Samstag, 30. April 2011
Merkwürdiges
Ein dahingeschluderter Beitrag heute also: Nur soviel, in dieser kleinen Stadt trafen sich also die Schützenvereine aus diesem gesamten Land (in seinen derzeitigen Grenzen, hm, das nennt man, glaube ich, Ironie, für die langsamen unter meinen zufälligen Lesern). Die ersten 3 Bilder sind sehr mecklenburgisch (natürlich vor 1918), Nummer 4 zeigt einen jungen Mann in der Uniform des Lützow‘schen Freikorps, wie er mir glaubhaft versicherte. Und das letzte Bild, nun ja, illustriert ein wenig von dem, wie abgelegen diese gegenwärtigen Zeiten sind.
Donnerstag, 28. April 2011
Dies & Das
Dienstag, 26. April 2011
Shakespeare
When I consider everything that grows
Holds in perfection but a little moment;
That this huge stage presenteth naught but shows
Whereon the stars in secret influence comment;
When I perceive that men as plants increase,
Cheered and cheque'd even by the self-same sky,
Vaunt in their youthful sap, at height decrease,
And wear their brave state out of memory:
Then the conceit of this inconstant stay
Sets you, most rich in youth, before my sight,
Where wasteful time debateth with decay,
To change your day of youth to sullied night:
And all in war with time for love of you,
As he takes from you, I engraft you new.
Bedenke ich, wie alles hier im Leben
Nur kurze Weile im Zenite kreist,
Wie in der Sterne unerforschtem Weben
Nur Schatten diese große Bühne weist;
Seh' ich der Pflanze gleich den Mensch erstehn,
Genährt vom gleichen Himmel und zerstört,
Im Vollbesitz der Jugendkraft vergehn,
Bis alles der Vergessenheit gehört;
Dann bei der Ahnung der Vergänglichkeit
Erscheinst du mir in jugendlicher Pracht,
Mit dem Verfall seh' ich im Kampf die Zeit,
Die deinen Tag versenkt in düstre Nacht.
Doch biet' ich Trotz ihr, ganz in Liebe dein,
Was sie dir nimmt, will ich dir neu verleihn.
Sonett XV, übersetzt von Max Josef Wolff
Zufällig war ein Lesezeichen an dieser Stelle in einer meiner Ausgaben seiner Sonette. Also nahm ich dieses, nur um anzuzeigen, ich kapituliere vor dem Versuch, etwas Sinnvolles über ihn zu schreiben, und dabei gehört er zu den wenigen, die einen sofort in ihren Bann ziehen und vergessen machen, daß er eher kein Zeitgenosse ist. Angeblich haben wir Deutschen eine besondere Beziehung zu ihm, ich weiß nicht, ich jedenfalls habe sie. William Shakespeare wurde übrigens am 26. April 1564 getauft.
Montag, 25. April 2011
Ostermontag
Ich weiß, dieser Beitrag ist so sehr unpassend, die dritte Predigt des Herrn Roloff in Folge, und die Berichte über das Essen waren bisher auf die Sonntage beschränkt. Also ist dies gerade etwas für die sehr Geduldigen unter meinen geschätzten Lesern. Wie auch immer. Ich mußte improvisieren, der Plan, etwas von gestern aufzuwärmen, scheiterte mangels Masse. Also verfertigte ich eine Gemüsebrühe mit kleinen Fleischklößen (gemischtes Hackfleisch, Eier, Semmelmehl, Pfeffer, Salz, diverse kleingehackte Kräuter). Nicht unerfolgreich.
Predigt Ostermontag 2011
Der Friede des Auferstandenen sei allezeit mit Euch!
Liebe Gemeinde,
der Zweifel gehört zum Glauben. Der Zweifel gehört zum Menschen. Niemandem ist geholfen, wenn der Zweifel einfach verdrängt, beiseite geschoben, geleugnet wird. Der Zweifel an der Osterbotschaft ist so alt, wie die Auferstehungsgeschichte selbst. Es wäre auch falsch, sich über die Wirklichkeit des Todes einfach nur hinwegtrösten zu wollen, indem man von der Auferstehung redet. Ohne den Tod gibt es auch keine Auferstehung.
Darum muss der Mensch die ganze Macht des Todes erfahren. Am Grabe gewinnt dann der Zweifel seine Macht. Verängstigt, erschüttert, verloren waren die Jünger nach dem öffentlichen Sterben ihres Herrn und in der Zeit, da sie ihn nirgends als im Grabe wussten. Auch als sich die Nachricht davon, dass das Grab leer war, verbreitete, fachte das die Zweifel der Menschen noch an. Verdächtigungen wurden laut, der Leichnam wäre gestohlen worden. Keineswegs nur die Feinde Jesu wollen so das leere Grab erklären, auch Maria aus Magdala mutmaßt:
„Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben.“ Joh 20, 13
Alles andere, als dass die Toten tot und in ihren Gräbern oder sonst wo sind, ist unvorstellbar. Ganz gleichgültig, wie beredt wir etwas anderes bezeugen wollen, es passt nicht zu dem, was wir als Menschen erfahren.
Das war damals in den Tagen Jesu so und das ist heute so. Alle Erkenntnis, alle Weisheit, alles Nachdenken und jede Tiefsinnigkeit können dieses Problem nicht lösen. Niemand kann die Auferstehung erklären. Niemand kann einen vernünftigen Nachweis führen. Niemand kommt mit menschlicher Einsicht über die Tatsache vom leeren Grab hinaus.
Das leere Grab ist der Scheidepunkt für uns Menschen, von dem aus wir dem Zweifel verfallen oder zum Glauben gelangen.
Vor diesem Hintergrund schreibt Paulus seine Sätze, die dieser Predigt zu Grunde liegen:
„Wenn aber Christus gepredigt wird, dass er ist von den Toten auferstanden, wie sagen denn etliche unter euch: Es gibt keine Auferstehung der Toten?
Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferstanden.
Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsere Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich.
Wir würden aber auch erfunden als falsche Zeugen Gottes, weil wir wider Gott gezeugt hätten, er habe Christus auferweckt, den er doch nicht auferweckt hätte, wenn doch die Toten nicht auferstehen.
Denn wenn die Toten nicht auferstehen, so ist Christus auch nicht auferstanden.
Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden;
so sind auch die, die in Christus entschlafen sind noch, verloren.
Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen.
Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten und der Erstling geworden unter denen, die da schlafen.“ 1. Kor 15, 12-20
Diese Sätze klingen wie monoton sich wiederholende Hammerschläge. Paulus betet trotzig sein Bekenntnis. Ohne die Auferstehung der Toten bleibt vom Glauben der Kirche nichts. Ohne die Auferstehung Christi ist alle Predigt nicht nur leer und vergeblich, sie ist als falsche Zeugenaussage sogar ein Verbrechen. Damals wie heute wiegt der Vorwurf der Falschaussage schwer. Nach § 153 des Strafgesetzbuches kann sie in Deutschland mit Freiheitsstrafen von drei Monaten bis zu fünf Jahren belegt werden. Wie viel mehr wiegt dann eine falsche Aussage gegen Gott?
Ohne Auferstehung der Toten sind die Entschlafenen verloren, war ihre Hoffnung ein Traumgespinst.
Unerbittlich wendet sich Paulus gegen eine Gemeinde, die sich mit ihrer Hoffnung auf dieses Leben beschränkt und dadurch aus Christus einen bloß vorbildlichen Menschen macht, der uns ein schönes Erbe an Weisheit für diese Welt hinterlassen hat. Er wendet sich so energisch dagegen, weil diese Vorstellung aus Christus einen Menschen macht, der ganz und gar und nur Mensch gewesen und am Ende gestorben ist.
Wenn Christus nicht auferstanden ist, dann ist das letzte und allein herrschende Prinzip des Kosmos der Tod. Der Tod gäbe allen Dingen seine Ordnung und würde am Ende wieder alles zu Nichts verschlingen.
Weil Christus aber auferstanden ist, weil der Herr lebt, dürfen wir glauben, dass das den ganzen Kosmos gestaltende Prinzip das Leben ist. Das Leben, der Lebendige, gibt allen Dingen seine Ordnung und bringt am Ende alles wieder.
Darum ist der am leeren Grab geborene Zweifel so gefährlich, weil er alles zum Tode zersetzt, weil er eine Kultur des Todes gebiert.
„Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten und der Erstling geworden unter denen, die da schlafen.“
Warum konnte Paulus so machtvoll, so energisch und so klar reden? War er weiser als andere Menschen?
Aus seinen überkommenen Briefen wissen wir, dass Paulus von Tarsus ein gebildeter und scharfsinniger Mann war. Aber weder seine Bildung, noch sein Scharfsinn hatten ihn zum Christen gemacht. Paulus ist vor Damaskus zum Apostel geworden, weil er Christus als seinem lebendigen Gott begegnet ist. Er redet nicht von dem, was er ersonnen, sondern von dem, was ihm unzweifelhaft zugestoßen ist und ihn verwandelt hat. Saulus, der durch seinen blinden Eifer ein Verfolger und Vollbringer des Todes war, wurde als Paulus zum Jünger, der selbst gefährdet war, am Ende hingerichtet wurde und doch für alle Zeiten ein Botschafter des Lebens geblieben ist, denn er hat verkündet den auferstandenen Christus, den lebendigen Gott, in dem und durch den und mit dem die ganze Schöpfung erlöst ist.
Der Herr ist auferstanden!
Amen
Thomas Roloff
Sonntag, 24. April 2011
Ostern
poorly translated
Es mag ein wenig albern erscheinen, auch am Ostersonntag vom Essen zu berichten, aber wir hatten doch ein gewisses Übermaß an Religiösem hier kürzlich, das wird wohl am Kalender liegen. Gut, also ein kurzer Bericht, die Bilder sind ganz gruselig geworden, dafür läßt sich das vom Osteressen gar nicht behaupten. Meine Frau Mutter hatte recht viele Einwände gegen meine Art, Filetstücke vom Schwein mit Steinpilzen und Zwiebeln zu schmoren, beim Essen verstummten die dann auffallend, und jetzt muß ich mir für morgen noch etwas Neues einfallen lassen. Rosenkohl gab es außerdem.
Frohe Ostern! Der Friede und die Freude des auferstandenen Herrn sei mit Euch.
It may seem a bit strange to talk even on Easter Sunday about dinner, but we did have a certain excess of religious stuff here lately, I blame the calendar. Well, a brief report, the images are quite unpleasant this time, but the Easter meal itself was just the opposite. My dearest mother had a few objections against my way of cooking filet of pork with mushrooms and onions, then fell silent at dinner, and now I have to cook something new for tomorrow. There were also Brussels sprouts.
Happy Easter! May the grace and joy of the Risen Christ be with you all.
In resurrectione tua, Christe, caeli et terra laetentur.
Samstag, 23. April 2011
Osternacht
Christus Resurrexit. Ich war letzte Nacht wieder einmal sehr müde und wollte unbedingt Bachs Matthäuspassion zu Ende hören, also hat sie mich in den Schlaf geleitet, und was für eine überirdische Musik. Wenn einem die Bedeutung dieses Tages unklar werden sollte, höre man nur dies, und man ist wieder bei sich, und zugleich welch ein Ausloten der menschlichen Seele.
Die Nachbarn hatten heute sehr mecklenburgisch geflaggt, mit der Fahne des alten Großherzogtums. Ich dachte, ich sollte wenigstens zwei andersgeartete Bilder beibringen. Denn ich denke, es wird Leser geben, die sich unwohl fühlen bei diesem religiösen Übermaß, und das täte mir leid, nicht weil mir meine Überzeugungen unangenehm wären, ich mag es nur nicht, wenn sich ein anderer freundlicher Mensch unwohl fühlt.
Zum Religiösen. Herr Roloff hat wohl gerade diese Ansprache zur Osternacht gehalten, und auch, wenn ich aus eben genannten Gründen darauf verzichten wollte, bringe ich sie nun doch:
Der Friede und die Gnade unseres auferstandenen Herrn sei alle Zeit mit euch!
Liebe Gemeinde,
erst im Jahre 2095 werden wir Ostern wieder so spät feiern wie heute in der Nacht zum 24. April. Ostern ist das Fest der christlichen Kirche, das an den Lauf des Mondes gebunden ist und immer am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert wird. Dadurch wandert es innerhalb einer bestimmten Spanne durch das Jahr. Es nimmt damit ein wenig von dem auf, was die Natur selbst auszeichnet. In dem einen Jahr wird es schneller grün und warm und in einem anderen müssen wir länger warten. Sehnsuchtsvoll richten wir Menschen oft unseren Blick auf das wieder erwachende Leben. Solange das Leben wieder erwacht, wird auch alles andere wieder gut. Es ist eine tiefe Sehnsucht nach Leben in uns, die das ganz Lebendige erstrebt und die im Jetzt eigentümlicher Weise immer auch eines Ungenügens gewahr wird, und das obgleich wir doch leben. Es ist so, als würde es ein Leben geben, das noch weit über dieses unser Leben hinausreicht.
