Herr Roloff schickte mir eben eine Predigt von altertümlichem Zuschnitt für den Sonntag Septuagesimae, die ich später hier veröffentlichen will, genauer es war sein erster Entwurf, und da mir dieser deutlich besser gefiel, werde ich auch nur diesen bringen. Er hatte sich nämlich dann etwas um Aktualität bemüht und zitierte ein mahnendes Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit, nämlich den Österreichischen Staatsbankrott vom 20. Februar 1811. Da ich das für sich ganz nachdenkenswert fand, habe ich die entsprechenden Passagen einfach herausgelöst und man lese, so man mag, was folgt:
„…das große Thema über diesem Tag ist die Schuld und es sind die Schulden, die ein Mensch haben kann und dann tragen muß, die er unter Umständen abtragen muß. Da fügt es sich nun ganz schön, daß ich heute auf ein bemerkenswertes Jubiläum verweisen kann, denn vor 200 Jahren brach das Österreichische Kaisertum unter der Last einer Staatsschuld von 676 Millionen Gulden zusammen, die sich durch die Napoleonischen Kriege aufgetürmt hatte. Dieser Betrag erscheint selbst dann noch als gering, wenn man ihn in die heutige Kaufkraft umrechnet, dann handelt es sich nämlich um rund 25 Mrd. € und damit um 1/77 Teil der augenblicklichen deutschen Staatsschuld. Angesichts der Tatsache, daß das Geld der einzig verbliebene Wert, der viel über Werte redenden westlichen Gesellschaft geblieben ist, geht man mit dieser irritierenden Tatsache ziemlich sorg- und gedankenlos um, zumal diese Schulden im Frieden angehäuft wurden, also ganz ohne jede äußere Bedrohung und Gefahr.
… darum ist die zum Eingang ein wenig unernst hingeworfene Bemerkung über die Schulden unserer Zeit sehr wohl mit Bedacht gegeben worden. Denn diese Form der Lebens- und Staatsführung drückt in ihrer Summe dann doch etwas von dem Ungeist der Moderne aus, die sich hemmungslos in Schulden stürzt, weil sie bereits jetzt mehr und anderes will, als die Gegenwart bereit und in der Lage wäre zu geben, und die sich einredet, man könnte selbst die einfache Logik der Zahlen austricksen. Sie nennen es dann Finanzkrise und spannen Rettungsschirme und tun so als wären Naturkatastrophen über uns hineingebrochen, nur um zu verschleiern, daß sie pausenlos vernichten, was ihnen nicht gehört, was sie eigentlich als Treuhänder bewahren sollten. Das ist das Ergebnis der Handlungen von Menschen, die sich so viel auf ihre Vernunft und auf die völlige Erklärbarkeit der Welt zugute halten. Kann es da trösten, daß sie am Ende immer nicht nur andere, sondern auch sich selbst in den Abgrund reißen?
Ich bin in großer Sorge und will aber gerade darum alles tun, was mir befohlen ist und am Ende sprechen: Ich bin ein unnützer Knecht, ich habe nur getan, was ich zu tun schuldig bin.“
Es ist eine Predigt zu Lukas 17, 7-10. Falls dies ein wenig kryptisch klingen mag. Da ich bekanntlich Kommentare zur Gegenwart ziemlich vermeide, nur soviel: Ich denke er beschreibt mit diesen Worten sehr treffend das Unernsthafte, das Verantwortungsvergessene, den Hang zur Scharlatanerie, die unsere Gegenwart so sehr zeichnen. Manchmal fällt das schlaglichtartig auf und ein armer Herr v. und z. G. ist ganz erschrocken, weil er doch nur das getan hat, was alle tun oder zumindest dulden, in seinem Milieu.
Freitag, 18. Februar 2011
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