Montag, 31. Oktober 2011

Reformationstag

translated (at the end)

Bach „Wachet auf, ruft uns die Stimme“, BWV 140
Kings College Cambridge
hier gefunden

Daran, daß dieser Tag im Osten Deutschlands, mit der Ausnahme Berlin, ein gesetzlicher Feiertag ist, mag man ablesen, daß dies hier einmal das Herzland der Reformation war, Spuren eben. Herr Roloff hat in Potsdam heute eine sehr protestantische Predigt gehalten, dem Anlaß angemessen. Und da dachte ich, würde sich als Gegenpol ein Beitrag anbieten, den der Herr Morgenländer verfaßt hat. Die Fragen, die er aufwirft, bedürften einer gründlichen Antwort, sofern man eine hat. Im Grunde würde es bei mir derzeit auf Gegenfragen hinauslaufen, etwa ob der zweifelsohne richtig gesehene trübsinnige Zustand des gegenwärtigen Protestantismus zwangsläufig ist etc., aber dann wird das alles noch viel länger, und wer liest schon gern diese langen Riemen. Dankbar aber bin ich dem Morgenländer, daß er mich an Bachs Kantate „Wachet auf, ruft uns die Stimme“, BWV 140, erinnerte, das war für lange Zeit einmal meine tägliche Aufstehmusik, etwas sehr profan, gebe ich zu. Es hat aber funktioniert, vor allem, wenn man sie recht laut hörte. Ich hatte etwas bei den verfügbaren Aufnahmen herumgesucht und fand diese des Tempos wegen ganz ansprechend, daß der englische Akzent ein wenig sehr durchdringt, nunja.


Predigt zum Reformationstag 2011
in St. Nikolai zu Potsdam


Matth 10, 26b-33

Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Amen.

Liebe Gemeinde,

es gab eine Zeit, in der konnte ich das Wort Reform nicht mehr hören. Alles musste reformiert werden. Die Verwaltungen wurden reformiert und die Sozialsysteme, der Arbeitsmarkt musste reformiert werden, und das Schulsystem, wenn man den Bildungsexperten glaubt, muss eigentlich immer reformiert werden. Die Universitäten mussten reformiert werden und die Polizeistruktur. Das Steuersystem muss reformiert werden und auch die öffentlichen Ausgaben. Wenn man als Politiker Aufmerksamkeit sucht, dann präsentiert man am besten eine ausgefeilte Reformidee. In den allermeisten Fällen bedeutet Reform dann, dass Regelungen geändert, Landkreise zusammengelegt, Polizeidirektionen aufgelöst werden, ganze Behörden verschwinden, Personal wird abgebaut, neue Schulformen entstehen und die Reform des Steuersystems endet eigentlich immer bei einer Mehrwertsteuererhöhung. Reform bedeutet Veränderung, Umbruch und oft auch einfach Abbruch.

Es gab eine Zeit, in der konnte ich das Wort Reform nicht mehr hören, und fast glaube ich, sie ist noch nicht ganz vorbei.

Der Begriff Reform, seinem Wortsinn nach, bedeutet aber im Grunde Wiederfinden und Wiederherstellen der ursprünglichen und damit der eigentlichen Form. Die wahre Reform sucht danach, wie die Dinge bestimmt waren und darum auch wieder sein sollten, und nur diese Reformatio ist das Thema unseres heutigen Festtages.

Ich will Ihnen deshalb auch die Geschichte einer wunderbaren Reformation erzählen. Es gibt in der Nähe von Magdeburg eine kleine wunderschöne Thomas-Kirche. Sie wurde 1140 durch die Prämonstratenser im romanischen Stil errichtet und erlebte in den Jahrhunderten vielfältigste Veränderungen. Das Alter und die DDR Zeit setzten ihr dann aber so sehr zu, dass sie wohl aufgegeben worden und heute ganz verschwunden wäre, wenn es nicht einen Pfarrer in das Dorf geführt hätte, der in Bausachen erfahren und mit einer Frau gesegnet ist, die den Beruf der Restauratorin ausübt. In den 70er Jahren begannen sie, das Gotteshaus zu retten, und das allein schon wäre löblich gewesen. Nun entdeckten sie aber auch noch wertvollste romanisch-byzantinische Ausmalungen und machten sich daran, diese unter Putz- und Farbschichten mühsam freizulegen und zu sichern und wieder sichtbar werden zu lassen. Nur, wer ein wenig von der Restaurierung solcher Kunstschätze versteht und zusätzlich eine Vorstellung davon hat, wie ideenreich das DDR-Regime war, wenn es darum ging, den Einsatz von Menschen für ihre religiöse Heimat zu behindern und zu diskreditieren, der kann ermessen, welches Werk diese beiden Menschen über Jahrzehnte hinweg mit vielen Helfern vollbracht haben. Schon lange ist diese Kirche in Pretzien nun wieder ein vielbesuchter einzigartiger Ort an der Strasse der Romanik, die durch ganz Sachsen-Anhalt führt.

Diese Kirche ist aber auch ein einzigartiger Ort, der erlebbar macht, wie eine gelungene Reformation aussehen kann. Die Geschichte von der Wiederentdeckung der Malereien von St. Thomas in Pretzien will ich im Sinn behalten, wenn ich mich nun dem Abschnitt des Matthäusevangeliums zuwende, der dieser Predigt zu Grunde liegt.
„Es ist nichts verborgen, was nicht offenbar werde, und ist nichts heimlich, was man nicht wissen werde.“

Es war die bedrückende Erfahrung der Reformatoren, dass die leuchtende Botschaft von der Erlösung durch Christus in den Jahrhunderten nicht nur ihren Glanz verloren hatte, sondern gleichsam durch viele Schichten aus Farbe und Putz, unter menschlichem Werk verdunkelt war. Die Reformation wollte wieder in den Mittelpunkt rücken, was durch den Glauben möglich ist, nämlich der freie Mensch, der aus Gnade vor Gott sein Heil findet, und das ohne die Werke des Gesetzes und ohne priesterliche Vermittlung. Der freie Mensch findet aus Gnade vor Gott sein eigenes Priestertum, wie alle Gläubigen.

Nun kann er aufrecht vor allem Volk zur Erfüllung dessen werden, was Christus uns im Predigttext weiter aufgibt: „Was ich euch sage in der Finsternis, das redet im Licht; und was euch gesagt wird in das Ohr, das predigt auf den Dächern. Und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten und die Seele nicht können töten; fürchtet euch aber viel mehr vor dem, der Leib und Seele verderben kann in der Hölle.“

Das ist die immer wiederkehrende Botschaft: Fürchtet euch nicht! Die Furcht vor irdischen Mächten und Gewalten ist die größte Hinderung an der Wahrheit. Die Wahrheit aber kann so leicht und einfach erkannt werden: „Kauft man nicht zwei Sperlinge um einen Pfennig?“ so fragt Jesus. „Dennoch fällt deren keiner auf die Erde ohne euren Vater. Nun aber sind auch eure Haare auf dem Haupte alle gezählt.“

Mit diesem so einfachen und jedem Menschen verständlichen Bild macht Christus die Allmacht seines Vaters deutlich, der doch das ganze All umschließt, der die Ewigkeit und die Endlosigkeit ganz selbstverständlich umgibt. Wer dieser Macht glaubt, wer auf sie sein ganzes Vertrauen setzt, der muss sich einfach sagen lassen: „Darum fürchtet euch nicht; ihr seid besser als viele Sperlinge.“

Fürchtet euch nicht, geht ans Werk! Predigt auf den Dächern, und wenn euch das nicht gegeben ist, dann tut die Arbeit, die euch aufgetragen ist zur Ehre Gottes. Mit allem unserem Tun können wir Christus vor den Menschen bekennen, wie er es von uns verlangt und werden erfahren, dass unser Tun dadurch auch Richtung und Sinn erhält.

Braucht Gott aber uns Menschen in der Weise, dass wir die verlorenen geglaubten Bilder freilegen oder anders sein Wort verkünden? Nein, natürlich nicht, sondern er erweist sich gerade darin als allmächtig, dass er sich unser bedient, und wir als freie Menschen seinem Willen gehorchen. Wer sich so als freier Mensch zu Gott bekennt, der erlangt eine einzigartige priesterliche Würde, durch die wir zur Gemeinschaft der Heiligen zusammengeschlossen werden. Hier wird auch die Würde des Freiheitsbegriffes gewahrt. Die Gott vergessende Moderne trägt ihn zwar immer gern wie eine Monstranz vor sich her, sein wahrer Gehalt droht ihr aber verloren zu gehen.

Friedrich Gogarten hat diesen Vorgang einmal wie folgt beschrieben und damit das Grundproblem der Säkularisation beschrieben: „ Es ereignet sich dieses: der neuzeitliche Mensch verstand das „er selbst“, in dem seine Freiheit vor der Welt begründet ist, nicht als das des Geschöpfes, sondern als das des Schöpfers seiner Welt. Das bedeutet, dass nun auf ihm nicht nur die Last lag, wissen zu müssen um Gut und Böse. Sondern er musste um Gut und Böse wissen, ohne es noch gründen zu können auf das Gut und Böse, das der Grund ist von allem Gut und Böse, das es gibt. Nämlich das Gute das die Freiheit für Gott ist; das ist Gottes eigenes Gutsein, sein Uns-gut-sein, seine Gnade.“

Einfacher hat es Martin Luther einmal sinngemäß so formuliert: Wer den freien Willen zum eigenen Willen macht, der nimmt ihm die Freiheit. Wahrhaft frei ist nur der Wille, der sich auf Gott richtet.

Wo diese Tatsache nicht mehr anerkannt wird, da verwandelt sich der freie Wille rasend schnell in bloßen Eigensinn. Freiheit vollendet sich im Bekenntnis zu dem Gott, durch den uns die Freiheit geworden ist. Das ist dann die Kirche aus wahrhaft evangelischem Geist. Das ist die zentrale protestantische Vorstellung, die nicht aufgegeben werden kann, die niemals aufgegeben werden darf.

Der Reformationstag und hoffentlich nicht nur er, erinnert uns daran, dass wir mit demütigem Selbstbewusstsein vor die Welt hinzutreten haben, um ihr das Heil zu verkündigen, um sichtbar zu machen, was verborgen war, um im Licht zu reden, was uns in der Finsternis gesagt worden war.

Mit dem Blick auf die Ökumene muss man darum auch sagen: Es gibt keine Einheit in der Undeutlichkeit! Manchmal nämlich gewinne ich den Eindruck, als würden zahlreiche Christen und sogar Menschen, denen die Leitung der Kirche anvertraut ist, das Verblassen konfessioneller Unterschiede als große Chance begreifen. Das ist aber nicht der Fall und vielmehr eine sehr trügerische Hoffnung, die in die Irre leitet. Es gibt keine Einheit in der Undeutlichkeit, und es gibt in Glaubenssachen auch keinen Kompromiss. Ich kann für mich an diesem Tag darum auch nur feststellen, dass ich es als heilsam angesehen habe, dass Benedikt XVI. dies bei seinem Besuch in Deutschland auch seinerseits festgestellt hat und betonte, über den Glauben könne man nicht verhandeln. Die Einheit unter Christen kann nur im Glauben selbst gefunden werden, weil und insofern sich der Glaube auf den einen Herren richtet.

Gerade darum ist es unserer protestantischen Kirche nicht würdig, wenn immer wieder nach der Anerkennung durch Rom verlangt wird, und Enttäuschung sich breit macht, wenn sie zum wiederholten Male nicht erfolgt. Ich will es klar und ehrlich für mich sagen:

Ich bewundere Benedikt XVI. als frommen, authentischen und unbeugsamen Zeugen Jesu Christi. Gern war ich unter den Tausenden, die mit ihm gemeinsam im Olympiastadion Gottesdienst gefeiert haben. Er ist ohne Zweifel einer der klügsten Männer unserer Zeit. Er ist ein Vorbild und Beispiel für die ganze Christenheit. Er ist wahrlich ein Fels in der Brandung des Relativismus unserer Tage. Es gibt keinen Grund, ihn nicht auch als Bruder zu lieben.

Aber als Protestant weiß ich mich unmittelbar vor Gott, umgeben mit der Fülle priesterlicher Würde und bekenne mich zu Jesus Christus meinem Herrn und Gott. Die Anerkennung des Papstes brauche ich dafür nicht!

Amen.

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus unseren Herrn.

Amen.
Thomas Roloff


Reformation Day

You might see from the fact that this day in Eastern Germany, with the exception of Berlin, is a legal holiday, this was once the heartland of the Reformation, just traces of course. Mr. Roloff held today in Potsdam a very Protestant sermon, well, appropriate to the occasion. And I thought (if you want) to see another point of view, just look at this. The questions he raises are in need of a thorough answer, if you have one. For my part there would be just counter questions about whether the undoubtedly correctly seen morose state of contemporary Protestantism is necessarily so, but then this all would become much longer, and who really likes to read endless stuff. But I am grateful the mentioned blogger reminded me on Bach's Cantata "Awake, the voice calls us", BWV 140, that was my daily waking up music a long time ago, a bit inappropriate I admit. But it worked quite well, especially when heard fairly loud. I had looked around a bit with the available recordings, and found this very appealing because of the pace; the English accent is a bit disturbing, though.


Sermon on Reformation Day 2011
in St. Nicholas at Potsdam


Matthew 10, 26b-33

Grace to you and peace from God our Father and our Lord Jesus Christ. Amen.

Dear parish,

There was a time when I did not care to hear the word “reform” any longer. Everything had to be reformed. The authorities were reformed and the welfare system, the labor market had to be reformed, and the school system if you believe the educational experts, must always be properly reformed. The universities had to be reformed and the police forces. The tax system has to be reformed and public spending. If you were looking for attention as a politician, you had to present the most sophisticated ideas of reform. In most cases, reform meant arrangements had to be changed, different counties, police departments were resolved, some authorities even disappeared, staff is reduced, new types of schools and the tax reforms actually end always with a tax increase. Reform here means change, transformation, and often simply destruction.

There was a time when I did not care to hear the word “reform” any longer, and I almost think it is not over yet.

The concept of reform, in its literal sense means basically relocating and restoring the original order and its true form. The real reform looks after the way things were determined, and therefore should be well again, and only this Reformation is the subject of today's feast day.

I therefore want you to tell the story of a wonderful reformation. There is near Magdeburg, a small beautiful Thomas Church. It was built in 1140 by the Premonstratensians in Romanesque style and it experienced many changes over the centuries. Age and the GDR time wasn’t that kind to it so much so it probably had been abandoned and now completely would have disappeared, if it hadn’t a priest coming to the village, experienced in building matters and blessed with a wife engaged in conservator exercises. In the Seventies they began to save the house of God, and that alone would have been laudable. But now they discovered also valuable Romanesque-Byzantine paintings and tried to uncover these under plaster and paint layers in a difficult way and secure them and make it visible again. Just who understands a bit about the restoration of such art treasures and also has an idea, how imaginative the East German Communist regime was, when it came to hinder the care of people for their religious home and discredit it, can measure, which work of these two people have done for decades with many helpers. This church in Pretzien has long been again now a popular unique place in the Romance street that runs through the whole of Saxony-Anhalt.

But this church is also a unique place that brings to life what is called a successful reformation. I want to keep in mind the story of the rediscovery of the paintings of St. Thomas in Pretzien when I now turn to the section of Matthew's Gospel, on which this sermon is based:

"… for there is nothing covered, that shall not be revealed; and hid, that shall not be known."

It was a depressing experience of the Reformers, that the luminous message of salvation in Christ had lost through the centuries not only their shine, but as with many layers of paint and plaster, was obscured by human work. The Reformation wanted to put into the center again of what is possible through faith, namely the free man who finds his salvation by grace of God, and that without the works of the law and without priestly mediation. The free man is by grace of God his own priesthood, like all believers.

Now he can fulfill upright before all the people for what Christ gives us as a duty preaching: "What I tell you in darkness, that speak ye in light: and what ye hear in the ear, that preach ye upon the housetops. And fear not them which kill the body, but are not able to kill the soul: but rather fear him which is able to destroy both soul and body in hell. "

This is the ever and ever recurring message: Do not be afraid! The fear of earthly powers and principalities is the greatest hindrance to the truth. The truth, though, can easily be found: "Are not two sparrows sold for a farthing?” Jesus is asking “and one of them shall not fall on the ground without your Father. But the very hairs of your head are all numbered. Are not two sparrows sold for a penny," said Jesus asks. "However, none of which falls to the ground without your Father. But the very hairs of your head are all."

With this picture, simple and understandable for everyone, Christ shows the omnipotence of his father who encompasses the whole universe that surrounds the eternity and endlessness so naturally. Those who believe in this power, who put their whole trust in it, just have to hear, “fear ye not therefore, ye are of more value than many sparrows."

Fear not, go to work! Preach from the roofs, and if you are not able to do this, do the work that is applied to you to the glory of God. With everything we do, we can confess Christ before men, as he demands it from us and we will recognize how what we do enables a way and a meaning.

But is God in need of us people in the way that we have to uncover the long-lost pictures or otherwise proclaim his word? Of course not, but he proves his power in using us, when as free people we obey his will. Who so as a free man committed to God, gained a unique priestly dignity, by which we are united to the communion of saints. Here also the dignity of the concept of freedom is respected. The God-forgotten modern time always also likes to wear it like a monstrance losing its real meaning.

Friedrich Gogarten once described this process and so the basic problem of secularization as followed: "It happened this: modern man understood that ‘he himself’ founding his freedom before the world becomes the creator, but not the creature of his world anymore. This means that now it was not only the burden of having to know about good and evil. But he had to know about good and evil & couldn’t still establish it on the good and evil, that is the reason of everything good and evil, that is. Namely the good, that is the freedom for God, God's own goodness, his being good for us, his mercy. "

Martin Luther once analogously wrote:”Who takes the free will as his own will, takes his freedom. Truly free is only the will that is directed to God.

Where this fact is ignored free will is rapidly transformed into obstinacy. Freedom culminates in the commitment to God, who created our freedom. That is the church founded by truly evangelical spirit. This is the central Protestant idea that can’t be abandoned, that must never be abandoned.
This day remembering the Reformation - and hopefully not only this day - reminds us that we have to come with a humble confidence to the world to preach and show it salvation, to make visible what was hidden, to speak in the light of what had been said to us in the darkness.

With a view of the ecumenical movement one has to say also: There is no unity in vagueness! Sometimes I get the impression that many Christians and even people whom the government of the Church is entrusted are seeing the fading of denominational differences as a great opportunity. But this is not the case and instead a very deceitful hope leading astray. There is no unity in obscurity, and there is also no compromise in matters of faith. I can confess this day I saw it as beneficial, that Benedict XVI when he visited Germany said this, too: there can’t be any negotiation about faith. The unity among Christians can be found only in faith itself, because, and insofar as the faith based on one Lord.

Precisely for this reason it is not worthy of our Protestant Church to ask repeatedly for approval by Rome, and to be disappointed, if this recognition once again is not taking place. I want to speak clearly and honestly for myself:

I admire Benedict XVI as a pious, authentic and unbending witness of Jesus Christ. I’m glad I was among the thousands who have celebrated service together with him in the Olympic stadium. He is without doubt one of the wisest men of our time. He is a role model and example for the whole Christianity. He is truly a rock in the surge of relativism in our days. There is no reason not to love him as a brother.

But as a Protestant, I know I’m standing immediately before the face of God, surrounded with an abundance of priestly dignity, and am committed to Jesus Christ my Lord and God. The recognition of the Pope, I do not need for it!

Amen.

And the peace of God, which passeth all our reason, our hearts and minds in Christ Jesus our Lord forbid.
Thomas Roloff

Sonntag, 30. Oktober 2011

Sonntag &

poorly translated

Da hatte ich doch den Punkt „schlechte Laune“ für heute auf den Programmzettel gelegt und dann ist es das wunderbarste Wetter. Das Leben ist so unberechenbar. Es fühlte sich tatsächlich an, wie ein leicht zu kühler Spätsommertag. Oder wie ein Filmende, das mit immer neuen Variationen einfach nicht aufhören will, wenn man bedenkt, daß in vergleichbaren Regionen die ersten Schneestürme zu vermelden sind.


Wie auch immer, zwar kurz und verspätet, aber dann doch der übliche Bericht von der hiesigen Sonntagstafel, die überaschenderweise noch einmal auf der Terrasse stattfand (siehe eingangs). Ein Hähnchen nach erprobtem Rezept (geschmort auf Zwiebeln, Thymian, Salbei, Rosmarin und Oregano), frischer Rosenkohl, der tatsächlich auch nach Rosenkohl schmeckte, diesmal. Beim letzten Mal hatte er eher etwas von Pappmaché.


Und als große Variation eine Vorsuppe (eine Gemüsebrühe). Das war alles recht ordentlich, nur bei der Soße muß ich, als es um die angemessene Menge Salz ging, für 10 Minuten abwesend gewesen sein, nein, es ging gerade noch so. Und das Hähnchen sieht etwas eingeschrumpelt aus in der Tat, aber das lag nur daran, daß ich es noch für ein paar Minuten draußen abdecken mußte. Das ging zwar zu Lasten der Ansehnlichkeit, aber schließlich ist das Ganze dann noch kein Schauessen.


I had the item "bad mood" placed on the agenda for today, and then there is the most wonderful weather. Life is so unpredictable. It felt really like one of those a wee bit chilly late summer days. Or, as the last part of a film that finds no end, with again and again emerging variations; if you consider that from similar regions the first snow storms were reported. Anyway, though short and belated here comes the usual report of the Sunday dinner, surprisingly once again on the terrace (see above). Chicken - following a well-proven recipe (braised with onions, thyme, sage, rosemary and oregano), fresh Brussels sprouts, it actually tasted like Brussels sprouts, this time. Last time the taste rather reminded at papier mâché. And as a great variation vegetable soup as a starter. It was all pretty nice, except when adding the appropriate amount of salt while making the sauce, my mind must have been absent for 10 minutes or so, well not completely, it was bearable, nearly. And the chicken looks indeed a bit shriveled, but that was only because I had to cover it for a few minutes outside. That was obviously at the expense of good looks, but after all - the whole thing is still not showcase food.

Freitag, 28. Oktober 2011

Damen - Lyrik

Wenn das Vertraute zur Gruselgeschichte wird, ist es gut, wenn wir etwas Vertrautheit in uns aufgespart haben, woher auch immer, und am besten, man macht eine eigene Geschichte daraus, oder auch ein Gedicht. So in etwa, nur etwas ausführlicher, hatte ich vor kurzem auf dem Blog eines Freundes kommentiert, dessen Familie sich wohl gerade als eine solche erwies. Der Geist verhilft uns dazu, daß wir mit anderer Hilfe eine Insel der Vertrautheit, der Geborgenheit in uns aufzufinden vermögen, von der wir wieder aufbrechen müssen, ja, aber wir haben erfühlt, daß es dies wirklich gibt und dies Gefühl können wir mit auf die Wanderschaft nehmen.

Drei Gedichte von Damen, die ich jeweils nicht kannte, wurden mir von ganz unterschiedlicher Seite in den letzten Tagen genannt, und da kam ich auf die Idee, ich gebe sie einfach weiter. Als ich etwas näher nach den Namen sah (jedenfalls bei den deutschsprachigen, vielleicht finde ich auch noch eine ordentliche Übersetzung im anderen Fall, man schaue vielleicht bei Herrn Flemming hier nach), dachte ich mehrfach, nun ja, also lassen wir dies einfach heute so für sich stehen.

Clara Müller-Jahnke

Die eine Saite

Und wieder spielt der Abend auf den Wogen
in seiner herbstlich sonnenroten Pracht.
Auf goldner Straße kommt dahergezogen
die stille Sehnsucht, die so selig macht.
In lila Purpurdämmrung träumt der Strand.

Ein lauer Wind aus rosenroter Weite:
und mir im Herzen tönt die eine Saite, -
- die du gespannt.


Emily Brontë

Sleep brings no joy to me,
Remembrance never dies;
My soul is given to misery,
And lives in sighs.

Sleep brings no rest to me;
The shadows of the dead,
My wakening eyes may never see,
Surround my bed.

Sleep brings no hope to me;
In soundest sleep they come,
And with their doleful imagery
Deepen the gloom.

Sleep brings no strength to me,
No power renewed to brave:
I only sail a wilder sea,
A darker wave.

Sleep brings no friend to me
To soothe and aid to bear;
They all gaze, oh, how scornfully,
And I despair.

Sleep brings no wish to knit
My harassed heart beneath;
My only wish is to forget
In sleep of death.


Ina Seidel

Sanft - so dehnt sich mein Herz,
Segel, gehoben von Luft,
Sehnt sich weit länderwärts,
Stiller, blauer August -
Sanft so dehnt sich mein Herz.

Silberne Fäden fliehn
An mir vorüber im Wind,
Schimmernde Wolken ziehn,
Wege bedrängen mich lind.

Wege verlocken mein Herz,
Einer dem andern mich gibt,
Wiesenzu, wälderwärts:
Oh, wie die Erde mich liebt! -
Sanft - so dehnt sich mein Herz ...

Mittwoch, 26. Oktober 2011

Moltke oder Jackson

Denkmal des Generalfeldmarschalls Helmuth von Moltke,
Tiergarten, Berlin,

hier gefunden

Helmuth von Moltke (siehe auch hier), seit 1857 Chef des preußischen Generalstabs und offenkundig ein Mann von hoher militärischer Begabung, ist jemand, der weniger nach der Kälte seines Charakters als vor allem nach seinem Wirken beurteilt zu werden verdient. Wem also die Einigung Deutschlands durch Preußen vor mehr als 100 Jahren, und wie sonst hätte das geschehen sollen, keine Herzensangelegenheit ist, der mag darüber räsonieren, warum dies durch Kriege geschah. Und auch hier, man kann sich die Welt natürlich netter malen als sie realistischerweise zum jeweiligen Zeitpunkt ist, aber dann wird man auch nur ein Gewaltiger im Phantasiereich bleiben.

Ich gebe zu, daß der Feldherr jemand ist, den ich eher achte als mag, auch wenn er ein geborener Mecklenburger ist. Aber selbst ein Bismarck, der zu ihm des öfteren in Widerspruch stand, rang sich zu nachfolgender Würdigung durch:

„Das war ein ganz seltener Mensch, ein Mann der systematischen Pflichterfüllung, eine eigenartige Natur, immer fertig und unbedingt zuverlässig, dabei kühl bis ans Herz hinan.“ – „Moltke war sein ganzes Leben lang in jeder Beziehung ein sehr mäßiger Mann, während ich mein Licht immer an beiden Enden gebrannt habe, besonders in meinen jüngeren Tagen.“

Unser Lieben Frauen Kirche, Bremen
hier gefunden

Warum diese Würdigung erstaunlich ist? Nun die beiden standen in einer gewissen Konkurrenzsituation, wo die Eigenheiten der Charaktere und das Gebot der Sache häufiger eine gewisse Konflikt-Melange herbeiführten:

"Ich glaube, daß es gut sein würde, mein Verhältnis zum Bundeskanzler definiv festzustellen. Bisher habe ich dasselbe dahin aufgefaßt, daß der Chef des Generalstabes (besonders im Kriege) und der Bundeskanzler zwei gleichberechtigte und von einander unabhängige Behörden unter E.K. Maj. directem Befehl sind, welche sich gegenseitig in Kenntnis zu halten haben."
Denkschrift vom 29. Januar 1871 an Wilhelm I.

„Denn", Clausewitz zitierend: "für den Gang des Krieges sind vorwiegend militärische Rücksichten maßgebend, politische nur, insofern sie nicht etwas militärisch Unzuverlässiges beanspruchen. Keinesfalls darf der Führer sich bei seinen Operationen nur von politischen Eingebungen leiten lassen; er hat vielmehr den militärischen Erfolg im Auge zu behalten. Was die Politik mit seinen Siegen oder Niederlagen anfangen kann, ist nicht seine Sache, deren Ausnutzung ist vielmehr allein Sache der Politik. Wo wie bei uns das Staatsoberhaupt selbst mit uns ins Feld zieht, finden die politischen und militärischen Forderungen in seiner Person ihren Ausgleich."

Daß er den Primat des Politischen immer anerkannt hätte, nun, wenn, dann nur sehr schwankend, und es gibt einiges an Bemerkungen über die Natur des Krieges, das uns heute eher abstoßen dürfte, aber wie auch immer.

Ich bin zum militärischen Experten denkbar ungeeignet, darum, um nun wenigstens anzudeuten, was ihn in dem auszeichnete, was man wohl früher „Kriegskunst“ nannte. Ich müßte sowieso Anleihen nehmen. Also machen wir es kurz: Neben seiner enormen strategischen Begabung benutzte er die Möglichkeiten der beginnenden Industrialisierung (Eisenbahn) souverän. Situatives Denken - "Kein Plan überlebt die erste Feindberührung." Darum gab er auch den einzelnen operierenden Einheiten im Gefecht Verantwortung und somit eine gewisse Freiheit. Was aber nicht Planlosigkeit bedeutete oder daß man aus den bekannten Fakten keine möglichen Szenarien ableiteten müsse, also genaue Analyse des möglichen Gegners. Abkehr von überkommenen Gewohnheiten der Kriegsführung - "Getrennt marschieren, vereint schlagen". Mäßigung und Vorsicht - „Erst wägen, dann wagen“.

Dazu eine große Beherrschtheit im Charakter.


Mahalia Jackson, Bless This House
hier gefunden

Warum war das militärische so wichtig? Es war eine Frage der Selbstbehauptung, eine Einigung Deutschlands war nur gegen die Nachbarn möglich. Die Franzosen etwa sind, ob unter Ludwig XIV. oder Napoleon I., der III. hat es jedenfalls versucht, gern einmal in Deutschland eingefallen - Stichworte Straßburg, Heidelberg, das Ende des Hl. Römischen Reiches…

Die Briten belauerten argwöhnisch den wirtschaftlichen Erfolg Deutschlands und dessen zunehmendes Agieren auf der Weltbühne (das war schließlich ihr Revier), und überhaupt waren die größeren Staaten im 19. Jahrhundert mehr und mehr zu Raubtieren degeneriert (also viel innerlicher Verfall hinter einer dekorativ aufrechterhaltenen Fassade). Wer sich behaupten wollte, konnte das nur militärisch, jedem fallen da bestimmt ein paar entsprechende Zitate des Fürsten Bismark ein, aber um den geht es gerade nicht. Man brauchte also die Armee, um sich seiner immer mißgünstiger werdenden Nachbarn zu erwehren. Man hätte nur den Einsatz so lange als irgend möglich abwehren müssen, im Grunde hochgerüstet abwarten, weil die Zeit für einen war. Daß man seine neue Stärke ein wenig zu offen zur Schau stellte, nun gut, da zeigten die Deutschen etwas zuviel spätpubertäres Imponiergehabe, aber Frankreich und England waren de facto kaum weniger "militaristisch", das ist so ein von interessierter Seite lancierter Kampfquark, der schon recht angeschimmelt ist.


Mahalia Jackson, Amazing Grace
hier gefunden

In seiner letzten Reichstagsrede nicht lange vor seinem Tod sagte er (am 14. Mai 1890): "Meine Herren, wenn der Krieg, der jetzt schon mehr als zehn Jahre lang wie ein Damoklesschwert über unseren Häuptern schwebt, - wenn dieser Krieg zum Ausbruch kommt, so ist seine Dauer und ist sein Ende nicht abzusehen. Es sind die größten Mächte Europas, welche, gerüstet wie nie zuvor, gegen einander in den Kampf treten; keine derselben kann in einem oder in zwei Feldzügen so vollständig niedergeworfen werden, daß sie sich für überwunden erklärte, daß sie auf harte Bedingungen hin Frieden schließen müßte, daß sie sich nicht wieder aufrichten sollte, wenn auch erst nach Jahresfrist, um den Kampf zu erneuern. Meine Herren, es kann ein siebenjähriger, es kann ein dreißigjähriger Krieg werden, – und wehe dem, der zuerst die Lunte in das Pulverfaß schleudert!“.

Er hatte eine sehr genaue Vorstellung von dem, worum es ging, nämlich den „Bestand des Reiches, vielleicht die Fortdauer der gesellschaftlichen Ordnung und der Zivilisation, jedenfalls um Hunderttausende von Menschenleben“. Es wurden dann Millionen und das Reich ging auch zugrunde. Man kann auch weniger kühl von ihm reden, wie nachfolgend zu sehen.

Aber zuvor noch eine Erklärung: Ich stand vor der Frage, etwas über Mahalia Jackson, diese authentische Stimme Gottes, zu schreiben, oder diesen Herrn (sie wurde am 26. Oktober 1911 geboren). Aus gewissen Gründen kam es nun so, aber sie soll wenigstens eine Art Kommentar abgeben.


Mahalia Jackson, Trouble of the World
hier gefunden

„Ja, es war ein wunderbares Leben, das langsam zu Ende ging. Manchmal zeigte sich der Feldherr noch im Opernhaus in Berlin. Das Publikum grüßte, Moltke grüßte aus der großen Mittelloge zurück, ohne zu lächeln, und nahm Platz, einsam, das scharfe Feldherrngesicht wie eine Maske starr. So lauschte er der Musik. So lauschte er in das eigene vergangene Leben zurück, dem zukünftigen entgegen.
Es war der 24. April 1891. Friedrich August Dreßler, ein Freund des Hauses, saß vor dem Flügel, Helmuth Moltke, der Hauptmann, hielt das Cello zwischen den Knien. Sie spielten die Cellosonate von Chopin. Dann setzt man sich zum Whist. Einmal atmete der Feldherr schwer, als ränge er nach Luft. Aber es ging vorüber. Das Spiel wurde unterbrochen, man begab sich zum Flügel zurück, Dreßler musizierte. Der Feldherr folgte. Er nahm auf einem Armsessel Platz. Mit großen, seltsam leuchtenden Augen hörte er zu. Dann erhob er sich und verließ das Zimmer.
Da blies der sanfte Tod den Feldherrn an. Er strich über die Augen hin, in denen die Schlachten gestanden hatten, und die Augen schlossen sich. Der Feldherr seufzte noch einmal tief, als die Last von ihm abfiel, und war gestorben, wie er gelebt hatte: still, einsam, ohne Aufheben zu machen und voller Bescheidenheit.

Zur gleichen Stunde verließen zwei Kavallerieoffiziere, Prinz Max Hohenlohe und Graf Harald Gröben, das Gebäude am Königsplatz. Sie waren zum Generalstab kommandiert und hatten lange gearbeitet. Jetzt wollten sie mit gutem Appetit zu Abend essen und eine Flasche Wein trinken.
Als sie das Portal verlassen hatten und um das Gebäude herum bogen, kam ihnen der Generalfeldmarschall entgegen. Die Offiziere nahmen Haltung an, wie es sich gehörte, und grüßten. Auch der Posten präsentierte das Gewehr. Der Schweigsame grüßte nicht und ging mit seinen ruhenden Schritten an ihnen vorüber.
Seltsam, sagten die Offiziere leise. Der Generalfeldmarschall hatte weder Mütze noch Degen getragen, barhaupt war er vorübergeschritten mit erhobener Stirn. Und da ihre Blicke ihn suchten, fanden sie ihn nicht mehr.
Es drang aber Stimmengewirr und Unruhe aus dem roten Generalstabshaus, und die Kunde verbreitete sich, daß der Generalfeldmarschall zur gleichen Minute gestorben sei.
Dieses ist verbürgt und keine Legende. Es ist auch nicht Aberglaube im Spiel oder Lust an Gespenstern. Ein letztes Mal im Dasein des Feldherrn geschah das Natürliche, nur von der größeren Warte des Jenseitigen gesehen. So stark war die Kraft dieses Geistes, daß er das Werk noch in der Stunde des Todes nicht losließ und es verklärend umwanderte.“


Mahalia Jackson, Amazing Grace
hier gefunden

nachgetragen am 27. Oktober

Dienstag, 25. Oktober 2011

Dies & Das & Glaßbrenner


Ich hätte schwören können Adolph Glaßbrenner, schon erwähnt zu haben, ist wohl einmal mehr im Entwurf steckengeblieben. Manche sagen, er habe den Berliner Witz erfunden, jedenfalls hat er ihn sehr unterhaltsam aufgeschrieben. Dabei lebte er sogar für fast 10 Jahre hier in der Nähe. Er ist aber in Berlin geboren worden und gestorben ist er da auch (27. März 1810 / 25. September 1876). Seine schriftstellerische Tätigkeit hat ihn politischen Anfeindungen ausgesetzt (1848!), aber auch moralisch hatte er einen umstrittenen Ruf, so daß seine Frau, die Wiener Schauspieler Adele Peroni, nach Neustrelitz in die Provinz wechseln mußte, es gab da ein Theater, schließlich war es die Residenz unseres kleinen Großherzogtums Mecklenburg-Strelitz. Aber selbst dort war er am Ende nicht mehr wohlgelitten.

Es ist tatsächlich ein großes Vergnügen ihn zu lesen, ungeachtet dessen, daß man mutmaßlich auf der anderen Seite der Barrikade gestanden hätte. Und mehr soll das hier auch nicht sein, eine Einladung ihn zu lesen. Die Stücke sind nicht so, daß man eines in Gänze bringen könnte, also gebe ich mal 3 Empfehlungen. Die erste wäre eine launige Beschreibung des Gendarmenmarktes in Berlin mit einer hübschen Schlußpointe. Dazu nur dieser Link. Das ist in hochdeutsch. Zum Kringeln komisch sind aber die Sachen in Berliner Mundart, ich konnte mich hineinfinden, aber mag sein, daß mancher damit Schwierigkeiten hat. Man erkennt übrigens dabei, wieviel sich daran in den letzten 150 Jahren doch verändert hat, wie auch immer.