Als Christen nennen wir das gemeinhin „ewiges Leben“ und unterliegen dann oft dem Irrtum, dass damit ein Leben gemeint wäre, das zeitlich nach unserem jetzigen Leben käme, sich gleichsam auf seine Weise an dieses Leben anschlösse. Aber „ewiges Leben“ ist nicht das Leben, das nach dem Tode kommt, während das Leben jetzt eben vergänglich ist und nicht ewiges Leben wäre.
Wenn wir richtig erfassen wollen, was das ewige Leben ist, dann hilft es uns vielleicht, einem Gedanken nachzugehen, den der gegenwärtige Papst in seinem jüngsten Buch entwickelt hat: ‚Ewiges Leben‘ ist das Leben selbst, das eigentliche Leben, das auch in dieser Zeit gelebt werden kann und dann durch den physischen Tod nicht mehr angefochten wird. Darum geht es: Jetzt schon ‚das Leben‘, das wirkliche Leben zu ergreifen, das durch nichts und niemand mehr zerstört werden kann.“ In diesem Gedanken wird dann auch die Sehnsucht, von der ich anfangs sprach, zu einem wirklichen Kompass und hört auf, eine sentimentale, beschwerliche Gefühlsaufwallung zu sein.
„‘Ich lebe, und ihr werdet leben‘, sagt Jesus beim Abendmahl zu seinen Jüngern (Joh14,19) und zeigt damit noch einmal, dass es für den Jünger Jesu kennzeichnen ist, dass er ‚lebt‘ – dass er also über das bloße Dasein hinaus das eigentliche Leben, nach dem alle auf der Suche sind, gefunden und ergriffen hat… Sie [die Jünger] hatten gefunden, was alle suchen – das Leben selbst, das volle und daher unzerstörbare Leben.“
„Der Christ glaubt nicht vielerlei. Er glaubt letztlich ganz einfach an Gott, daran, dass nur einen einzigen wirklichen Gott gibt. Dieser Gott aber wird ihm zugänglich in seinem Gesandten, Jesus Christus: In der Begegnung mit ihm geschieht jene Erkenntnis Gottes, die zu Gemeinschaft und damit zu ‚Leben‘ wird.“ Der Glaube ist eine ganz bestimmte, nämlich sehr umfassende Form der Erkenntnis. Durch den Glauben und nur durch den Glauben, erkennen wir das Leben. Es spricht uns eine unendlich tiefe Weisheit aus der Tatsache, dass das Alte Testament den intimsten Umgang zwischen Mann und Frau schlicht erkennen nennt.
Es spricht sich darin die Erfahrung aus, dass zwei Menschen in ihrer Gemeinschaft viel mehr werden können, als sie es im Einzelnen sind. Darum auch wird diese Form der Gemeinschaft und diese Erkenntnis, wenn Gott es will, durch neues Leben beschenkt. Das Leben bleibt nicht bei denen, die sich erkennen und lieben, es wird weitergetragen, es wird verschenkt. Nicht umsonst haben Menschen zu allen Zeiten darin eine ihrer tiefsten Gotteserfahrungen gefunden, weil sie im Werden des Lebens etwas von diesem Wesen des Lebens erspüren dürfen.
„‘Ewiges Leben‘ ist also ein Beziehungsereignis. Der Mensch hat es nicht aus sich selbst, für sich allein genommen. Durch die Beziehung zu dem, der selbst das Leben ist, wird auch er ein Lebender.“ Und ich möchte den Satz verstärken, indem ich sage: Nur in der Beziehung zu dem, der selbst das Leben ist, wird der Mensch ein Lebender.
„Der Mensch hat das Leben gefunden, wenn er sich an den anhängt, der selbst das Leben ist. Dann kann vieles an ihm zerstört werden. Der Tod kann ihn aus der Biosphäre wegnehmen, aber das über sie hinausreichende Leben, das wirkliche Leben, das bleibt. In dieses Leben, das Johannes – im Unterschied zum bios – zoe nennt, muss er hineinleben. Die Beziehung zu Gott in Jesus Christus. Sie gibt jenes Leben, das kein Tod zu nehmen vermag.“
Man kann vielleicht nur noch anfügen, dass vom Ursprung der Schöpfung her der Mensch als im Ewigen lebend angelegt ist, Christus hebt das von sich entfremdete, das pervertierte, das kraftlose Leben auf und im heilenden Akt seines Kreuzestodes macht er dem Menschen den Weg frei, sich wieder mit dem ewigen Seinsgrund zu verbinden. (Ironisch gesprochen, wie ein armer Baum, der in einem Kübel vor sich hinkümmerte und ins freie Land gepflanzt, aus dem offenen Grund Kraft und Raum gewinnt.)
Daher kann Ostern nicht von ungefähr auch eine zweite Schöpfung genannt werden, in der erst die alte Schöpfung ganz Vollendung findet. Darum hebt auch diese neue Schöpfung an einem Sonntag an. Das ist es, was sich in dieser Heiligen Nacht ereignet. Der ewige Zug des Volkes Israel aus Ägypten durch das Schilfmeer in die Freiheit, der ewige Zug der Christenheit vor die Altäre unseres Gottes, an denen er sich in Brot und Wein an uns verschenkt, wir ihn in uns aufnehmen und ihm ganz verbunden werden, der ganze Lauf der Schöpfung kommt an sein Ziel – in dieser heiligen Nacht. Sie ist in Wahrheit die Nacht, in der ein Licht zu scheinen beginnt, das nimmermehr verlischt.
Ich wünsche Ihnen allen ein gesegnetes Osterfest. Der Friede des Auferstandenen sei in dieser Nacht und alle Zeit mit Euch.
Amen
Die Nachbarn hatten heute sehr mecklenburgisch geflaggt, mit der Fahne des alten Großherzogtums. Ich dachte, ich sollte wenigstens zwei andersgeartete Bilder beibringen. Denn ich denke, es wird Leser geben, die sich unwohl fühlen bei diesem religiösen Übermaß, und das täte mir leid, nicht weil mir meine Überzeugungen unangenehm wären, ich mag es nur nicht, wenn sich ein anderer freundlicher Mensch unwohl fühlt.
