon einmal erwähnt, daß meine Sympathie für Karl August Georg Maximilian Graf von Platen-Hallermünde, der am 5. Dezember 1835 starb, etwas unentschieden ist, aber das soll mich nicht daran hindern, aus diesem Anlaß drei Gedichte von ihm zu zitieren.

Und dann stolperte ich über die Nachricht, daß am heutigen Tage im Jahre 1602 im Palazzo Pitti in Florenz die Uraufführung der Oper Eurydike von Giulio Caccini erfolgte, und da ich nun einmal ein Freund der frühen Oper bin, soll es auch von ihm 3 Beispiele geben. Sollte sich jemand wundern, wo er eines dieser Stücke schon einmal gehört hätte, dann war es vielleicht im Film Donnie Darko.



August von Platen

Der Strom, der neben mir verrauschte, wo ist er nun?
Der Vogel, dessen Lied ich lauschte, wo ist er nun?
Wo ist die Rose, die die Freundin am Herzen trug,
Und jener Kuß, der mich berauschte, wo ist er nun?
Und jener Mensch, der ich gewesen, und den ich längst
Mit einem andern Ich vertauschte, wo ist er nun?




August von Platen

Du wähnst so sicher dich und klug zu sein,
So ganz der Welt und dir genug zu sein?
Doch unbefriedigt schien mir jedes Herz
Und jedes Wesen, das ich frug, zu sein;
Ein duftig Rätsel schien die Rose mir,
Und jedes Blatt nur auf dem Flug zu sein;
Des Baumes Schatten, unter dem ich lag,
Schien mir ein köstlicher Betrug zu sein;
Im Weine löschen wollt' ich heißen Durst,
Doch ohne Boden schien der Krug zu sein;
Es schien der Sterne königliche Schar
Nur von Gefangnen mir ein Zug zu sein;
Gehemmt in Fesseln schien mein eigen Lied,
In die ich's wider Willen schlug, zu sein.



August von Platen

Klaglied Kaiser Otto des Dritten

O Erde, nimm den Müden,
Den Lebensmüden auf,
Der hier im fernen Süden
Beschließt den Pilgerlauf!
Schon steh ich an der Grenze,
Die Leib und Seele teilt,
Und meine zwanzig Lenze
Sind rasch dahingeeilt.

Voll unerfüllter Träume,
Verwaist, in Gram versenkt,
Entfallen mir die Zäume,
Die dieses Reich gelenkt.
Ein andrer mag es zügeln
Mit Händen minder schlaff,
Von diesen sieben Hügeln
Bis an des Nordens Haff!

Doch selbst im Seelenreiche
Harrt meiner noch die Schmach,
Es folgt der blassen Leiche
Begangner Frevel nach:
Vergebens mit Gebeten
Beschwör ich diesen Bann,
Und mir entgegen treten
Crescentius und Johann!

Doch nein! Die Stolzen beugte
Mein reuemütig Flehn;
Ihn, welcher mich erzeugte,
Ihn werd ich wiedersehn!
Nach welchem ich als Knabe
So oft vergebens frug:
An seinem frühen Grabe *
Hab ich geweint genug.

Des deutschen Volks Berater
Umwandeln Gottes Thron:
Mir winkt der Ältervater
Mit seinem großen Sohn.
Und während, voll von Milde,
Die frommen Hände legt
Mir auf das Haupt Mathilde,
Steht Heinrich tiefbewegt.

Nun fühl ich erst, wie eitel
Des Glücks Geschenke sind,
Wiewohl ich auf dem Scheitel
Schon Kronen trug als Kind!
Was je mir schien gewichtig,
Zerstiebt wie ein Atom:
O Welt, du bist so nichtig,
Du bist so klein, o Rom!

O Rom, wo meine Blüten
Verwelkt wie dürres Laub,
Dir ziemt es nicht, zu hüten
Den kaiserlichen Staub!
Die mir die Treue brachen,
Zerbrächen mein Gebein:
Beim großen Karl in Aachen
Will ich bestattet sein.

Die echten Palmen wehen
Nur dort um sein Panier:
Ihn hab ich liegen sehen
In seiner Kaiserzier.
Was durfte mich verführen,
Zu öffnen seinen Sarg?
Den Lorbeer anzurühren,
Der seine Schläfe barg?

O Freunde, laßt das Klagen,
Mir aber gebt Entsatz,
Und macht dem Leichenwagen
Mit euren Waffen Platz!
Bedeckt das Grab mit Rosen,
Das ich so früh gewann,
Und legt den tatenlosen
Zum tatenreichsten Mann!

2 Kommentare:

Walter A. Aue hat gesagt…

What a pleasure to listen to Bartoli, knowing that each note will be precisely where it ought to be...

Anonym hat gesagt…

Auf zwei Dinge ist zu Weihnachten Verlass: Der heilige Abend kommt am 24. und C. Bartoli bringt in einem mehr oder weniger glücklich konstruiertem thematischen Rahmen eine neue CD heraus: vergessene Arien, Kastratenarien, Malibran etc.
Hoffentlich gehen ihr irgendwann die doch etwas vordergündig finanziell gestrickten Konstrukte aus und wir hören wieder was anderes als derartig Fragwürdiges und Fragmentarisches. Ich befürchte aber, solange mit CB Geld zu machen ist, lassen die Plattenfirmen nicht locker ....

bhr