Zwei Texte habe ich da etwas geplündert, nur um einen Eindruck zu geben. Zunächst „Herr Buffey in der italienischen Oper“, in Gänze hier. Und dann ein längeres Stück über einen Verriß Goethes, in seiner Wurstigkeit zum Niederknien (das findet man dann hier). Kurz zu den Bildern, da es gerade so kühl ist, etwas wärmer Anmutendes, und ganz am Ende hat ein lädiertes Insekt diesen Blog mitgelesen.


Herr Buffey: „Thiere wie ich? Halt dein Maul, dummer Junge! Ob die Thiere niesen können oder nich, des is mir janz einjal: Du jloobst woll, dummer Junge, ick werde so'n Kameel wie so'n deutscher Jelehrter sind, un zwee Bände über janz wat Jleichgiltijes schreiben…
Nu sehn Se, Herr Jermer, was nützt mir nu alle meine Erziehung? Wenn die Natur ein Kind dumm jemacht hat, un man is Vater von des Kind, so is man in die unangenehmste Lage!“


Wilhelm: „Vater, die andern Sachen fangen doch immer schon um Sechse an, worum denn die italjenische so späte?“
Herr Buffey: „Die italjen'sche Oper fängt halb Sieben an, weil man besoffen sein muß, um Des zu joutire


Herr Rentier Buffey über Göthes „Torquato Tasso“

„… Sie entschuldjen, Herr Flitter, deß ich an Ihnen schreibe, des heeßt, einen Brief, nennt man des? Sie fragen natürlich Wie so?, weil wir in eine Stadt wohnen, in Berlin, aber ich sehe Ihnen villeicht in de erste Zeit nich, un mir is es mit Tarkwato Tasson in meinen Kopp noch nich janz richtig, un da Hulda mit ihre verheirathe Freundinnn nach Hamburg jereist is, so wende ich mir an Ihnen, ob mein Urtheil richtig is…

Jethe hat mich nämlich nie jefallen können, weil er Allens so von sonne kalte Seite anfaßt, so mit Jlacee-Handschen, nich aus't Herz raus. Er besitzt Vernunft, des is wahr, aber er is mir zu vornehm und zu stille, er hat keenen Schwunk, Fantarsie heeßt des. Un denn fehlt et ihm ooch an Riehrung un an Wahrheit, denn wenn er mal Mensch sind will, denn hängt er sich jedes Mal noch drei Mäntel um, damit er sich nich erkältet. Ich habe nämlich darüber jelesen un habe mich ooch immer gedacht: ein Dichter muß en janz andrer Mensch sind, also so wie jeder andre Mensch is, denn sonst is er keen Dichter, natürlich, sondern macht am Ende blos des in so'ne duse, jlatte Verse, was jeder Hans Narre bei Dieses oder Jenes fühlt. Dichter, hab' ich mir immer jedacht, des is so: man hat en jroßes Herz un en jroßen Jeist, so deß man sich über die Natur fortschwingen un wieder Jott vor sich alleene sind kann? Wie? Oder wie soll ick mir ausdrücken? Man hat die janze Welt in de Tasche un fliegt damit nach de Sonne ruf. Na nu, wat geschieht mir? Nuh jeh' ick den Mittwoch nach Tarkwato Tasson, dem ich noch nich persönlich jekannt habe, uf'n zweeten Rang mit Willemmen, un wollte mir so recht delektiren. Denn Sie wissen, Herr Flitter, ich schmeichle mir mit meine Meinung, mit Urtheil, nennt man des, über Kunst. So seh' ich des Stück! Tarkwato kommt vor un dhut nischt; die Andern kommen ooch vor, und dhuen ooch nischt, un wie Jott den Schaden besieht: is des Stück mit een Mal aus! … Nu erklären Sie mir des, wo da die Poesie sitzt??
…Ne, uf solche Frauenzimmer-Witze eine janze Trajedie bauen, …. uf so'ne Dummheiten laaße ich mir nich in. Scheckspier hätte es nich jedhan, dazu war er zu jesund. Wenn ick Jöthe jewesen wäre, ick würde mir schämen, so kleenlich un erbärmlich zu denken, un so'n pimpliches Zeug zu schreiben, nennt man des!

Nu, bitte, Herr Flitter, sagen Sie mir Ihr Urtheil darüber, damit ich sehe, wie des mit meins übereinstimmt, schriftlich, pro Stadtpost, nich frankirt. Ich bezahle den Jroschen, ich kann des!“

nachgetragen am 26. Oktober

Montag, 24. Oktober 2011

Häusliches

poorly translated

Üblicherweise ist das Häusliche ja auf die Sonntage beschränkt, aber diesmal eine Ausnahme, Impressionen vom Geburtstag meiner Frau Mutter. Zuerst wurden fromme Lieder gesungen, dann Torten vernichtet.


Im Mecklenburgischen ist es üblich, pro Gast eine Torte zu rechnen. Hier noch entsprechende Nachträge, ein paar Exemplare hatten wir ja kürzlich.



Dann das Abendbrot. Nicht im Bild befindliche Kinder hatten sich sehr nützlich gemacht bei der Erstellung der Käseplatte. Gut das reicht dann auch. War aber gar nicht so schlimm.


Usually this kind of stuff is indeed reserved for Sundays, well this time an exception, impressions from the birthday of my mother. First they sang hymns, and then cakes were destroyed. In Mecklenburg it is customary to expect a cake for each guest. Here are some additions; we had a few already recently. Then the dinner. Not in the picture to see little children who had made themselves very useful in preparing the cheese plate. Well that's enough for this time. Wasn’t that bad by the way.

nachgetragen am 25. Oktober

Sonntag, 23. Oktober 2011

Sonntag &

poorly translated

Ich gebe zu, ich bin heute etwas schreibunlustig, manchmal mag man sich einfach selbst nicht mehr lesen. Aber nun gut, das ist vermutlich nur eine Phase. Der übliche Bericht. Noch einmal draußen auf der Terrasse, was für ein erstaunlicher Herbst. Zu essen gab es Schweineschnitzel geschmort auf Zwiebeln, Thymian, Rosmarin, Salbei und Oregano. Und dazu Apfelsauerkraut (Sauerkraut, geschmort mit Apfelscheiben, ein Boskoop diesmal, und Wacholderbeeren, habe bestimmt noch ein paar Details vergessen). Die Torten tauchen auf, weil meine Frau Mutter morgen Geburtstag hat, das wird vermutlich sehr unterhaltsam (man sollte die Hoffnung nie aufgeben).







I admit today I am not that inclined to write something or should I say I’m adverse to writing at the moment? (since I don’t know any proper English why should I worry), sometimes you just don’t like to read yourself anymore. But well, this is probably just a phase. The usual report: Once outside on the terrace again, which is surprising for autumn. There was pork stewed with onions, thyme, rosemary, sage and oregano for dinner. And with apple sauerkraut (braised with apple slices, a Boskoop this time, and juniper berries, maybe I have forgotten a few details). The cakes appear because of my mother's birthday tomorrow, which is likely to be very entertaining (you should never give up hope).

