Wenn das Vertraute zur Gruselgeschichte wird, ist es gut, wenn wir etwas Vertrautheit in uns aufgespart haben, woher auch immer, und am besten, man macht eine eigene Geschichte daraus, oder auch ein Gedicht. So in etwa, nur etwas ausführlicher, hatte ich vor kurzem auf dem Blog eines Freundes kommentiert, dessen Familie sich wohl gerade als eine solche erwies. Der Geist verhilft uns dazu, daß wir mit anderer Hilfe eine Insel der Vertrautheit, der Geborgenheit in uns aufzufinden vermögen, von der wir wieder aufbrechen müssen, ja, aber wir haben erfühlt, daß es dies wirklich gibt und dies Gefühl können wir mit auf die Wanderschaft nehmen.
Drei Gedichte von Damen, die ich jeweils nicht kannte, wurden mir von ganz unterschiedlicher Seite in den letzten Tagen genannt, und da kam ich auf die Idee, ich gebe sie einfach weiter. Als ich etwas näher nach den Namen sah (jedenfalls bei den deutschsprachigen, vielleicht finde ich auch noch eine ordentliche Übersetzung im anderen Fall, man schaue vielleicht bei Herrn Flemming hier nach), dachte ich mehrfach, nun ja, also lassen wir dies einfach heute so für sich stehen.
Clara Müller-Jahnke
Die eine Saite
Und wieder spielt der Abend auf den Wogen
in seiner herbstlich sonnenroten Pracht.
Auf goldner Straße kommt dahergezogen
die stille Sehnsucht, die so selig macht.
In lila Purpurdämmrung träumt der Strand.
Ein lauer Wind aus rosenroter Weite:
und mir im Herzen tönt die eine Saite, -
- die du gespannt.
Emily Brontë
Sleep brings no joy to me,
Remembrance never dies;
My soul is given to misery,
And lives in sighs.
Sleep brings no rest to me;
The shadows of the dead,
My wakening eyes may never see,
Surround my bed.
Sleep brings no hope to me;
In soundest sleep they come,
And with their doleful imagery
Deepen the gloom.
Sleep brings no strength to me,
No power renewed to brave:
I only sail a wilder sea,
A darker wave.
Sleep brings no friend to me
To soothe and aid to bear;
They all gaze, oh, how scornfully,
And I despair.
Sleep brings no wish to knit
My harassed heart beneath;
My only wish is to forget
In sleep of death.
Ina Seidel
Sanft - so dehnt sich mein Herz,
Segel, gehoben von Luft,
Sehnt sich weit länderwärts,
Stiller, blauer August -
Sanft so dehnt sich mein Herz.
Silberne Fäden fliehn
An mir vorüber im Wind,
Schimmernde Wolken ziehn,
Wege bedrängen mich lind.
Wege verlocken mein Herz,
Einer dem andern mich gibt,
Wiesenzu, wälderwärts:
Oh, wie die Erde mich liebt! -
Sanft - so dehnt sich mein Herz ...
Freitag, 28. Oktober 2011
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen