John Keats, Portrait von William Hilton
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ODE ON A GRECIAN URN.
Thou still unravish'd bride of quietness!
Thou foster-child of Silence and slow Time,
Sylvan historian, who canst thus express
A flowery tale more sweetly than our rhyme:
What leaf-fringed legend haunts about thy shape
Of deities or mortals, or of both,
In Tempe or the dales of Arcady?
What men or gods are these? what maidens loath?
What mad pursuit? What struggle to escape?
What pipes and timbrels? What wild ecstasy?
Heard melodies are sweet, but those unheard
Are sweeter; therefore, ye soft pipes, play on;
Not to the sensual ear, but, more endear'd,
Pipe to the spirit ditties of no tone:
Fair youth, beneath the trees, thou canst not leave
Thy song, nor ever can those trees be bare;
Bold Lover, never, never canst thou kiss,
Though winning near the goal—yet, do not grieve;
She cannot fade, though thou hast not thy bliss,
Forever wilt thou love, and she be fair!
Ah, happy, happy boughs! that cannot shed
Your leaves, nor ever bid the Spring adieu;
And, happy melodist, unwearied,
Forever piping songs forever new;
More happy love! more happy, happy love!
Forever warm and still to be enjoy’d,
Forever panting and forever young;
All breathing human passion far above,
That leaves a heart high sorrowful and cloy’d,
A burning forehead and a parching tongue.
Who are these coming to the sacrifice?
To what green altar, O mysterious priest,
Lead’st thou that heifer lowing at the skies,
And all her silken flanks with garlands drest?
What little town by river or sea-shore,
Or mountain-built with peaceful citadel,
Is emptied of its folk, this pious morn?
And, little town, thy streets for evermore
Will silent be; and not a soul to tell
Why thou art desolate, can e’er return.
O Attic shape! Fair attitude! with brede
Of marble men and maidens overwrought,
With forest branches and the trodden weed;
Thou, silent form! dost tease us out of thought
As doth eternity: Cold Pastoral!
When old age shall this generation waste,
Thou shalt remain, in midst of other woe
Than ours, a friend to man, to whom thou say’st,
"Beauty is truth, truth beauty,"—that is all
Ye know on earth, and all ye need to know.
Ode auf eine griechische Urne
Liebkeusche Braut der steten Stille du,
Du Pflegekind von Tag und Tag und Schweigen!
Welch blumiges Waldgeschichtchen schilderst du –
Und sagst es süßer als ein Reimereigen?
Welch blattumrankte Mär umstreicht dein Rund
Von Göttern oder Menschen oder beiden
In Tempe oder in Arkadiens Hängen?
Wer sind sie, die an Mädchenangst sich weiden?
Was jagt so toll? Was ringt und flieht so bunt?
Welch Flötenlied? Welch lustberauschtes Drängen?
Gehörtes Lied ist süß, doch süßer ist
Ein ungehörtes: sanfte Flöte, weiter!
O wie du, klanglos, mehr als köstlich bist,
Du geisterhaft-lautlosen Lieds Begleiter!
Nie kannst du, Jugend, lassen von dem Sang,
Wie nie die Bäume hier ihr Laub verlieren;
Du keck Verliebter, nie, nie kannst du küssen,
So nah du auch dem Ziel – doch sei nicht bang:
Nie welkt sie! Wirst du auch entbehren müssen,
Wird Liebe dich und Schönheit sie stets zieren.
Glücklicher Baum in ewiger Frühlingszeit,
Nie sinken deiner Zweige Blätter nieder.
Glücklicher Sänger, ohne Müdigkeit
Für immer flötend immer neue Lieder!
Und Liebe, Liebe, voll von größerem Glück:
Für immer heiß und der Erfüllung harrend,
Du immer jagende, du immer junge!
Wie steht vor dir lebendige Gier zurück,
Die Herzen satt macht, im Genuß erstarrend,
Die Hirn erhitzt und dürr versengt die Zunge!
Und wer sind diese mit dem Priester hier
Und jener Färse? Welcher Gottheit danken
Im Grünen sie mit schönstem Opfertier,
Dem Kränze blühen um die seidnen Flanken?
Welch kleine Stadt an Fluß, in Bergeshain,
An Seestrand, Stadt mit Burg zu Wehr und Frieden.
Steht diesen frommen Tag mit leeren Gassen?
Du kleine Stadt wirst ewig stumm nun sein,
Denn keinem wird die Heimkehr je beschieden,
Dir kundzutun, warum du so verlassen.
O attische Form, so schön wie nie erschaut,
Um die sich marmorn Mann und Mädchen ranken,
Mit vollen Zweigen und zertretnem Kraut,
Schweigende Form! du rufst in uns Gedanken,
Wie Ewigkeit es tut: kalt Schäferspiel!
Sind wir mit unserm Leid dahin, so findest
Du andres Leid und wirst in Kümmernissen
Den Menschen trösten, dem du dies verkündest:
»Schönheit ist Wahrheit, Wahr ist Schön!« – Nicht viel,
Nur dies weißt du – und brauchst nicht mehr zu wissen.