Samstag, 22. Oktober 2011

Liszt und so


Transkription der Pastorale von Beethoven, Glenn Gould
hier gefunden

„Ich wollte zum Schreiben dieses Posts Musik von Liszt auflegen, musste aber erst nachdenken, wo die Liszt CDs eigentlich sein könnten. Ich vermutete sie in einem Kasten in einer dunklen Ecke (ja, da muss mal wieder gestaubsaugt werden), wo auch Chopin ist.“ Mit derlei launigen Bemerkungen würdigte der Blogger Jay Franz Liszt’s 200. Geburtstag, während Herr Morgenländer doch deutlich milder, um nicht zu sagen euphorisch urteilt. Beide haben ihren Post Musik beigegeben. Insofern auch aus diesem Grund empfehlenswert, die beiden Orte aufzusuchen. Es ist zwar wieder ein Nachtrag geworden, aber vielleicLinkht stolpert ja jemand darüber. Ich selber, gebe ich zu, habe bei Liszt aus verschiedenen Gründen oft ein unbehagliches Gefühl. Das mag damit zusammenhängen, daß er unbewußt immer mit diesen unerfreulichen Nachrichten verbunden bleiben wird, aber dafür kann er ja nichts, wie auch immer.
nachgetragen am 24. OktoberLink

Freitag, 21. Oktober 2011

nächtlich





Wir sind gerade ein wenig zu müde, aber nun gut.

That time of year thou mayst in me behold
When yellow leaves, or none, or few, do hang
Upon those boughs which shake against the cold,
Bare ruined choirs, where late the sweet birds sang.
In me thou see’st the twilight of such day
As after sunset fadeth in the west;
Which by and by black night doth take away,
Death’s second self, that seals up all in rest.
In me thou see’st the glowing of such fire,
That on the ashes of his youth doth lie,
As the death-bed, whereon it must expire,
Consum’d with that which it was nourish’d by.
This thou perceiv’st, which makes thy love more strong,
To love that well, which thou must leave ere long.

Shakespeare, LXXIII


Die zeit des jahres magst du in mir sehn
Wo gelbe blätter • keine • wenige hangen
Auf diesen ästen die im wind sich drehn •
Chor-trümmer kahl wo einst die vögel sangen.

In mir siehst du zwielicht von solchem tag
Der nach der sonne weggang bleicht im west •
Das schwarze nacht gar bald entführen mag ..
Zwilling des tods umhüllt sie alles fest.

In mir siehst du das brennen solcher glut
Die auf den aschen ihrer jugend schwebt
Wie auf dem totenbett wo sie bald ruht –
Durch das verzehrt wovon sie einst gelebt.

Dein lieben wächst • wirst du dir dess bewusst •
Und du liebst wohl was du bald lassen musst.

Übersetzung von Stefan George

Das waren also die notwendigen Nachträge. Das Sonett ist von Shakespeare, wie wir alle wissen, und da dort von Feuer und Asche die Rede ist… Hier wäre noch eine Übersetzungsvariante, ist auch sonst interessant zu lesen.

Donnerstag, 20. Oktober 2011

Für Birdie


Ich schreibe dies gerade ziemlich müde herunter, vielleicht fällt mir morgen auch noch etwas Besseres ein, aber… Zuerst fand ich ihren Namen, meine ich, mich zu erinnern, auf einem wunderbaren Blog, der sich als eine grausam-traurige Illusion erwies, auch wenn die Person, die ihn verursachte, besseres verdient hätte, aber so sind sie die Netze der Illusionen.

“I’ve learned to distinguish between hope and expectations. While both feelings anticipate an outcome, hope is the one to which I must cling because it embodies faith in a desirable conclusion. Hope is amorphous and resilient, adapting to moments, emotions and setbacks with renewing energy; it is the essence of God’s grace made present in everyday events. Expectations have definitive boundaries, and if they are not met, they shatter. Expectations at best offer satisfaction but more often can lead to sorrow, while hope remains uplifting even in the hardest of times. Keep those good wishes, prayers and laughter coming! They bring hope.”

Nur kurz erläutert, sie kämpft gerade mit ihrem Krebs: Einen anderen Beitrag von ihr hatte ich vor langer Zeit versucht, in mein Nicht-Englisch zu übersetzen. „In jeder menschlichen Beziehung sind es die Erwartungen, die uns in Schwierigkeiten bringen.“ Sie ist ein sehr weiser Mensch.

Happy Birthday Birdie, God bless you!
please

Mittwoch, 19. Oktober 2011

St. Lukas &


Ich habe ganz versäumt, an den Gedenktag des Evangelisten Lukas zu erinnern, wo mir doch Herr Roloff seinen kleinen Text zugesandt hatte, mit dem er den Fortschritt der Restaurierungsbemühungen in der Schönhauser Kirche dokumentierte. Dies sein nun doch noch nachgetragen und damit gleichzeitig des Evangelisten gedacht.


Der Evangelist Lukas kehrt zurück.

Pünktlich zu seinem Gedenktag, heute am 18. Oktober, kehrt die zum Altar gehörende Figur des Evangelisten Lukas in die Schönhauser Kirche zurück und wird um 19:30 Uhr mit einer kleinen Andacht begrüßt.

Der Verfasser des Evangeliums und der Apostelgeschichte war Arzt von Beruf und wurde ein Freund und Begleiter des Paulus. Es war ihm von besonderer Wichtigkeit, das Leben Jesu in seiner weltgeschichtlichen Bedeutung darzustellen. Bereits die Kindheitsgeschichte stellt einen Zusammenhang zum ersten römischen Kaiser Augustus her, und in der Apostelgeschichte wird berichtet, wie die Auferstehungsbotschaft unaufhaltsam nach Rom, dem damaligen Zentrum der Welt, vordringt. Lukas gilt durch seine Schilderungen aber auch als einer der ersten Verehrer der Gottesmutter Maria und wurde der erste Maler eines Madonnenbildes.

Sein Leben endete um das Jahr 84 wahrscheinlich mit dem Martyrium. Der Evangelist soll an einen Olivenbaum gekreuzigt worden sein. Reliquien werden in Konstantinopel, Padua und auf dem Athos bewahrt. Seines Berufes und seiner Begabungen wegen ist Lukas zum Patron der Ärzte und der Künstler geworden.

Die Bauernregel zum 18. Oktober verheißt: „St. Lukas mild und warm, Winterkält´ dass Gott erbarm´.“
Thomas Roloff



Dienstag, 18. Oktober 2011

Potsdamer Spaziergänge


Ich liebe diesen Ort wirklich, oder die Idee dieses Ortes oder im Versuch, es besser zu sagen: Die Spuren dessen, wie menschlicher Geist im Angesicht der Schönheit dem Wirklichen zu seiner wahreren Natur verhilft. Ich durfte gestern zwei Freunden aus Zürich Potsdam zeigen, von denen der eine diesen Blog pflegt, so habe ich ihn auch kennengelernt. Wir begannen also mit St. Nikolai, ein Ort, der mir zunächst wie ein Theaterbau erschien und mit den Jahren völlig vertraut wurde. Im Rücken ein Ungetüm aus Beton, aus dem bald der Neubau des Stadtschlosses werden soll.


In solchen Momenten fragt man sich sofort, was weniger bedrückend ist, die offen häßliche Leere (in diesem Fall eine einstmals in den Platz des zerstörten Schlosses gerammte zu große Straßenkreuzung) oder die innerlich häßliche Illusion eines Neubaus, der das Vergangene als Tapete auf sein Ungenügen klebt. Die Illusion. Denn Menschen vergessen schnell, die meisten sehen das Häßliche kaum, geschweige, daß sie daran leiden. Man muß es ihnen vor die Nase halten, was sie vermissen (sollten), sonst haben sie nicht einmal eine Idee. Doch genug davon. Potsdam ist trotz aller Zerstörung noch und wieder ein traumhafter Ort. Und manchmal, selten, gibt es sogar Beispiele gelungenen neuen Bauens, dessen Auswürfe einen im Zweifel doch sonst eher an ausufernden Rinderwahnsinn erinnern.


