Dienstag, 5. April 2011
Edward Young
We take no note of time but from its loss.
„Wir bemerken die Zeit nur aus ihrem Verlust.“
Als ich meine vielen halbfertigen Beiträge so durchging, dachte ich bei mir, ach um diesen ist es besonders schade. Nicht um meine dürftigen Gedanken natürlich, aber nicht an Edward Young erinnert zu haben, der am 5. April 1765 starb. Dabei habe ich schon vor geraumer Zeit einmal etwas über ihn geschrieben, aber dann wieder aus den Augen verloren.
How poor, how rich, how abject, how august, How complicate, how wonderful is man! How passing wonder He who made him such! Who centred in our make such strange extremes! From different natures marvellously mix'd, Connexion exquisite of distant worlds! Distinguish'd link in being's endless chain! Midway from nothing to the Deity!
„Wie arm, wie reich, wie gering, wie herrlich, wie künstlich zusammengewebt, wie wunderbar ist der Mensch! Und wie weit ist Derjenige über alle Verwunderung erhaben, der ihn so machte! Der in unserm Wesen solche fremde und ferne Grenzen in einem Mittelpunkte vereinigte! Eine erstaunliche Vermischung verschiedener Naturen! Eine vortreffliche Verbindung entfernter Welten! Ein vorzügliches Glied in der unendlichen Kette der Dinge! Der halbe Weg vom Nichts zur Gottheit!“
By nature's law, what may be, may be now; There's no prerogative in human hours. In human hearts what bolder thought can rise, Than man's presumption on to-morrow's Where is to-morrow? In another world. For numbers this is certain; the reverse Is sure to none; and yet on this perhaps, This peradventure, infamous for lies, As on a rock of adamant, we build Our mountain hopes; spin out eternal schemes, As we the fatal sisters could out-spin, And, big with life's futurities, expire.
“Nach dem Gesetz der Natur kann alles, was geschehen kann, jetzt geschehen; es besitzt keine der menschlichen Stunden ein Vorrecht. Was für ein kühnerer Gedanke kann wohl im Herzen des Menschen aufsteigen als seine sichere Hoffnung auf das künftige Morgenlicht? Wo ist der künftige Morgen? In einer andern Welt. Für sehr viele ist dieses gewiß; das Gegenteil für keinen; und dennoch bauen wir auf dieses Vielleicht, auf dieses Ungefähr, welches seiner Lügen wegen berüchtigt ist, als auf einen Felsen von Diamant, unsere Gebirge von Hoffnungen; spinnen ewige Entwürfe aus, als wenn wir über den Faden jener unerbittlichen Schwestern hinaus spinnen könnten; und sterben, schwanger von Künftigkeiten des Lebens.“
We waste, not use our time; we breathe, not live. Time wasted is existence, us'd is life. And bare existence, man, to live ordain'd, Wrings, and oppresses with enormous weight. And why? since time was giv'n for use, not waste, Injoin'd to fly; with tempest, tide, and stars, To keep his speed, nor ever wait for man; Time's use was doom'd a pleasure: waste, a pain; That man might feel his error, if unseen: And, feeling, fly to labour for his cure; Not, blund'ring, split on idleness for ease. Life's cares are comforts; such by heaven design'd; He that has none, must make them, or be wretched, Cares are employments; and without employ The soul is on a rack; the rack of rest, To souls most adverse; action all their joy.
“Wir verschwenden unsere Zeit, aber wir brauchen sie nicht; wir atmen, aber wir leben nicht. Verschwendete Zeit ist Dasein; gebrauchte Zeit ist Leben. Und das bloße Dasein pflegt den Menschen, der zum Leben geschaffen worden, zu martern, und mit einer unerträglichen Bürde niederzudrücken. Und warum? Weil ihm die Zeit zum Gebrauche, nicht zur Verschwendung verliehen wurde. Der Zeit ward befohlen zu fliegen; mit Stürmen, Fluten und Sternen gleich schnell fortzueilen und nimmer auf den Menschen zu warten. Der Gebrauch der Zeit sollte ihm zum Vergnügen, ihre Verschwendung zur Pein werden; damit er seinen Irrtum, wenn er ihn nicht sehen könnte, fühlen; und wenn er ihn fühlte, nicht um Ruhe zu suchen, unbedachtsam an der Klippe des tändelnden Müßigganges scheitern, sondern, um Hilfe zu suchen, zur Arbeit seine Zuflucht nehmen möchte. Des Lebens Sorgen sind Erquickungen; vom Himmel dazu bestimmt; wer keine hat, muß sie sich machen oder elend sein. Sorgen sind Beschäftigungen; und ohne Geschäfte liegt die Seele auf einer Folter; auf der Folter der Ruhe, welche Seelen am meisten zuwider ist; Bewegung ist ihre ganze Freude.“
Nun ja, wir wollen hiermit unsere Zitiererei beenden, nicht ohne anzumerken, daß der Blogger Jay eine liebenswürdige Vorstellung Youngs (natürlich pünktlich) verfertigt hatte und uns bei der Gelegenheit aufklärt, wie die Engländer die melancholische Romantik von Friedhöfen und Mondschein erfanden. Eine deutsche Übersetzung findet sich übrigens, wie woanders bereits erwähnt, hier. Und verfertigt wurde dieser Nachtrag leider erst am 19. April.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen