Montag, 17. Januar 2011

Wildenbruch - Nachträge

Vielleicht füge ich später noch einen Satz an, aber Herr Roloff wies mich wegen meines Wildenbruch-Fragments vom Sonnabend darauf hin, er habe doch einmal etwas dazu geschrieben... Dies soll also sogleich folgen:


Ernst von Wildenbruch

Zum 100. Todestag des Begründers der „Bismarcklyrik“

Am 15. Januar 1909 starb Ernst von Wildenbruch. Er war einer der bedeutendsten Schriftsteller der wilhelminischen Zeit. Bereits seine Abkunft ist eines Romans würdig. Wildenbruch ist ein Enkel des legendären Preußenprinzen Louis Ferdinand, der 1806 bei Saalfeld im Kampf gegen Napoleon gefallen war. Aus dessen illegitimer Verbindung mit der Magdeburger Beamtentochter Henriette Fromme gingen zwei Kinder hervor - Louis und Blanka. Nach dem Tode des Prinzen nahm dessen Schwester Luise, die Gemahlin des Fürsten Anton Radziwill, die Kinder zu sich und zog sie mit den eigenen Kindern gemeinsam auf. Berühmt wurde vor allem ihre Tochter Elsa Radziwill als Jugendliebe des späteren Kaisers Wilhelm I. Das durch Anton Radziwill erbaute und nach ihm benannte Palais in der Berliner Wilhelmstraße sollte später Bismarcks Reichskanzlei werden.

Der 1803 geborene Louis, seit 1810 führte er, wie seine Schwester, den Namen Wildenbruch und war vom König in den preußischen Adelsstand erhoben worden, heiratete Ernestine von Langen, Generalstochter und Hofdame der Prinzessin Luise von Preußen.
Diese beiden waren nun die Eltern Ernst von Wildenbruchs, der am 3. Februar 1845 in Beirut zur Welt kam, weil sein Vater dort als Diplomat diente.

Ernst von Wildenbruch wurde nach seiner Schulausbildung in Berlin zunächst Offizier. Nach seinem aktiven Wehrdienst holte er am Gymnasium in Burg bei Magdeburg sein Abitur nach und studierte dann, wieder in Berlin, die Rechtswissenschaften. Nach der Teilnahme an den Einheitskriegen 1866 gegen Österreich und 1870/71 gegen Frankreich wurde er zunächst Referendar und dann Richter. Später wechselte er ins Auswärtige Amt und wurde 1897 zum Geheimen Legationsrat befördert.

Öffentlich in Erscheinung trat er aber hauptsächlich durch sein literarisches Werk. Er schuf Dramen, Balladen, Romane und Erzählungen. Besonders populär aber wurde er durch die „Bismarcklyrik“, die er begründete. So kommentierte er die Entlassung des Kanzlers mit den Versen:

Bismarck 18. März 1890

Du gehst von deinem Werke,
Dein Werk geht nicht von Dir,
Denn wo du bist, ist Deutschland,
Du warst, drum wurden wir.
Was wir durch dich geworden,
Wir wissen´ s und die Welt-
Was ohne dich wir bleiben,
Gott sei´ s anheimgestellt.

Auf den Tod des in Schönhausen geborenen Reichsgründers wiederum dichtete er 1898:

Laß nicht den Bismarck sterben in Dir!
Gib es nicht her das errung´ne Panier,
Laß in Vergessens Erbärmlichkeit
Nicht versinken die heilige Zeit (…)
In deiner Seele, die sich erhebt,
Steht er dir auf, kommt wieder und lebt,
Kommt und ist da,
Allgegenwärtig und nah,
Deutschland, Dein Bismarck, er lebt!

Ernst von Wildenbruch war mit Karoline von Weber, einer Enkelin des Komponisten Carl Maria von Weber, verheiratet. Mit ihr zog er 1907 nach Weimar. Hier hatten sie nach Entwürfen des Architekten Paul Schultze-Naumburg, der später auch für das letzte Kronprinzenpaar des Deutschen Reiches den Cecilienhof baute, das „Haus Ithaka“ errichtet. Auch sein Grabmal in Form eines dorischen Tempels auf dem historischen Friedhof von Weimar stammt von Schultze-Naumburg. Heute genau vor 100 Jahren, am 19. Januar 1909, wurde Ernst von Wildenbruch dort begraben.

Thomas Roloff

2 Kommentare:

I R Gendwer hat gesagt…

Ich bin heute am Historischen Friedhof in Weimar vorbei gefahren, ein denkwuerdiger Ort.

MartininBroda hat gesagt…

Welch kuriose Koinzidenz :) Ich hab mir ein paar Bilder angesehen, offenkundig auch ein schöner.