Zum Religiösen. Herr Roloff hat wohl gerade diese Ansprache zur Osternacht gehalten, und auch, wenn ich aus eben genannten Gründen darauf verzichten wollte, bringe ich sie nun doch:
Der Friede und die Gnade unseres auferstandenen Herrn sei alle Zeit mit euch!
Liebe Gemeinde,
erst im Jahre 2095 werden wir Ostern wieder so spät feiern wie heute in der Nacht zum 24. April. Ostern ist das Fest der christlichen Kirche, das an den Lauf des Mondes gebunden ist und immer am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert wird. Dadurch wandert es innerhalb einer bestimmten Spanne durch das Jahr. Es nimmt damit ein wenig von dem auf, was die Natur selbst auszeichnet. In dem einen Jahr wird es schneller grün und warm und in einem anderen müssen wir länger warten. Sehnsuchtsvoll richten wir Menschen oft unseren Blick auf das wieder erwachende Leben. Solange das Leben wieder erwacht, wird auch alles andere wieder gut. Es ist eine tiefe Sehnsucht nach Leben in uns, die das ganz Lebendige erstrebt und die im Jetzt eigentümlicher Weise immer auch eines Ungenügens gewahr wird, und das obgleich wir doch leben. Es ist so, als würde es ein Leben geben, das noch weit über dieses unser Leben hinausreicht.
Als Christen nennen wir das gemeinhin „ewiges Leben“ und unterliegen dann oft dem Irrtum, dass damit ein Leben gemeint wäre, das zeitlich nach unserem jetzigen Leben käme, sich gleichsam auf seine Weise an dieses Leben anschlösse. Aber „ewiges Leben“ ist nicht das Leben, das nach dem Tode kommt, während das Leben jetzt eben vergänglich ist und nicht ewiges Leben wäre.
Wenn wir richtig erfassen wollen, was das ewige Leben ist, dann hilft es uns vielleicht, einem Gedanken nachzugehen, den der gegenwärtige Papst in seinem jüngsten Buch entwickelt hat: ‚Ewiges Leben‘ ist das Leben selbst, das eigentliche Leben, das auch in dieser Zeit gelebt werden kann und dann durch den physischen Tod nicht mehr angefochten wird. Darum geht es: Jetzt schon ‚das Leben‘, das wirkliche Leben zu ergreifen, das durch nichts und niemand mehr zerstört werden kann.“ In diesem Gedanken wird dann auch die Sehnsucht, von der ich anfangs sprach, zu einem wirklichen Kompass und hört auf, eine sentimentale, beschwerliche Gefühlsaufwallung zu sein.
„‘Ich lebe, und ihr werdet leben‘, sagt Jesus beim Abendmahl zu seinen Jüngern (Joh14,19) und zeigt damit noch einmal, dass es für den Jünger Jesu kennzeichnen ist, dass er ‚lebt‘ – dass er also über das bloße Dasein hinaus das eigentliche Leben, nach dem alle auf der Suche sind, gefunden und ergriffen hat… Sie [die Jünger] hatten gefunden, was alle suchen – das Leben selbst, das volle und daher unzerstörbare Leben.“
„Der Christ glaubt nicht vielerlei. Er glaubt letztlich ganz einfach an Gott, daran, dass nur einen einzigen wirklichen Gott gibt. Dieser Gott aber wird ihm zugänglich in seinem Gesandten, Jesus Christus: In der Begegnung mit ihm geschieht jene Erkenntnis Gottes, die zu Gemeinschaft und damit zu ‚Leben‘ wird.“ Der Glaube ist eine ganz bestimmte, nämlich sehr umfassende Form der Erkenntnis. Durch den Glauben und nur durch den Glauben, erkennen wir das Leben. Es spricht uns eine unendlich tiefe Weisheit aus der Tatsache, dass das Alte Testament den intimsten Umgang zwischen Mann und Frau schlicht erkennen nennt.
Es spricht sich darin die Erfahrung aus, dass zwei Menschen in ihrer Gemeinschaft viel mehr werden können, als sie es im Einzelnen sind. Darum auch wird diese Form der Gemeinschaft und diese Erkenntnis, wenn Gott es will, durch neues Leben beschenkt. Das Leben bleibt nicht bei denen, die sich erkennen und lieben, es wird weitergetragen, es wird verschenkt. Nicht umsonst haben Menschen zu allen Zeiten darin eine ihrer tiefsten Gotteserfahrungen gefunden, weil sie im Werden des Lebens etwas von diesem Wesen des Lebens erspüren dürfen.
„‘Ewiges Leben‘ ist also ein Beziehungsereignis. Der Mensch hat es nicht aus sich selbst, für sich allein genommen. Durch die Beziehung zu dem, der selbst das Leben ist, wird auch er ein Lebender.“ Und ich möchte den Satz verstärken, indem ich sage: Nur in der Beziehung zu dem, der selbst das Leben ist, wird der Mensch ein Lebender.
„Der Mensch hat das Leben gefunden, wenn er sich an den anhängt, der selbst das Leben ist. Dann kann vieles an ihm zerstört werden. Der Tod kann ihn aus der Biosphäre wegnehmen, aber das über sie hinausreichende Leben, das wirkliche Leben, das bleibt. In dieses Leben, das Johannes – im Unterschied zum bios – zoe nennt, muss er hineinleben. Die Beziehung zu Gott in Jesus Christus. Sie gibt jenes Leben, das kein Tod zu nehmen vermag.“
Man kann vielleicht nur noch anfügen, dass vom Ursprung der Schöpfung her der Mensch als im Ewigen lebend angelegt ist, Christus hebt das von sich entfremdete, das pervertierte, das kraftlose Leben auf und im heilenden Akt seines Kreuzestodes macht er dem Menschen den Weg frei, sich wieder mit dem ewigen Seinsgrund zu verbinden. (Ironisch gesprochen, wie ein armer Baum, der in einem Kübel vor sich hinkümmerte und ins freie Land gepflanzt, aus dem offenen Grund Kraft und Raum gewinnt.)
Daher kann Ostern nicht von ungefähr auch eine zweite Schöpfung genannt werden, in der erst die alte Schöpfung ganz Vollendung findet. Darum hebt auch diese neue Schöpfung an einem Sonntag an. Das ist es, was sich in dieser Heiligen Nacht ereignet. Der ewige Zug des Volkes Israel aus Ägypten durch das Schilfmeer in die Freiheit, der ewige Zug der Christenheit vor die Altäre unseres Gottes, an denen er sich in Brot und Wein an uns verschenkt, wir ihn in uns aufnehmen und ihm ganz verbunden werden, der ganze Lauf der Schöpfung kommt an sein Ziel – in dieser heiligen Nacht. Sie ist in Wahrheit die Nacht, in der ein Licht zu scheinen beginnt, das nimmermehr verlischt.
Ich wünsche Ihnen allen ein gesegnetes Osterfest. Der Friede des Auferstandenen sei in dieser Nacht und alle Zeit mit Euch.
Amen
Freitag, 22. April 2011
Karfreitag
Es ist eine merkwürdige Erfahrung, ein Buch synchron zu den Ereignissen dieser Karwoche zu lesen, wie es mir gerade mit dem schon mehrfach erwähnten Buch Papst Benedikts ergeht. Und es ist nicht ganz einfach, daraus dann einen Blogbeitrag zu machen. Vielleicht gelingt es morgen, etwas zu Ende zu bringen. Darum bin ich dankbar, daß mir Herr Roloff seine Predigt schickte, die er heute in dem kleinen altmärkischen Orte Wulkau gehalten hat. Und wo der Karfreitag sich gerade dem Ende zuneigt, nachfolgend also die Predigt:
Lk 23, 33-49
Gnade sei mit euch und Friede von Gott dem Vater und unserem Herren Jesus Christus. Amen
Liebe Gemeinde,
wir haben keine Vorstellung mehr, von welcher Wichtigkeit dem Volk Israel ihr Tempel gewesen ist. Nehmen Sie St. Peter in Rom, die Grabeskirche in Jerusalem oder einen der großen Wallfahrtsorte, die von Millionen Pilgern im Jahr besucht werden und steigern die Bedeutung um ein Vielfaches, und sie werden dennoch nicht ermessen, was der Tempel in Jerusalem dem auserwählten Volk bedeutet hat. Salomo hatte ihn ungefähr 962 vor Christus errichten lassen und prächtig geschmückt. Josia hatte 622 den gesamten Kult auf diesen Ort zentralisiert, und als das Haus Gottes 587 zerstört wurde, da waren das Land und das Volk von nicht enden wollender Trauer erfüllt.
Die Bindung selbst an den zerstörten Tempel war dann aber dennoch stark genug, um auch das zum Teil im Exil lebende Volk nicht untergehen zu lassen. Die unbändige Sehnsucht nach dem Tempel richtete es wieder auf. Nachdem der Perserkönig Cyrus das Exil beendete und Rückkehr ermöglichte, begann das schwere Ringen um den Tempel. Propheten und Politiker haben für ihn gestritten und haben mit dem Neubau dem Volk wieder eine Mitte gegeben. Einen ganz schwachen Abglanz davon kann man vielleicht erahnen, wenn man sich die Wiederbringung der Dresdner Frauenkirche vergegenwärtigt.
Am 1. April 515 wurde der neue Tempel geweiht. Herodes der Große, derjenige, den wir aus der Weihnachtsgeschichte kennen, hat den Tempel nochmals prächtig überbaut und geschmückt und somit das Haus geschaffen, das auch Christus kannte und besuchte.
Ein Vorhang trennte im Tempel das Allerheiligste ab. Ursprünglich befand sich hinter dem Vorhang die Lade, in der wiederum die Gesetzestafeln vom Sinai und etwas vom Manna aufgehoben wurden. In der Lade sahen die Israeliten so etwas wie den Fußschemel Gottes. Also nicht etwa den Thron, sondern nur den Schemel am Thron, auf dem man seine Füße absetzen konnte.
Das Volk Gottes war also immer in wirklicher Weise eine Versammlung zu Füßen des Ewigen.
Ein einziges Mal im Jahr ging der Hohepriester allein hinter den Vorhang, um das große Versöhnungsopfer zu vollbringen – das geschah am Yom Kippur. Allein und abgeschirmt tritt der Hohepriester hinter den Vorhang. Besprengt die Lade mit Blut und sprach dreimal den Gottesnamen aus, den sonst auszusprechen strengstens verboten war – Jahwe. Dann wurde über zwei Böcken das Los geworfen, so dass auf den einen die Sünden des Volkes gelegt wurden, und er in die Wüste geschickt wurde. Der sogenannte Sündenbock machte das Volk frei, weil er die Sünde auf sich nahm und in die Ferne trug. Das andere Tier wurde geopfert.
Das alles vollzog sich im Verborgenen, hinter dem Vorhang.
Dieser Vorhang nun ist es, der im Augenblick des Sterbens unseres Herrn zerreißt und zwar von obenan bis untenaus.
Denn im Augenblick des Sterbens unseres Erlösers Jesus Christus ist alles was sich bisher im Verborgenen abspielte offenbar geworden. Im Augenblick des Todes unseres Herrn wurde alles, was im Ritual gefeiert, geahnt und gehofft wurde unumstößliche Wirklichkeit.
Nackt, zerschunden und mit einer Dornenkrone gequält, so hängt Christus am Kreuz. Zum Schemel seiner Füße ist das Volk versammelt und wird mit seinem Blut besprengt. Er ist das wahre Lamm, das geschlachtet wird. Er ist es, der die Sünde der Welt auf sich nimmt. Was im Verborgenen war ist nun vor aller Welt offenbar geworden. Alles was zu hoffen gewesen ist in Tausenden von Jahren hat sich erfüllt. Wir bekommen von dem Brot zu essen, das er selbst ist, und trinken sein Blut.
Unter uns ist mehr als es der Tempel jemals war, von den Kirchen ganz zu schweigen.
Der unaussprechliche Name wird bereits durch das Schild über dem Kreuz gleichsam mit dem Schmerz hinausgeschrien in alle Welt: Jesus von Nazareth König der Juden.
Und als Pontius Pilatus von den Juden bedrängt wird, seine Proklamation eines Königs, die den Juden eine Provokation sein musste, abzuschwächen, da verweigert er das trotzig und beharrt: „Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben.“
Es lässt sich an diesen Dingen ganz besonders ermessen, dass die Geschichte keine zufällige Aufeinanderfolge von mehr oder weniger sinnvollen Ereignissen ist, sondern die Erfüllung dessen, was vor aller Zeit verheißen wurde.