Aber tun wir all dies beiseite. Das dort oben ist übrigens ein solch selten gelungener Neubau, gefolgt vom Brandenburger Tor, der Potsdamer Variante. Und ich war froh von Antonio zu hören, man spüre, dies sei eine königliche Stadt. Das war noch vor Sanssouci.


Sanssouci. Die Idee des Schönen, zu dem man in einer eleganten Bewegung aufzusteigen vermag, um dann in einen Raum der Leichtigkeit zu gelangen. Das auch. Vorher aber noch der Traum von der christlichen Antike, abzulesen an der Friedenskirche.


Zu dem Merkwürdigen an Potsdam gehört, daß es in seinen besseren Teilen aus gebauten Träumen besteht, die die Wirklichkeit verändern, nein nicht verändern, eher, ihr auf den Grund gehen. Das Zufällige, das Banale, das Mißgestaltete ist etwas, das mit gutem Willen und Geschmack, gestützt von gewissen Überzeugungen überwindbar ist.


Und dann sind wir endlich in dem Raum, der unserer Natur entspricht, dem der Freundschaft und der Schönheit, in dem Ideen und Natur Umgang miteinander haben.


Walking through Potsdam
(Not really a translation)

I really love this place, or the idea of this place, or in an attempt to say it better: the traces of how the human spirit facing real beauty tries to help reality to reveal its truer nature. Yesterday I had the opportunity to show two friends from Zurich Potsdam, one of them has this blog, this way I met him first. We began with St. Nicholas, a place that appeared at first like a theater to me and becomes completely familiar over the years. In the back there is a monster of concrete from which will soon arise again an old building, somehow, the gone City Palace.
At such moments one wonders immediately, which is less sad, the open ugly emptiness (in this case there was a major road junction rammed into the place of the ruined castle once) or the inwardly ugly illusion of a new building, which uses the past like a wallpaper to hide its insufficiency.
The illusion of course. After all, people quickly forget most of the ugly, barely see it, let alone that they suffer from it. One has to shove it right under their noses what they are missing (or should), otherwise they wouldn’t even have an idea. But enough of that. Potsdam is despite all the destruction and yet again a wonderful place. And sometimes, rarely, there are even examples of pleasant new buildings; usually this new style reminds to rather be a result of mad cow disease.
But we want to put all this aside. By the way up there is such a rare pleasant new building, followed by the Brandenburg Gate, the Potsdam variant. And I was glad to hear from Antonio he felt that this was a royal city, indeed it is. And that was before Sanssouci.
Sanssouci. The idea of beauty to which you can ascend in an elegant move to join a space of pure lightness. Among other things. And before there was this dream of Christian antiquity to discover at the “Church of Peace”.
The strange thing about Potsdam is that in its better parts it’s built from dreams. To change reality, no, do not change, rather to find the reason of all reality. And the accidental, the trivial, the deformedly is something that can be overcome with good will and taste, supported by certain beliefs.
And then we're finally in this room belonging to our nature of friendship and beauty, in which ideas and nature talking to each other.

Sonntag, 16. Oktober 2011

Sonntag &

poorly translated

Merkwürdig, manchmal hat man die nettesten Bilder und es war furchtbar, und dann… Heute ist „dann“. In der Tat bin ich recht unlustig, den üblichen Bericht abzuliefern. Aus verschiedenen Gründen, die aber alle eher äußerlich sind. Es begann damit, daß meine Frau Mutter mir beim Eintreffen freudig mitteilte, sie habe den Hackbraten (den „Falschen Hasen“ nach ihren Worten, und den mache man genau so, von allem anderen wisse sie nichts) schon fertig. Damit konnte ich mein geplantes Rezept, das ihr bekannt war, erst einmal vergessen und 3 Minuten später hatte sie dann auch die Küche verlassen. Bevor man sehr böse mit mir wird, sage ich nur soviel, es gibt Menschen, die ihr Selbstbewußtsein etwas ungesteuert verbreiten, um anschließend ihr Beleidigt-Sein um so mehr genießen zu können. Und dann hatte die Kamera beschlossen, nur die letzten paar Bilder anzuzeigen etc.

Der Hackbraten aber war wenigstens ziemlich gelungen. Also der „fertige“ Hackbraten bestand aus Hackfleisch mit Zwiebeln und Semmelmehl, zwei Eiern, Pfeffer und Salz. Dem noch mehr fertigen waren Thymian und Oregano frisch kleingehackt hinzugefügt worden, und es gab eine Füllung aus Steinpilzen und Champignons. Als Gemüse geschmorte Mohrrüben und Rosenkohl. Ansonsten kann ich nur zeigen, was die Kamera an Bildern übriggelassen hat.


Strange, sometimes you have the nicest pictures and the dish was terrible, and then... Today was "then". In fact, I'm quite reluctant to deliver the usual report. For various reasons, but they are all rather superficial. It began when my mother told me joyfully when I arrived, all has been done already, she meant the meatloaf (the "wrong hare" in German and in her words, and she would have made it exactly the way it has to be done and she would know nothing about everything else). So I could forget my planned recipe that she knows, 3 minutes later she left the kitchen. Before one is angry with me, I can only say that there are people who have little control about their self-confidence, so they like to put it at the wrong place just to enjoy feeling offended afterwards. And then the camera decided to display only the last few pictures, etc.

But at least the meatloaf but was a success in my opinion. To the "finished" meatloaf which consisted of ground beef with onions and bread crumbs, two eggs, salt and pepper was added to finish it even more thyme and oregano, freshly chopped, and a filling of yellow boletus and mushrooms. The vegetables were braised carrots and Brussels sprouts. Otherwise I can only show what the camera has left from the pictures.


Nachtrag

Merkwürdig, nun hat sich diese Kamera doch noch an ein paar Bilder erinnert, von denen diese beiden (oben und unten) nachgetragen werden sollen.

Samstag, 15. Oktober 2011

morgens




Ich bin gerade dabei, einigen verlorengegangenen oder sagen wir eher, verblaßten Spuren nachzugehen. Das gelingt selten, aber wie auch immer. Zwischendurch wollte ich wenigstens ein paar Bilder vom heutigen Morgen anbringen, der ganz außergewöhnlich in seiner Klarheit war, auch wenn man das den Bildern nicht eben ansieht. Wir nehmen Spuren auf und verlieren sie wieder, wir wecken fremde Erwartungen, denen wir nicht gerecht werden und sind versponnen in unsere eigenen, pflegen desungeachtet mit Hingabe unsere Enttäuschungen, kurios das alles.

Wenn alles gut geht, bin ich am Montag einmal wieder in Potsdam, aus einem Grund, der mir sehr angenehm ist. Und um uns gar nicht so weit von dem angeschlagenen Ton zu entfernen – Herr Prof. Aue hat das nachfolgende Gedicht von Trakl übersetzt (auch in Gedanken an die armen englischsprechenden Seelen, die sich mitunter hierher verirren):

Georg Trakl

At the Hill

Silently fades on the fringe of the forest
a darkening deer,
comes to rest at the hill the wind of the evening,

soon subsides the plaint of the blackbird
and the flutes of the autumn
quiet down in the reeds.

With silver thorns
hits us the Frost,
us, the dying, bent over graveyards.

High up dissolves the blue of the clouds:
Out of their somber decay
stride the shining Seraphs of God.

Translation: Walter A. Aue

Georg Trakl

Am Hügel

Still vergeht am Saum des Waldes
Ein dunkles Wild
Am Hügel endet leise der Abendwind,

Balde verstummt die Klage der Amsel
Und die Flöten des Herbstes
Schweigen im Rohr.

Mit silbernen Dornen
Schlägt uns der Frost,
Sterbende wir über Gräber geneigt.

Oben löst sich blaues Gewölk;
Aus schwarzem Verfall
Treten Gottes strahlende Engel.