Stefan George
Komm in den totgesagten Park
Komm in den totgesagten park und schau:
Der schimmer ferner lächelnder gestade,
Der reinen wolken unverhofftes blau
Erhellt die weiher und die bunten pfade.
Dort nimm das tiefe gelb, das weiche grau
Von birken und von buchs, der wind ist lau,
Die späten rosen welkten noch nicht ganz,
Erlese küsse sie und flicht den kranz.
Vergiss auch diese letzten astern nicht,
Den purpur um die ranken wilder reben
Und auch was übrig blieb von grünem leben
Verwinde leicht im herbstlichen gesicht.
Come to the Park they said was dead
Come to the park they said was dead. Pursue:
the shimmer of remote and shining harbors,
of purest clouds' quite unexpected blue
illuminating ponds and colored arbours.
Take here the yellow deep, the subtle grey
of birch and box wood. Mild are winds today
and latest roses still your eye will find.
Select them, kiss them, and a garland wind:
Do not forget late asters, and embrace
the crimson round the tendrils of wild vine,
and what remains of verdant life, align
and twine to features of your autumn's face.
Translation / Übersetzung
by / von Walter A. Aue
by / von Walter A. Aue
Mit etwas Verspätung (am Freitag) also dieses, um noch die weiteren Erläuterungen nachzutragen. Ich hatte am Montag einen vielleicht etwas übelgelaunten Herbstbeitrag geschrieben, auf den Prof. Aue mit einem George-Gedicht antwortete, das er übersetzt hatte. Und ich dachte, das geht als Kommentar möglicherweise unter, und außerdem ist es ein sehr schönes Gedicht und so kommt es doch noch zu der Herbststimmung, die man hier womöglich gerade vermißt.
Zu den Bildern, Herr Roloff hatte mir gesagt, daß die Bedrückung, die dort aus allen Richtungen auf einen einstürzen würde, von den Bildern nicht entfernt ablesbar sei. Diese Jetzt-und-einst-Gegenüberstellung gibt davon einen Hauch wieder, es ist übrigens das Haus seiner Mutter auf dem ersten Bild zu sehen. Von der ganzen Innenstadt ist erwähnenswert halt nur der kürzlich wiederaufgebaute Dom übrig (auf dem Bild unten zu sehen), die Börse, 2 Tore, ein paar Befestigungsanlagen, das ist es eigentlich.
Was sonst noch an Gebäuden steht, befindet sich entweder in ungebremstem Verfall oder es sind genauso unansehnliche Betonklötze, wahllos zerstreut. Und genauso seien ihm die Menschen begegnet - verbittert, unfreundlich, argwöhnisch, hoffnungslos. Insofern scheinen das Königstor oder der Dom nur für einen Aufbruch zu stehen, der tatsächlich nicht stattgefunden hat. Aber dennoch kann man nicht anders, als eher dieses zu zeigen anstatt des riesigen Fußabdrucks der Zerstörung.
2 Kommentare:
lieber Martin,
das von Ihnen hier veröffentlichte Gedicht von Stefan George hat mich zu meinem morgigen Post im Blog inspiriert ...
herzliche Abendgrüße!
Oh dann war der Post ja doch noch zu etwas gut :) Ihnen auch alles Gute.
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