Die Erfüllung des Verheißenen bringt allerdings nicht das, was nach allem menschlichen Ermessen zu erwarten gewesen wäre. Das Kreuz ist wirklich nicht, was man für den Thron eines Königs halten könnte, und die qualvolle Hinrichtung erwartet man nicht, wenn davon die Rede ist, dass jemand erhöht werden soll. Auch ist das Leiden keine wirklich attraktive Form der Herrschaftsausübung.
Gott erfüllt aber auch nicht unsere Erwartungen; Gott erfüllt seine Verheißungen. Die Kunde von der Erfüllung dieser Verheißungen hat dann im Verlaufe von über einem Jahrtausend seinen Weg bis in unsere Gegend gefunden und ist seit dem auch hier in Wulkau bewahrt worden. Die Kunde vom Herrn und der Kreuzigung wurde hier bewahrt, und ich bin ganz sicher, auch wir hier sind nicht die letzte Generation, die diese Nachricht weiter trägt. Von keiner anderen auch noch so spektakulär präsentierten Nachricht unserer Tage würde ich mich getrauen zu versprechen, dass ihre Aktualität auch nur in die nächste Woche reicht.
Liebe Gemeinde,
ist das nicht ein großer Trost? Es beunruhigt mich aber auch zunehmend, dass noch immer so viele Menschen unter Aufwendung von so großer Lebensenergie und Zeit Dingen nachjagen, die immer schnelllebiger, fadenscheiniger, sinnloser und armseliger werden.
Die materielle auf nur noch auf Genuss und Unterhaltung gerichtete Welt scheint mir manches Mal einem Feuerwerk zu gleichen, das ungeordnet abbrennt und zugegebener Maßen sehr effektvoll ist. Immer schneller folgt Attraktion auf Attraktion. Ah und Oh rufen die Zuschauer. Am Ende bleibt nichts als verwehender Rauch, und am Morgen findet man ein paar stinkende Pulverkapseln. Es tut mir leid um die Menschen, die so durchs Leben gejagt werden, und es tut mir noch mehr leid um Menschen, die so durchs Leben gejagt werden wollen, weil sie diesen Lärm und das Licht und das Brennen für Erfolg und Glück und für Schönheit halten, an die sie ihre Gefühle verschwenden wollen, mit denen sie nicht wissen wohin. Dabei fürchten sie eigentlich nur, dass es still werden könnte und dunkel; und dass sie in der Stille und Dunkelheit die Leere heran kriechen fühlen müssen und mit der tiefen Leere ihres Lebens den Tod.
Dabei würden sie in der plötzlichen Stille und Dunkelheit den Stern aufscheinen sehen, den sie schon vergessen hatten, und der wirklich Orientierung zu geben vermag. Gewaltige Gestirne hat Gott an seinen Himmel gesetzt und wir Menschen geben uns so oft mit Irrlichtern ab.
Tut ihr dies nicht!
Mit dem Kreuz seines Sohnes hat Gott seiner Welt ein Zeichen gegeben, das noch gewaltiger ist als alle Gestirne, und das von seiner Liebe zu unserer Welt zeugt. Darum hängt auch ihr eure Liebe nicht an wertlosen Plunder, sondern wendet sie auf den sterbenden Herrn. In der Liebe werden wir ihm gleich, so wie er uns durch sein Sterben ganz gleich wird. In Christus haben sich Gott und Mensch verbunden, und er fügt den menschlichen Willen wieder ganz in den Gottes, von dem sich der Mensch im Ungehorsam getrennt hatte.
Lassen wir darum unser Leben nicht durch die Furcht vor dem Tod regieren, sondern erfüllen es durch die Liebe zu seinem Sterben. Dann sind wir ganz frei und nicht mehr Knechte unserer Angst. Mit unserem Sterben legen wir uns ganz in IHN hinein. So wie Christus die lebendige Erfüllung aller Hoffnungen ist, die sich jemals mit dem Tempel verbunden haben, so sind unserer Glaube und noch mehr unsere Liebe die Antwort auf seinen Tod.
Amen.
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Amen.
Mittwoch, 20. April 2011
Dies & Das
Ein wenig tut es mir für meine armen Leser natürlich leid, daß meine wiedergefundene Schreibneigung ausgerechnet in die Karwoche fällt, also sehr viel Religiöses, was nicht jedem konveniert, und ich schäme mich zwar nicht meiner Religion, aber mir ist jeder Anschein von Aufdringlichkeit zuwider. Ach so, der Gründonnerstagsbeitrag wird erst morgen erscheinen, auch wenn er bereits fertiggeschrieben ist. Darum zum Trost ein paar Bilder vom derzeitigen Garten, die Tulpen sind in Wirklichkeit noch viel beeindruckender dieses Jahr.
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Dienstag, 19. April 2011
Über Zeiten
Manchmal, bei einer zufällig gewohnheitsmäßigen Handlung etwa, überfällt uns die Erinnerung an Früheres, gefolgt von einer sich kurz einstellenden merkwürdigen Vertrautheit. Die Zeit ist kein sicherer Ort. Und wenn wir unser Dasein dekorieren, verschafft das nicht selten ein dem der Sicherheit verwandtes Gefühl. Doch wie schreibt Young so schön: „Was für ein kühnerer Gedanke kann wohl im Herzen des Menschen aufsteigen als seine sichere Hoffnung auf das künftige Morgenlicht? Wo ist der künftige Morgen? In einer andern Welt. Für sehr viele ist dieses gewiß; das Gegenteil für keinen; und dennoch bauen wir auf dieses Vielleicht, auf dieses Ungefähr, welches seiner Lügen wegen berüchtigt ist, als auf einen Felsen von Diamant, unsere Gebirge von Hoffnungen; spinnen ewige Entwürfe aus, als wenn wir über den Faden jener unerbittlichen Schwestern hinaus spinnen könnten; und sterben, schwanger von Künftigkeiten des Lebens.“
Was gibt uns die Gewißheit eines künftigen Morgen (ich habe übrigens tatsächlich mit Nachträgen begonnen, auch diese Bemerkungen wurden hier erst am Donnerstag beendet, den Nachtrag zu Edward Young kann man hier nachlesen)? Mit alltäglichen Ritualen und wiederkehrenden Übungen machen wir Menschen uns das Unberechenbare, sprich unser Leben, ein wenig vertraut, Im Religiösen hat dieses Sinn, denn etwa der Mitvollzug des Kirchenjahres, der im Alltäglichen mit dem Ewigen verbindet, übersteigt gerade dieses Unsichere. Ich habe mit großer Dankbarkeit etwas bei Papst Benedikt über das ewige Leben gelesen:
„‘Ewiges Leben‘ ist nicht – wie der moderne Leser wohl unmittelbar denkt – das Leben, das nach dem Tode kommt, während das Leben jetzt eben vergänglich ist und nicht ewiges Leben wäre. ‚Ewiges Leben‘ ist das Leben selbst, das eigentliche Leben, das auch in dieser Zeit gelebt werden kann und dann durch den physischen Tod nicht mehr angefochten wird. Darum geht es: Jetzt schon ‚das Leben‘, das wirkliche Leben zu ergreifen, das durch nichts und niemand mehr zerstört werden kann.“
Ich dachte, ich sollte ein paar der Gedanken festhalten, die mir bei den Bildern von den weggeräumten Resten der Weihnachtsdekoration kamen. Aber um mit einer leichteren Note zu enden. Über Zerstörtes und Zerstörendes haben wir hier schon gelegentlich geschrieben, wie angenehm dagegen, mitgeteilt zu bekommen, wo sich etwas auch wieder ein wenig herstellt. Herr Roloff hatte mir einen enthusiastischen Bericht von seinem Aufenthalt auf Schloß Hohenerxleben (bei Staßfurt, südlich von Magdeburg) gegeben. Natürlich muß jede Rekonstruktion unvollständig bleiben, aber im Bemühen etwas wiederzubringen drückt sich soviel aus an Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Kulturwillen, und wenn man auf Derartiges triff, stellt sich oft die Art einer Vertrautheit her, für die ich noch keinen Begriff gefunden habe, nur das sichere Gefühl auf sie gestoßen zu sein, wenn ich ihr begegne. Und so erging es ihm wohl auch. Hier ein Link zu dem Ort.
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Montag, 18. April 2011
Curiosa
poorly translated
Aus denkbar banalen Gründen werden die Nachträge also verschoben, aber ich dachte, ich sollte zumindest meine kleine Wanderung durch das Grauen der Vorgärten ein wenig dokumentieren. Zuerst wollte ich heute eigentlich über die Zernichtung der übriggebliebenen Weihnachtsdekoration berichten, nach Palmsonntag ist „verspätet“ nicht einmal mehr ein Euphemismus, aber das machen wir dann morgen. Heute genießen wir die Schönheiten einer etwas verfrühten Osterfreude und nun ja die mecklenburgische Variante von „Polyester“.
Well, a “translation” not at a Sunday, surprise: For trivial reasons not the promised additions, but I thought I should at least document a bit my little walk through the horror of the front gardens today. Originally I wanted actually make a report about the annihilation of the remaining Christmas decorations, after Palm Sunday is "delayed" not even a euphemism, but that will happen tomorrow. Today we enjoy the beauties of a somewhat premature joy of Easter, and let’s say the Mecklenburg version of "polyester" (talking about taste).
Sonntag, 17. April 2011
Palmsonntag
poorly translated
An einem Palmsonntag wäre zwar vielleicht etwas Anspruchsvolleres zu erwarten als die übliche Sonntagsessens-Routine, und es ist wirklich nicht so, daß gerade alle meine Gedanken um’s Essen kreisen würden, eine eher schreckliche Vorstellung übrigens, dennoch: Nur der gewohnheitsmäßige Bericht vorerst. Auf den Bildern sieht man also mehrere Stücke gebratener Hähnchenbrust (eher gebacken, im Ofen auf Zwiebeln, Thymian, Majoran und Salbei mit Salz und frisch gemahlenem Pfeffer; für die Sauce kam zum Bratensud noch Saure Sahne hinzu), dazu eingelegte Gurken und gedünstete Mohrrüben (auch mit frischem Pfeffer). Nicht übel. Übrigens, während ich dies gerade so herunterschreibe höre ich Mozarts Violinkonzert in G-Dur, KV 216.
Maybe some people would expect something more profound on a Palm Sunday from me as the usual Sunday dinner routine, and it’s not really so that all my thoughts are captured from food at the moment, what a rather terrible idea by the way, however: Only the habitual report for now. In the pictures you see some pieces of fried chicken breast (or better said baked, in the oven with onions, thyme, marjoram, sage, salt and freshly ground pepper; for the sauce was added to the gravy some sour cream), served with pickled cucumbers and steamed carrots (with fresh pepper). Not that bad at all. By the way while I’m writing this down I hear Mozart's Violin Concerto in G major, KV 216. Have a pleasant Sunday.
Samstag, 16. April 2011
Seltsames
Dann versuchen wir einmal, uns selbst zur Ordnung zu rufen (immer noch keine Nachträge, aber heimliche Fortschritte). Der Tag wurde mehr oder weniger an den Garten verschwendet. Aus verschiedenen Gründen. Einmal hat sich die Bewegungsfähigkeit hinreichend verbessert, und dann funktioniert mein Geist nicht ohne Bewegung, klingt absurd, ist aber so.
Als ich auf das heutige Datum blickte, stieß auf einiges Merkwürdiges, etwa auf diesen kuriosen Satz in einem Wikipedia-Artikel: „Die Annexion Naurus durch Deutschland verhinderte die potenzielle Selbstausrottung der Nauruer durch Alkohol und Waffen, gleichzeitig verloren sie aber die Kontrolle über ihre Insel und über ihr Schicksal für nahezu 80 Jahre.“ Das ist ja wirklich schlimm, daß sie daran gehindert wurden, sich selbstbestimmt auszurotten. Schon eine eigentümliche Sache, die deutsche Kolonialgeschichte. Ich habe mich hier einmal etwas ausführlicher dazu eingelassen.
Zu etwas völlig anderem: Bernadette Soubirous starb am 16. April 1879. Ihre Visionen haben einen der bedeutendsten Orte der Marienverehrung entstehen lassen, Lourdes. Eine faszinierende Geschichte, so gestehe ich, aber auch eine, bei der ich spüre, wieviel Protestantismus in mir doch immer noch steckt.
Daß ich in diesen Dingen etwas hin und hergerissen bin, ist vielleicht schon aufgefallen. Bei dem folgenden Namen bin ich gerade schlicht und einfach dankbar: Benedikt XVI. wurde am 16. April 1927 als Joseph Aloisius Ratzinger geboren. Ich lese derzeit sehr langsam, gewissermaßen in meditativer Weise, den 2. Teil seines Buches „Jesus von Nazareth“ und ich bin lange nicht mehr einem religiösen Buch so nahe gewesen. Man kann es intellektuelle Seelsorge nennen. Aber 2 andere Vergleiche, die sich zu widersprechen scheinen, erscheinen mir naheliegender. Es ist als hätte man eine fremde Sprache durch praktischen Gebrauch leidlich gelernt, ist aber immer noch unsicher, meint wohl auch, manchmal von den Falschen gelernt zu haben, so eine Sprache wird ja von den Verschiedensten gesprochen. Und dann fällt einem ein Grammatiklehrbuch in die Hand und erleichtert wird man von einem Aha-Erlebnis zum nächsten geführt. Und der andere Vergleich: Dieses Buch macht in einer auf den ersten flüchtigen Blick oft unscheinbaren Sprache mit dem Bekannten, aber fremd Gewordenen wieder vertraut, es führt nach Hause zurück.
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Freitag, 15. April 2011
Lebenszeichen
Die Vernachlässigung dieses Ortes tut mir aufrichtig leid, ein unerfreulicher Mix u.a. aus Rückenproblemen, Schreibblockaden und einer grumpeligen Grundstimmung. Nicht, daß ich in dieser Zeit nichts geschrieben hätte, es ist einfach nichts recht fertiggeworden. Aber wo sich draußen gerade alles spürbar belebt, will ich auch nicht zurückstehen, und selbst wenn ich das schon oft angekündigt habe, es wird wohl ein paar Nachträge geben, versprochen.
Donnerstag, 14. April 2011
Nachträge
Ich hatte Nachträge versprochen, nun eigentlich hatte ich sie mir selbst versprochen, niemand hat sie eingefordert. An diesem Tag also (zu Ende gebracht wird dies gerade am darauffolgenden Dienstag) gab es folgende Kuriosität. Ich hatte meine Frau Mutter zu ihrem gewöhnlichen Arzttermin gebracht (sie kann sich über weitere Strecken nicht selbst bewegen) und es war Markttag, ich blieb also an einem Gemüsestand stehen, sprang der Marktfrau bei, als sie einer Kundin den Unterschied von Thymian und Majoran zu erklären suchte, kaufte etwas bei ihr, ging fort und wurde bald von lauten Rufen verfolgt: „Sie haben ihr Buch vergessen“. Nun ja ich bin in der Tat von der Sorte Mensch, die ihre Bücher an den unmöglichsten Orten vergißt, aber diesmal, nein, nicht ich. Nun das Kuriose daran, die gute Frau hatte wirklich deutlich mehr als einen Kunden zu der Zeit, als ich mich dort aufgehalten hatte, aber offensichtlich war ich von denen der einzige, dem sie zutraute, ein Buch liegengelassen zu haben.
Am Abend sah ich dann Philippe Jaroussky bei dem Herrn Schmidt in dessen Show. Ich sehe kaum noch fern, zum Glück tat ich es an jenem Abend, denn was für ein liebenswürdiger Mensch. Ich bin bei Countertenören immer noch etwas unentschieden, aber dennoch. Wenn man ein wenig von dem zu verstehen beginnt, woraus jemand seine Sendung begreift, verändert das nicht selten dabei auch einen selbst.
Philippe Jaroussky, "Lascia ch'io pianga" aus Händels "Rinaldo"
hier gefunden
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Sonntag, 10. April 2011
Sonntag &
poorly translated
Dann doch noch schnell der gewohnte Sonntags-Post (das „schnell“ bezieht sich darauf, daß ich gegenwärtig etwas Schwierigkeiten habe, für längere Zeit am Schreibtisch auszuharren, mein Rücken ärgert mich, das ist übrigens auch der Hauptgrund, warum der Blog gerade so bildlastig ist). Der 2. Sonntag dieses Jahres auf der Terrasse, sehr sonnig und recht windig, was ich sehr mag, meine Frau Mutter gar nicht. Die Bilder sind wieder nur mäßig, dafür war das Essen akzeptabel - ein Schweinerückenbraten (mit Zwiebeln, Thymian und Rosmarin, bei der Verfertigung der Sauce habe ich dann noch Saure Sahne hinzugefügt) und Blumenkohl. Der Braten war etwas trocken, dafür war die Sauce recht ordentlich, ein annehmbares Gesamtbild also.
Well, here we have the usual Sunday post, quickly ("quickly" refers to the unpleasant fact that I currently have some difficulties to endure for longer periods at the desk, my back bothers me that way, & this is the main reason why the blog is so “picture-heavy” (in other words, boring pictures instead of boring sentences) at the moment). The 2nd Sunday this year on the terrace, very sunny and rather windy, which I like very much, my mother not. The photos are again not that great, but the food was acceptable - a pork roast (with onions, thyme and rosemary, when making the sauce I added some sour cream) and cauliflower. The roast was a bit dryly, but the sauce was quite good, so a decent overall picture I would say.
Samstag, 9. April 2011
Freitag, 8. April 2011
Garten-Blog
poorly translated
Ich erinnere mich, früher den einen oder anderen Gartenbeitrag hier veröffentlicht zu haben, hm, vielleicht läßt sich die Übung ja wiederbeleben. Als ich heute morgen ein paar Photos verfertigen wollte, stellte ich fest, es ist ein merkwürdiger Frühling, kaum sind die Forsythien aufgeblüht, wechseln sie auch schon in ihre Blätterphase, das dauert sonst länger, und sämtliche Osterglocken haben offenkundig über Nacht beschlossen, verblüht zu sein, wie auf Kommando, seltsam (das entsprechende Bild ist nicht von heute, ich vermeide nach Möglichkeit häßliche Dinge). Wir haben wieder einen sonnigen und fast stürmischen Tag. Ich mag das.
I remember I published some garden posts here in earlier times, hm, maybe I can resurrect this practice. When I tried to make some photos this morning, I realized it is a strange spring, hardly the forsythia in bloom, they change even in their leaves phase, which lasts usually longer, and all the daffodils have obviously decided overnight to fade, as if on command, strange (the picture is not from today, I try to avoid, if possible, ugly things). Again we have a sunny and almost blustery day. I like this.
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