Mittwoch, 12. Oktober 2011
Dies & Das
Dies alles gehört noch dem vorigen Tag zu, irgendwie, auch wenn die Bilder von heute sind. Aber die Äpfel wurden gestern gepflückt. Ich denke, es wird diesen Abend einige andere Nachträge geben. Das habe ich schon oft folgenlos versprochen, aber vielleicht ist es diesmal anders.
Conrad Ferdinand Meyer
Fülle
Genug ist nicht genug! Gepriesen werde
Der Herbst! Kein Ast, der seiner Frucht entbehrte!
Tief beugt sich mancher allzu reich beschwerte,
Der Apfel fällt mit dumpfem Laut zur Erde.
Genug ist nicht genug! Es lacht im Laube!
Die saftge Pfirsche winkt dem durstgen Munde!
Die trunknen Wespen summen in die Runde:
»Genug ist nicht genug!« um eine Traube.
Genug ist nicht genug! Mit vollen Zügen
Schlürft Dichtergeist am Borne des Genusses,
Das Herz, auch es bedarf des Überflusses,
Genug kann nie und nimmermehr genügen!
Rainer Maria Rilke
Der Apfelgarten
Komm gleich nach dem Sonnenuntergange,
sieh das Abendgrün des Rasengrunds;
ist es nicht, als hätten wir es lange
angesammelt und erspart in uns,
um es jetzt aus Fühlen und Erinnern,
neuer Hoffnung, halbvergeßnem Freun,
noch vermischt mit Dunkel aus dem Innern,
in Gedanken vor uns hinzustreun
unter Bäume wie von Dürer, die
das Gewicht von hundert Arbeitstagen
in den überfüllten Früchten tragen,
dienend, voll Geduld, versuchend, wie
das, was alle Maße übersteigt,
noch zu heben ist und hinzugeben,
wenn man willig, durch ein langes Leben
nur das Eine will und wächst und schweigt.
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2 Kommentare:
Lieber Martin,
eigentlich dachte ich, Rilke zu kennen, aber den 'Apfelgarten' lese ich heute bei dir zum ersten Mal. Stammt es aus den "Neuen Gedichten"?
Das von Rilke gewählte Bild ist sehr schön.
"Wie" auf "Die" zu reimen (darf ich mal mäklerisch sein?), ist allerdings nicht so gelungen, zumal diese Wörter nicht so gewichtig sind, um derart betont am Ende einer Gedichtzeile zu stehen.
Ohne diesen kleinen Fehler wäre es ein fast vollkommenes Gedicht.
Herzliche Grüße
Morgenländer
Aus den Neuen Gedichten, Anderer Teil, ja. Ich gebe zu, ich mußte etwas durch das Inhaltsverzeichnis wandern, da ich gern etwas nicht so Banales zu den Bildern wollte, die waren nämlich zuerst da. Dann war ich ganz froh, das Gedicht zu finden, denn ich halte es für durchaus eines der besseren. Der Reim ja, der ist etwas gewaltsam. Aber nicht einmal ein Rilke ist vollkommen, wäre auch merkwürdig.
Herzliche Grüße zurück!
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