Übertragung von Gisela Etzel
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“’Beauty is truth, truth beauty,’—that is all / Ye know on earth, and all ye need to know.” Ein berühmter Satz, verwandt einem anderen: “A thing of beauty is a joy for ever: / Its loveliness increases; it will never / Pass into nothingness; but still will keep / A bower quiet for us, and a sleep / Full of sweet dreams, and health, and quiet breathing.” Dies ist der Anfang von Endymion, und ich weiß nicht wie oft ich mir diese Verse schon vorgelesen habe, wohl weil sie eine Art untrügliche hypnotische Kraft besitzen.
John Keats starb am 23. Februar 1821 in Rom. Er hat einige der großartigsten Gedichte englischer Sprache hinterlassen, wie sogar ich mit meinen dürftigen Kenntnissen nachzuempfinden vermag. Das Biographische mag man anderswo nachlesen, aber was doch festzuhalten wäre. Keats war kein oberflächlicher Ästhet, sondern sein Ringen um Schönheit war Selbstbehauptung im Ankämpfen gegen Armut, Geringschätzung, bald auch schwere Krankheit. Er starb jung, 25jährig.
„Gewißheit habe ich von nichts anderem als der Heiligkeit der Regungen des Herzens und der Wahrheit der Phantasie – Was die Phantasie als Schönheit faßt, muß wahr sein“, schrieb er. Und: „Die Vortrefflichkeit jeder Kunst liegt in ihrer Intensität, welche es zuwege bringt, alle Mißhelligkeiten schwinden zu lassen, insofern sie mit Schönheit und Wahrheit eng verbunden sind: Sieh den König Lear durch und du wirst es auf Schritt exemplifiziert finden.“ (gefunden bei Horst Höhne: „Ein Ding von Schönheit ist ein Glück auf immer – Gedichte der englischen und schottischen Romantik“ Leipzig 1983)
Er sucht das Lebendige und bringt es mit den Werken und Erzählungen der Vergangenheit zusammen, um in einer neuen großen Erzählung das Zusammenfinden dessen zu beschwören, was auseinderfällt, die beseelte Natur, das Überkommene, die Schönheit in und hinter den Dingen mit dem vernünftigen, träumenden, sehenden und fühlenden Menschen.
Dies mag etwas überspannt klingen, aber ich denke, so in etwa muß er empfunden haben. Bestätigt jedenfalls fand ich mich darin durch die originelle Bemerkung des Herrn Morgenländer: „Keats hingegen ist in allem, was er schreibt und tut von entwaffnender Aufrichtigkeit. Er ist so leidenschaftlich und ernsthaft, so durch und durch unironisch, wie es nur sehr junge Männer zu sein pflegen.“
Rilke hat sich intensiv mit Keats beschäftigt. An Sidonie Nádherný von Borutin schrieb er „Nun kommt die Keats-Zeichnung von Joseph Severn… In der unendlichen Traurigkeit ist ein Hingegebensein ausgedrückt, das auch wieder tröstet: denn vollkommen wie sie ist, muß sie eine Hingegebenheit sein an etwas, das bei aller Härte, die Milde einer Macht besitzt, die im Recht ist ...“ Beim Anblick dieser Zeichnung vom sterbenden Keats habe er das folgende ins Notizbuch geschrieben:
Vom Zeichner dringend hingeballter Schatten
hinter das nur noch scheinende Gesicht:
so kommt die Nacht dem reinen Stern zustatten.
Da ist ein Ding, das alles unterbricht,
wozu die Dinge sich verstanden hatten;
denn, da es wurde, siehe: war es nicht.
O langer Weg zum schuldlosen Verzicht.
O Mühe zum ermächtigten Ermatten.
Keats' Grabstein “Here lies One Whose Name was writ in Water.”
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Why did I laugh tonight? No voice will tell:
No god, no demon of severe response,
Deigns to reply from heaven or from hell.
Then to my human heart I turn at once -
Heart! thou and I are here sad and alone;
Say, wherefore did I laugh? O mortal pain!
O darkness! darkness! ever must I moan,
To question heaven and hell and heart in vain!
Why did I laugh? I know this being’s lease -
My fancy to its utmost blisses spreads:
Yet could I on this very midnight cease,
And the world’s gaudy ensigns see in shreds.
Verse, fame, and beauty are intense indeed,
But death intenser - death is life’s high meed.
Ich lachte heut – warum? Wer sagt es mir?
Kein Gott, kein Dämon ist, der Antwort sagt,
Der mir aus Himmel, Hölle Antwort wagt!
Nur Schweigen, – Herz, so wend ich mich zu dir:
Herz! Du und ich sind traurig und allein;
Ich frage: weshalb lachte ich? – Nun? Nun? –
O Dunkel, Dunkel! Und ich kann nicht ruhn,
Und Himmel, Hölle, Herz höhnt meine Pein!
Ich lachte heut – warum? – Kurz ist das Leben,
Sein Seligstes genoß beschwingt mein Geist –
Doch würd' ich heute gern dem Tod mich geben,
Der unsre bunten Fahnen schrill zerreißt:
Lied, Ruhm und Schönheit türmen nur den Thron
Für König Tod – des Lebens höchsten Lohn.
Übertragung von Gisela Etzel
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